Apple Airtag und vergleichbare Tracker lassen sich missbrauchen

Apple und Google unternehmen etwas gegen unerwünschtes Tracking

Die kleinen Tracker von Apple und Google können extrem praktisch sein – aber auch missbraucht werden. Jetzt schließt sich Apple mit Google und anderen Unternehmen zusammen, um dem Missbrauch von Bluetooth-Ortungsgeräten wie den AirTags zu begegnen. Ein Industriestandard soll helfen.

Vielleicht kennt Ihr die Minigeräte, die nicht viel größer als eine 2-EUR-Münze (aber etwas dicker) sind und ein jederzeitiges Orten von Gegenständen ermöglichen: Einfach den AirTag von Apple in eine Tasche legen – und Ihr findet sie immer wieder. Google hat ähnliche Technologie im Angebot. Das Problem: Es gibt Menschen, Stalker zum Beispiel, die missbrauchen diese Technologie, um andere Menschen zu überwachen.

Nun wollen Apple und Google unerwünschtes Tracking zu einem Industriestandard machen. Dies ist eine wichtige Entwicklung in der Tech-Branche, da sie dazu beitragen kann, die Privatsphäre von Nutzern im Internet zu schützen und die Akzeptanz dieser wirklich praktischen Gadgets zu verbessern.

Zusätzliche Bänder zum Anbringen der AirTags
Zusätzliche Bänder zum Anbringen der AirTags

Unerwünschte Nachverfolgung soll erschwert werden

Die beiden Tech-Konzerne haben angekündigt, dass sie ihre Betriebssysteme so aktualisieren werden, dass sie es Websites und Apps schwerer machen, Nutzer ohne deren ausdrückliche Zustimmung zu verfolgen. Konkret: Sowohl Apples iOS 14.5 als auch Android 12 sollen eine neue Funktion enthalten, die es Nutzern ermöglicht, dem Tracking zu widersprechen. Man könnte auch sagen, sie sollen Stalking unterbinden.

Wie Apple erklärt, machen auch weitere Unternehmen wie Samsung, Tile, Chipolo, eufy Security und Pebblebee mit und haben ihre Unterstützung für den Entwurf der Spezifikation angekündigt. Das gemeinsame Projekt soll sicherstellen, dass Bluetooth-Ortungsgeräte wie AirTags nicht missbraucht werden können. Der Trick: Die Betriebssysteme sollen unerwünschtes Tracking erkennen und Warnhinweise über iOS- und Android-Plattformen hinweg anzeigen.

Stalking verhindern

Schon seit es AirTags und vergleichbare Produkte gibt, kommt es immer wieder zu Fällen von Missbrauch. Stalker stecken (meist) Frauen unbemerkt einen Airtag in die Tasche – und können dann sehen, wo sie wohnen oder wohin sie gehen. Eifersüchtige Partner können sich gegenseitig überwachen. All das ist strafbar, weil die Überwachung ohne Zustimmung verboten ist.

Apple hat zwar verschiedene technische Maßnahmen eingeführt, um Stalking mit AirTags zu verhindern oder zumindest erschweren, wie zum Beispiel das Ertönen eines Warntons, wenn sich ein fremder AirTag für eine gewisse Zeit in der Nähe befindet. So erhalten potenzielle Opfer einer Überwachung auf ihrem iPhone Anweisungen, wie sie den fremden AirTag in ihrer Nähe erkennen und ausschalten können. Allerdings funktioniert dieser durchaus sinnvolle Anti-Stalking-Schutz nur dann, wenn alle Beteiligten ein iPhone verwenden – was wohl kaum vorausgesetzt werden kann.

Genau das soll sich durch die Kooperation ändern.

Apple hat AirTag und das „Wo ist?“-Netzwerk mit einer Reihe von proaktiven Funktionen ausgestattet, um unerwünschtes Tracking zu verhindern. Jetzt sollen Maßnahmen kommen, um sicherzustellen, dass die Technologie wie vorgesehen genutzt wird. Dieser neue Industriestandard baut auf den Schutzmaßnahmen von AirTag auf und ist durch die Zusammenarbeit mit Google ein entscheidender Schritt nach vorn, um unerwünschtes Tracking unter iOS und Android zu bekämpfen.

Breite Zusammenarbeit

„Bluetooth-Tracker haben Nutzern enorme Vorteile gebracht, aber sie bergen auch das Potenzial für unerwünschtes Tracking, das nur durch industrieübergreifende Maßnahmen gelöst werden kann“, sagte Dave Burke, Vice President of Engineering for Android bei Google. „Android setzt sich unermüdlich für den Schutz der Nutzer ein und wird auch weiterhin strenge Schutzmaßnahmen entwickeln und mit der Industrie zusammenarbeiten, um den Missbrauch von Bluetooth-Trackern zu bekämpfen.“

Neben dem Feedback von Geräteherstellern sind auch Beiträge von verschiedenen Sicherheits- und Interessengruppen in die Entwicklung des Standards einbezogen worden. „The National Network to End Domestic Violence hat sich für universelle Standards eingesetzt, um Überlebende — und alle Menschen — vor dem Missbrauch von Bluetooth-Ortungsgeräten zu schützen. Diese Zusammenarbeit und die daraus resultierenden Standards sind ein bedeutender Schritt nach vorn.

Ein Schlüsselelement zur Verringerung des Missbrauchs ist eine universelle Lösung auf Betriebssystemebene, die in der Lage ist, Tracker von verschiedenen Unternehmen auf der Vielzahl von Smartphones zu erkennen, die die Menschen täglich verwenden.

Die Spezifikation ist als Entwurf über die Internet Engineering Task Force (IETF), eine führende Organisation für die Entwicklung von Standards, im Internet eingereicht worden. Interessierte Unternehmen sind eingeladen und aufgefordert, die Spezifikation in den nächsten drei Monaten zu prüfen und zu kommentieren. Nach der Kommentierungsphase werden Apple und Google gemeinsam auf das Feedback eingehen und bis Ende 2023 eine Implementierung des Standards bei der Produktion für unerwünschte Tracking-Warnhinweise veröffentlichen, die dann in künftigen Versionen von iOS und Android unterstützt wird.

 

 

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