Wer heute Antworten auf Fragen will, kann entweder eine Suchmaschine befragen – oder einen Chatbot wie ChatGPT oder Google Bard. Mal sind Suchmaschinen besser geeignet, mal Chatbots. Aber wie verändert das die Art und Weise, wie wir suchen?
Googeln – das steht bereits seit 2004 ganz offiziell als Verb im Duden. Googeln bedeutet, mit Hilfe der Suchmaschine Google nach Informationen zu suchen. Machen wir auch irgendwie alle – ganz oft am Tag. Oder? Doch Googeln ist ein bisschen out. Schließlich haben wir mittlerweile 2023.
Und die Ingenieure haben sich neue Dinge einfallen lassen, allen voran Chatbots. Die können auch Fragen beantworten. Und mehr als das. Haben Suchmaschinen da eigentlich noch eine Chance?
Was haben eigentlich die Menschen früher gemacht, die noch nicht alles googeln konnten?
Google oder Chatbot?
Man weiß es nicht – oder besser: Es ist in Vergessenheit geraten. In Büchern nachgeschlagen zum Beispiel – oder Lehrer, Wissenschaftler, Gelehrte, eben Menschen mit Kompetenz gefragt.
Ja, das hat bestimmt länger gedauert als heute. Ganz gewiss sogar. Aber zumindest war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Antworten Hand und Fuß hatten. Denn die Antworten waren gut überlegt, die Fragen wohl auch. Heute wird alles gefragt, bevor man auch nur nachdenkt. Googeln eben. Geht so schnell, ist so einfach.
Google weiß kennt zwar nur selten die Antworten, weiß aber, wo man nachschauen kann. Auf welcher Webseite, in welchem Video sich Informationen verbergen, die uns weiterhelfen könnten. Diese Art des Fragens haben wir uns alle antrainiert – und angewöhnt. So sehr, dass manche Menschen sogar „www.quarks.de“ in die Suchmaschine eintippen, obwohl sie die Antwort schon kennen. Wo bitte geht’s zur Homepage von Jörg Schieb?
Chatbots machen bequem und träge
So ist das mit Technologie: So praktisch sie in der Regel ist, sie macht eben auch träge und bequem. Es ist sogar ein bisschen die Aufgabe von Technologie: Sie soll uns Arbeit abnehmen oder diesele erleichtern.d
Doch jetzt gibt es eine Technologie, die lässt sogar das Googeln anstrengend erscheinen. Denn wer einen Chatbot wie ChatGPT, Google Bard oder Bing Chat befragt, der bekommt nicht einfach nur eine lange Liste mit Hinweisen angeboten, wo man nachgucken muss oder kann, sondern gleich die Antworten präsentiert. Man erspart sich also in vielen Fällen ein paar Arbeitsschritte, das lästige Nachschauen auf Webseiten oder in Videos.
Heureka! Wie genial.
Wenn Chatbots halluzinieren
Kein Wunder, dass Chatbots wie ChatGPT seit Monaten so viele Menschen begeistern. Mich auch. Wenn ich zum Beispiel wissen will, wie oft das Herz eines Kolibris schlägt, liefert mir der Chatbot gleich die Antwort: 500 bis 600 Mal pro Minute. Im Flug sogar bis zu 1200 Mal. Die Antwort kommt so blitzschnell, da hätte ich auf keiner noch so gut gestalteten Webseite nachschauen können.
Doch es gibt auch Fälle, da kennt der Chatbot die richtige Antwort nicht – sagt es aber nicht, sondern präsentiert Unsinn. „Halluzinieren“, nennen die Experten das dann. Das kann einem auch bei einem menschlichen Experten passieren. Keine Frage. Aber irgendwie wünschen wir uns von einem Chatbot doch Unfehlbarkeit. Oder?
Aber geht das überhaupt? Denn es gibt auch Fragen, die lassen sich nicht mit Ja oder Nein beantworten. Fragen etwa, die mit Politik oder Ideologie zu tun haben. „Wie viele Geschlechter gibt es?“ Wer ChatGPT diese Frage stellt, bekommt fast schon einen kleinen Aufsatz, aber keine klare Antwort. Ist das am Ende eine Hilfe?
Chatbots bieten indviduelle Antworten
Chatbots verändern jetzt schon die Art und Weise, wie wir Wissen im Netz nachschlagen. Sie verformen unsere Erwartungen. Und deshalb bemühen sich Google und Microsoft auch, ihre Suchmaschinen so elegant wie möglich mit ihren Chatbots zu verbinden. Mal sollen die Chatbots antworten – wenn es eine kluge Antwort gibt.
Etwa, wie oft das Herz eines Kolibris schlägt. Oder eine individuelle, denn auch das ist eine Stärke von Chatbots. Sie können auf den, der fragt, eingehen und passende Antworten liefern.
Das können Suchmaschinen nicht.
Dafür sind Suchmaschinen weniger beirrbar. Weder durch die Fragen, noch durch diejenigen, die sie programmieren. Sie verweisen auf Webangebote oder Videos – und der Benutzer wählt aus, was ihn interessiert oder ihr passend erscheint. Suchmaschinen sind weniger manipulativ. Weniger exklusiv. Ein Chatbot liefert eine Antwort – und Suchmaschine ganz viele Stellen, wo man potenzielle Antworten finden kann.
Nur eine Frage kann mir der Chatbot meiner Wahl nicht beantworten: Was demnächst anstelle oder neben „Googeln“ im Duden steht. Als Verb für „Einen Chatbot befragen“. Chatbotten? Das wird sich nicht durchsetzen.