Wie Künstliche Intelligenz zu Abhängigkeit führt

von | 25.06.2017 | Tipps

„Künstliche Intelligenz“ ist gerade das Zauberwort im Silicon Valley. Alle entwickeln an superschlauen Programmen, die ständig dazu lernen – und uns im Alltag helfen sollen. Einen Vorgeschmack haben wir mit Siri und Co. schon im Handy bekommen. Doch KI-Systeme dringen immer mehr in unseren Alltag, etwa in Form von Digitalen Assistenten, die wir uns zu Hause hinstellen – oder Assistenten im Auto, die sogar fahren.

Ob Amazon Alexa. Google Home. Oder Apple HomePod: In den Promovideos der Hersteller machen die Digitalen Assistenten für zu Hause immer eine gute Figur. Sie verstehen jedes Wort, führen artig alle Anweisungen aus, kennen auf jede Frage eine Antwort. In Wahrheit machen die Assistenten aber nur das, was sie können – oder was die Hersteller wollen.

Zwischen 50 und 350 EUR kosten die Digitalen Assistenten für Zuhause. Da darf man wohl einiges erwarten. Manches klappt auch ganz gut, etwa, wenn man die Digitalen Butler nach dem Wetter fragt, wenn sie Musik abspielen sollen – oder wenn man sie bittet, an etwas zu erinnern.

Aber: Die Assistenten entscheiden, welche Musik sie empfehlen, welchen Kinofilm sie zuerst nennen, welche Fahrtroute sie vorschlagen – und was sie überhaupt verstehen wollen. Auch die Assistenten in den Smartphones.

Donot disturb while driving

Ein anderes Beispiel für konkrete Bevormundung durch Technik. In iOS 11, dem neuen mobilen Betriebssystem von Apple, das schon bald kommen soll, gibt es eine neue Funktion, die sich „Do not disturb while Driving“ nennt.

Die Sensoren im Smartphone erkennen, ob man gerade Auto fährt. Ist das der Fall, schaltet iOS einfach das Display ab. Es werden keine Nachrichten mehr angezeigt, die stören könnten. Und die Absender der Nachrichten bekommen einen Hinweis, dass ich gerade fahre.

Klingt sinnvoll, weil sie sich so womöglich Unfälle vermeiden lassen. Weil die Menschen nicht mehr ständig während der Fahrt aufs Handydisplay schauen. Aber was, wenn man auf dem Beifahrersitz sitzt oder im Taxi?

Bevormundung durchs Handy

Dann muss man die Bevormundung des Handys umgehen. Sofern überhaupt möglich, bedeutet das mehr Aufwand: Weil man die Einstellungen manuell ändern muss. Je mehr man Digitale Assistenten nutzt, je mehr Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt, die für uns entscheidet, umso größer ist der Kontrollverlust.

Wenn ich selbst etwas google, im Internet suche, sehe ich, welche Quellen und Angebote es gibt – und kann alles mal ausprobieren und aus der Nähe betrachten. Bei den Digitalen Assistenten ist das unmöglich. Da entscheiden die Assistenten, was relevant ist und was nicht. Was sie für unwichtig halten, wird erst gar nicht erwähnt.

Das gibt den Assistenten und damit den Anbietern dahinter, also Amazon, Google, Apple und Microsoft jede Menge Macht. Wir sollten uns über diese zunehmende Abhängigkeit im Klaren sein – und sie vermeiden, wo möglich.

Wenn Software Autos steuert

Auch im Auto übernehmen Assistenzsysteme immer öfter die Kontrolle. Sie halten Abstand zum Vordermann, parken das Auto ein, sorgen dafür, dass wir nicht über die durchgezogene Linie fahren und vieles mehr.

Doch das ist erst der Anfang. Die Industrie plant bekanntlich autonome Autos, die selbst fahren können – ohne Fahrer.

Das bringt Probleme mit sich. Denn wenn Software das Auto steuert und nicht der Mensch, dann muss diese Software auch in der Lage sein, in Extremsituationen eine Entscheidung zu fällen. Etwa dann, wenn ein Unfall unvermeidbar ist.

Moral Machine: Was soll die Sofware machen?

Beispiel: Die Bremsen sind defekt. Was tun? Das Auto gegen die Mauer fahren – und selbst verletzt werden? Oder einen Ausweg suchen und womöglich Passanten verletzen?

Die Moral Machine ist ein Projekt des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Hier beschäftigt man sich vor allem mit Technikthemen. Der Besucher des Portals muss sagen, welche Entscheidung er in ganz konkreten Verkehrssituationen moralisch bevorzugen würde. Ist ein Tierleben genauso viel wert wie ein Menschenleben? Das einer älteren Person genauso viel wie das einer jüngeren?

Dutzende Situationen, die bewertet werden können. Wer mag, kann auch mit anderen diskutieren. Am Ende gibt man an, nach welchen Kriterien man selbst die Entscheidungen fällt. Auf diese Weise sammeln die Forscher Informationen darüber, wie Menschen Situationen bewerten – das könnte dann in die Programmierung von autonomen Autos mit einfließen.

 

 

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