Aufatmen für HP Kunden: Vorerst erlaubt HP wieder Fremdpatronen

von | 01.11.2016 | Tipps

Tintenstrahldrucker sind in der Regel günstig – die regelmäßig nötigen Tintenpatronen allerdings eher nicht. Mancher Druckerbesitzer kommt deshalb auf die Idee, die Tintenpatronen nicht beim Originalhersteller zu kaufen. HP wollte das verhindern, indem Fremdpatronen blockiert wurden.

Der Skandal war groß und der Schaden am Image des Herstellers HP ebenso. Mit einem neuen Firmware-Update wollte HP seinen Kunden nicht nur eine verbesserte Version der Software mit besserer Integration der Geräte anbieten, sondern so ganz nebenbei die Patronen fremder Hersteller blockieren.

Begründet wurde dies mit einem potenziellen Sicherheitsrisiko, dass diese nicht von HP hergestellten Produkte darstellen. Die Verbraucher reagierten empört auf diese Bevormundung. Schon nach kurzer Zeit knickte man bei HP ein und nahm diese Funktion des Updates zurück.

Dennoch wirft die Tatsache, dass HP überhaupt in der Lage ist, eine solche Funktion nutzbar zu machen ohne dafür belangt zu werden, ein tiefes und negatives Licht auf eine heutzutage übliche Praxis.

tintenpatronen

Der Kunde kauft kein Produkt mehr

Der Drucker als solches ist lizenziertes Eigentum von HP und unterliegt damit faktisch der Kontrolle des Herstellers. Ein weiterer bekannter Fall ist beispielsweise Amazons Kindle Reader. Mit nur einem Klick und auf einen Schlag wurde vor einiger Zeit das Buch „1984“ von George Orwell von den Lesegeräten gelöscht, und Amazon hatte keine Konsequenzen zu befürchten.

Kunden kaufen heute oft kein klassisches Produkt mehr, über das sie die volle Kontrolle ausüben können. Vielmehr überlässt er alle Schritte, die notwendig sind um sein Produkt aktuell zu halten dem Hersteller und gibt damit den größten Teil der Kontrolle über das Gerät ab.

Aus diesem Grund konnte HP völlig legal fremde Patronen sperren und muss deswegen keine Konsequenzen fürchten. Für die Zukunft wirft das aber ein düsteres Licht auf die IT-Branche. Denn auch wenn sich die Kunden heute noch wehren: In der Zukunft muss das nicht unbedingt der Fall sein.

Wehrhafte Verbraucher

Ein Unternehmen will immer Umsätze erzielen und gerade in der IT-Branche benötigen die Unternehmen solange wie möglich Zugriff auf ihre eigenen Produkte. Die Custome Livetime Value ist das höchste Gut und wenn man sie nicht maximal nutzen kann, dann entgehen den Unternehmen viele Gewinne. Die Abhängigkeit von einzelnen Produkten und den Betriebsmitteln, die für eine Nutzung benötigt werden, ist die beste Möglichkeit um die eigenen Absätze zu maximieren.

drucker

Noch wissen das die Verbraucher und wehren sich gegen eine Einflussnahme seitens der großen Hersteller, aber die Tendenz in die Richtung eines Verlusts der Kontrolle über das gekaufte Eigentum nimmt stetig zu. Der Grund dafür dürfte auch in der fortschreitenden Digitalisierung und Vernetzung der internationalen Märkte liegen. Verbraucher brauchen immer mehr und immer effektivere Zugänge zu den verschiedenen Funktionen, aber wollen dafür kein großes eigenes Wissen erwerben. Outsourcing von Eigenleistung könnte man dieses Phänomen nennen. „Service“ wäre die genehmere Definition seitens der Konzerne und Unternehmen.

In Zukunft ist es durchaus möglich, dass Patronen für den Drucker nur die Spitze des Eisbergs sind. Für HP wäre das ein einträgliches Geschäft, denn immerhin braucht der Kunde für den fortlaufenden Betrieb seines Geräts regelmäßig Nachschub in Form von Tinte. Es ist längst erwiesen, dass billigere Ersatzprodukte die gleiche Qualität liefern können und dem Gerät auch nicht schaden. Im Endeffekt bedeuten sie aber eine Gewinneinbuße für HP die nicht ganz unbeträchtlich ist. Jährlich werden alleine in Deutschland mehrere hundert Millionen für Druckerpatronen und Co ausgegeben und weltweit dürften deutlich höhere Summen im Handel umgeschlagen werden.

Das ist ein Markt den ein Unternehmen wie HP natürlich nicht unbeachtet lassen darf, gerade wenn man eine langfristige Kundenbindung an die Marke und seine Produkte anstrebt. Des Weiteren werden in der Branche die Drucker von HP & Co oftmals unter dem Einkaufspreis verkauft, um mit den Patronen ein Folgegeschäft zu generieren. Für Verbraucher bedeutet das, dass man sich auch in der Zukunft nur als Gemeinschaft gegen Eingriffe in die Wahlfreiheit seitens der Hersteller wehren kann. Ob das langfristig alle mitmachen wollen, dass wird die Zukunft noch zeigen müssen.