KI Biennale: Was kann KI eigentlich?

von | 22.04.2022 | Tipps

Die „KI Biennale“ in der Stadt Essen will dazu anregen, dass wir mehr nachdenken und sprechen über Künstliche Intelligenz (KI) in Kunst, Kultur, Privatleben und Arbeit. Das ist angesichts der Chancen und Risiken von KI eine sehr gute Idee.

In der Stadt Essen gibt es eine ungewöhnliche Veranstaltung: die KI Biennale. Ein Festival für Künstliche Intelligenz. Es geht von morgen, Samstag bis zum 12. Juni. In der Stadt gibt es Filme zu sehen, es werden Diskussionen und Vorträge geboten, es gibt Ausstellungen, die sich mit KI in der Kunst und „Kann KI auch Kunst?“ beschäftigen und vieles anderes mehr. KI im Privatleben, KI im Berufsleben. Die Veranstalter wollen, dass wir mehr über KI nachdenken und reden.

Übernimmt KI die Weltherrschaft?

Künstliche Intelligenz ist ja ein Begriff, der viele denken lässt: Da kommen Computer, die sind viel schlauer als ich – und übernehmen irgendwann die Herrschaft. So wie im Film „Terminator.

Schlauer als ich – ja, in gewisser Weise. In einem Teilbereich, auf den sie spezialisiert sind ganz sicher. Ein KI-System kann sicher schneller und besser etwas erkennen. Wer auf einem Foto zu sehen ist. Ob eine Röntgenaufnahme einen Tumor zeigt. Wie sich Prozesse optimieren lassen. Dafür werden die lernenden Systeme trainiert – und das können sie dann irgendwann besser und vor allem schneller. Aber ist das „intelligent“? Da streiten die Experten und ich sagen: Nein. KI-Systeme sind Entscheidungsoptimierungssysteme.

Sie machen das, wozu sie trainiert sind, aber auch nicht mehr und nicht weniger. Sie treffen in dem Sinn keine eigenen Entscheidungen. Sie haben keine Emotionen – die werden bestenfalls simuliert, damit wir uns besser fühlen. KI kann auch keine Kunst erschaffen, auch wenn das immer wieder behauptet wird. Aber dafür müsste man fühlen und empfinden können, das kann KI nicht. KI kann, wenn man es ihr sagt, ein Bild erstellen, das „schön aussieht“. Nach den Kriterien, was ein schönes Bild ist. Aber das ist keine Intelligenz.

Wege optimieren: Das kann KI besonders gut

Wege optimieren: Das kann KI besonders gut

Wenn KI Witze erzählt … und keiner lacht

Aber kann KI auch einen Witz erzählen – das wäre ja vielleicht manchmal sogar hilfreich…

Wenn Du sagst „Hey Siri, erzähle mir einen Witz“, präsentiert Dir Dein Handy oder Smart Speaker einen Witz. „Zwei Flöhe kommen aus einem Kino. Fragt der eine: Gehen wir zu Fuß oder nehmen wir uns einen Hund?“ Hahaha… Das sind natürlich nur einprogrammierte Witze, die runtergeleiert werden. Aber Humor zu erkennen und erst recht zu simulieren, das ist schwierig, weil es zutiefst menschlich ist. Und selbst unter Menschen schwierig, wie wir wissen.

Was der eine witzig findet, das findet der andere unmöglich oder einfach nicht lustig. Aber auch daran wird gearbeitet: Google hat gerade erst ein KI-System vorgestellt, das Humor erkennen soll. Das System kann Widersprüche erkennen. „Mann beißt Hund“ – das ist nicht logisch. „Hund beißt Mann“, das schon.

Das neue KI-System kann auch Filme anhand von Emojis identifizieren, also den emotionalen Wert von Filmen erkennen – und den von Emojis. Aber das ist nur ein kläglicher Anfang und erfordert immense Rechen-Power. Das System besteht laut Google aus 6144 von dem Unternehmen speziell für maschinelles Lernen entwickelten Computerchips, sogenannten Tensor Processing Units (TPU). Um die KI anzulernen, habe man sie mit 540 Milliarden Parametern trainiert.

KI kann Emotionen bestenfalls simulieren

KI kann Emotionen bestenfalls simulieren

Manche sehen KI als Bedrohung

KI werden ja sagenhafte Fähigkeiten nachgesagt. Auch mögliche grausame Folgen. Elon Musk, der Gründer von Paypal und SpaceX, der jetzt Twitter kaufen will, sagt: KI sei gefährlicher als Atomwaffen.

Elon Musk spielt damit auf mehrere große Probleme an. Zum einen müssen KI-Systeme trainiert werden. Sie sind denkfaul, sie lernen das, was man ihnen gibt. Wenn man denen sagt: Alle Menschen, die „Anja“ heißen (wer auch immer gerade moderiert), die sind faul und haben einfach keine angenehme Stimme, und dann werden diese KI-Systeme eingesetzt, um Bewerbungen für Radio-Moderationen auszuwählen – dann hast Du einfach keine Chance, weil Dich die KI immer rauskickt.

Und weil Du nie eine Chance bekommst, wird sich diese trainierte Erfahrung des Systems auch nie ändern. Man weiß heute, dass KI-Systeme diskriminierende Aspekte unserer Gesellschaft weiter tragen und sogar verstärken – sie sind alles andere als „frei“ und „unabhängig“. Die Menschen müssen die Systeme besser trainieren.

Doch was Musk meint, ist: Niemand weiß, wie sich selbst-lernende Systeme entwickeln. Weil selbst die programmierenden Menschen da irgendwann den Überblick und die Kontrolle verlieren. Im Jahr 2017 musste Facebook ein KI-System abschalten, das eine eigene Sprache zur Kommunikation mit anderen KI-Systemen entwickelt hatte. Die was besser als unsere – und das haben selbst die Ingenieure nicht verstanden. KI ist schwer zu kontrollieren.

Und übernimmt irgendwann die Weltherrschaft – wie in „Terminator“?

Schlimmstenfalls ja, das meint Musk. Bestenfalls ist KI so hilfreich wie in „Raumschiff Enterprise“: Sie versteht jede Frage und liefert vernünftige Antworten. Das Problem ist in der menschlichen Natur. Wenn wir der KI immer glauben, weil wir annehmen, so ein System müsste doch irgendwann alles besser durchschauen als wir – wer wird es dann am Ende noch wagen, Diagnosen von KI in Frage zu stellen? Es fängt vielleicht an in der Medizin, und irgendwann werden größere Entscheidungen von KI gefällt. Elon Musk will uns sagen: Hinterfragt die Kompetenz von KI. Zu Recht.

Elon Musk

Jede(r) kann mit KI experimentieren

Wenn ich jetzt denke: Klingt eigentlich alles ganz interessant. Ich möchte mich mal ein bisschen mit KI beschäftigen. Was kann ich da machen?

Es gibt viele Möglichkeiten. Ich könnte mit meinem Smart Speaker reden und über die Antworten nachdenken. Schöner sind aber die interaktiven Beispiele, die die Veranstalter der KI-Biennale auf ihrer Homepage unter „Spielplatz“ zusammengefasst haben.

Da wäre zum Beispiel das Spiel „flugs gezeichnet“. Der Computer sagt Dir, was Du zeichnen sollst, zum Beispiel „Axt“, „Bett“ oder „Gartenschere“ – und Du legst los. Mit Maus oder Stift. 19 Sekunden Zeit, und der Computer verrät schon nach dem zweiten Strich zu erraten, was es sein könnte. Erstaunlich oft errät der Computer richtig. Das ist ein Beispiel für „Maschinelles Lernen“. Mit jedem Beispiel wird das KI-System besser, weil es ein weiteres Beispiel präsentiert bekommt, wie jemand einen Gegenstand zeichnet. Das Ganze ist ein KI-Projekt von Google, das jeder ausprobieren kann.

KI ausprobieren: "Flugs gezeichnet" Quickdraw

KI ausprobieren: „Flugs gezeichnet“ Quickdraw

Und so gibt es noch weitere öffentlich zugängliche KI-Projekte. Etwa das „Freddiemeter“. Hier kann ich rausfinden, wie gut ich singe – oder vielmehr, wie viel „Freddie Mercury“ in mir steckt. Indem das, was ich singe, mit dem berühmten Freddie Mercury von Queen („We are the champions“) verglichen wird. Das sind sehr schöne Beispiele aus der Welt der KI.