Start-up-Boom: Smarte Hardware made in Germany

Deutschland entwickelt sich allmählich zu einem Hotspot für Hardware-Start-ups. Zwei neue Berliner Acceleratoren unterstreichen diesen Trend: Sie sollen die Hauptstadt zu einem Hardware-Hub machen, der dem Silicon Valley europäische Akzente entgegensetzt.

Die Zeiten, in denen für die Hardware-Entwicklung riesige Investitionen getätigt werden mussten, sind vorbei. Der technische Fortschritt hat die Einstiegshürden gesenkt, die Rahmenbedingungen für die berühmten „Garagenbastler“ sind deutlich besser geworden.

In Deutschland sind die Hardware-Entwickler derzeit die Hoffnungsträger der hierzulande noch recht überschaubaren Start-up-Szene. Besonders Smart-Devices, die über WLAN und Bluetooth mit anderen Geräten kommunizieren, sind schwer im Kommen. Der deutsche Hersteller Fritz! ist ein schönes Beispiel für ein erfolgreiches, deutsches Unternehmen.

Die europäische Hardware-Revolution

Viele junge Gründer orientieren sich an den derzeitigen Top-Topics der Branche, dem Dauerthema „Internet der Dinge“ und der neuen Generation der smarten Wearables. Als solche bezeichnet man digitale Geräte, die direkt am Körper getragen werden.

Bekannte Beispiele sind die Datenbrille Google Glass oder die Apple Watch. Unter dem Schlagwort „Internet der Dinge“ wird die Entwicklung, dass immer mehr Geräte miteinander vernetzt kommunizieren zusammengefasst was man dann als „smarte Hardware“ bezeichnet.

berlintorBild: © moerschy CC0 1.0 ; pixabay.com

Auf diesen Gebieten scheint sich derzeit eine regelrechte europäische Hardware-Revolution abzuzeichnen – und Deutschland spielt dabei eine wichtige Rolle.

Schon vor einigen Jahren erregte der amerikanische Investor Jon Sodberg mit einem Interview aufsehen, indem er den deutsches Start-ups eine weltweit einzigartige Aggressivität attestierte, was unter Venture-Capital-Investoren als großes Kompliment zu verstehen ist. Überraschungserfolge wie das Crowdfunding des bayerischen Tech-Start-ups BRAGI, das für ihre kabellosen In-Ear-Kopfhörer weit über drei Millionen Dollar einsammelten, konnten die Euphorie weiter anheizen.

Wird Berlin zum Hardware-Hub?

Gleich zwei neue Acceleratoren – wörtlich: Beschleuniger – sind nun in Berlin an den Start gegangen, um die vielversprechende Entwicklung der deutschen Hardware-Start-up-Szene mit intensivben Coachings zu fördern. Das Hardware-Labor Hardware.co ist ein Netzwerk für Technikvisionäre und -begeisterte und bezeichnet sich als Europas erster Hardware-Accelerator.

Ich habe mit den Gründern gesprochen. Das Projekt wird vom Betahaus Berlin in Zusammenarbeit mit dem bekannten Elektrohändler Conrad betrieben und unterstützt Gründer bei der Umsetzung innovativer Hardware-Konzepte.

Zwei bis drei Mal im Jahr will Hardware.co sein Coachingsprogramm durchführen, neben Berlin ist München als weiterer Standort geplant. Mit AtomLeap geht im Sommer dieses Jahres der zweite Hardware-Accelerator an den Start. Erstes Projekt ist ein achtwöchiges Summer Camp zum Thema „Internet of Things“ mit dem Fokus auf Sensorik, Vernetzung und Gesundheit.

Mein Tipp: Bewerben! Acht Teams können sich mit ihren Start-up-Ideen bewerben und diese weiter vorantreiben: Dem besten Konzept winkt eine Finanzspritze von 100.000 Euro.

Mit deutscher Hardware ist zu rechnen

Langfristige Prognosen lassen sich in der kurzatmigen, auf disruptive Innovation angelegten Welt der Start-ups kaum treffen. Die deutsche Euphorie für Hardware könnte ebenso schnell wieder abklingen, wie sie aufgekommen ist.

Dass die ersten überraschenden Erfolge feste Strukturen wie Acceleratoren hervorbringen, auf die andere Gründer aufbauen können, ist aber ein gutes Zeichen.

Dass es sich dabei schon lange um keinen Nischenbereich mehr handelt, lässt sich auch an der hohen Nachfrage nach Hardware-Entwicklern in den Stellenportalen ablesen. Die Entwicklung zeigt: Auch außerhalb des Silicon Valley kann smarte Hardware entstehen, die international auf sich aufmerksam macht.

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