Europäische Banken haben ein eigenes Zahlsystem für die mobile Welt eingeführt: Wero. Damit sind Zahlungen von Handy auf Handy möglich – allerdings über die klassischen Bankkonten. Eine Alternative zu Paypal?
Mit dem Smartphone bezahlen oder Geld überweisen: Das war bislang eine Domäne von Paypal, Apple Pay und Google Pay. Doch jetzt kommt mit Wero eine europäische Lösung, die den amerikanischen Schwergewichten etwas entgegensetzen will. Das Prinzip ist vergleichbar mit „Twint“, das in der Schweiz bereits sehr populär ist.
Die Realität: Paypal, Apple Pay und Google Pay
Mobile Bezahllösungen wie PayPal, Apple Pay und Google Pay haben in den letzten Jahren die Art und Weise, wie wir Einkäufe tätigen, revolutioniert. PayPal, gegründet 1998, war einer der Vorreiter im Bereich der digitalen Zahlungen und ermöglichte zunächst hauptsächlich Online-Transaktionen.
Mit der Einführung der mobilen App 2008 wurde PayPal auch für Zahlungen im stationären Handel relevant. Apple Pay, 2014 eingeführt, und Google Pay, das 2015 als Android Pay startete und 2018 in Google Pay umbenannt wurde, folgten später und konzentrierten sich von Anfang an auf kontaktlose Zahlungen mittels NFC-Technologie.
Diese Systeme bieten den Vorteil der Bequemlichkeit – du musst nur dein Smartphone an das Bezahlterminal halten – und erhöhter Sicherheit durch Tokenisierung und biometrische Authentifizierung. Zudem ermöglichen sie schnelle Online-Zahlungen ohne die Notwendigkeit, Kartendaten manuell einzugeben.
Trotz ihrer Vorteile bringen mobile Bezahllösungen auch einige Herausforderungen mit sich.
Ein wesentlicher Nachteil ist die Abhängigkeit von einem funktionierenden Smartphone und einer stabilen Internetverbindung. Bei leeren Akkus oder in Gebieten mit schlechtem Empfang kann das Bezahlen problematisch werden.
Zudem gibt es Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes, da diese Dienste umfangreiche Daten über das Kaufverhalten sammeln können. Die Akzeptanz im Handel ist ein weiterer Punkt: Während große Ketten oft gut ausgestattet sind, akzeptieren kleinere Geschäfte möglicherweise nur bestimmte oder gar keine mobilen Zahlungsmethoden.
Für ältere Nutzer oder Menschen ohne Zugang zu Smartphones können diese Technologien auch eine Barriere darstellen. Trotz dieser Herausforderungen wächst die Nutzung mobiler Bezahllösungen stetig, was auf ihre Praktikabilität und die zunehmende Digitalisierung des Alltags zurückzuführen ist.
In 10 Sekunden Geld überwiesen
Nun haben europäische Banken ein eigenes System auf den Weg gebracht, das eine Alternative darstellen soll.
Wero macht es möglich, von einem Handy zum anderen blitzschnell Zahlungen abzuwickeln. Es braucht nur die Rufnummer des Empfängers (oder ersatzweise die E-Mail-Adresse), schon lässt sich mit dem neuen Zahlsystem Geld überweisen. Die Überweisung erfolgt in Echtzeit. Das Geld soll schon zehn Sekunden später auf dem Konto sein.
Niemand muss sich seine 22-stellige IBAN (Kontonummer) merken oder die des Empfängers eingeben.
Eine Art Blitzüberweisung per Smartphone – vor allem für den privaten Alltag gedacht. Es reicht, die Rufnummer oder wahlweise die Mail-Adresse des Empfängers zu kennen. Das Ganze funktioniert ähnlich wie bei Paypal, mit dem Unterschied, dass keine Daten mit einem amerikanischen Anbieter geteilt werden müssen und das Geld vom Bankkonto abgebucht und auf das Zielkonto gutgeschrieben wird. Wero ist keine eigene „Wallet (Geldbörse).
16 europäische Banken machen mit
Das neue europäische Bezahlsystem „Wero“ kommt von der „European Payments Initiative“ (EPI), zu dem 16 europäische Banken gehören, darunter die Mehrzahl der deutschen Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken. Später sollen auch Deutsche Bank, Postbank und ING Bank dazu kommen. Commerzbank und Neo-Banken wie N24 sind nicht mit dabei.
In der ersten Phase sind lediglich Überweisungen von Konto auf Konto möglich. Ab 2025 soll Nutzer mit Wero auch online und ab 2026 im Einzelhandel bezahlen können. Spätestens dann wäre Wero auch eine Alternative zu Apple Pay und Google Pay – und das im gesamten EU-Raum.
So funktioniert’s: Banking-App benutzen
Um mitzumachen, braucht man keine eigene Wero-App – die gibt es bislang gar nicht. Die neue Zahlfunktion wird nach und nach in die bankeigenen Apps integriert. Kunden der meisten Sparkassen in Deutschland sowie von Volks- und Raiffeisenbanken verwenden dazu ihre Banking-App. Dort wird die neue „Wero“-Funktion nun nach und nach integriert.
Dort muss die Zahlfunktion „Wero“ auch aktiviert werden. Dort steht auch die Möglichkeit zur Verfügung, darüber unkompliziert Geld zu transferieren. Wer auch Geld empfangen möchte, etwa von Freunden, der muss in der App allerdings auch die mobile Rufnummer und/oder Mail-Adresse eintragen. Wer Geld senden möchte, gibt die Daten an – und kann einen beliebigen Betrag vom Bankkonto überweisen.
Ziel des Projekts ist, ein EU-weit einheitliches System zu haben. Denn Giro-Pay funktioniert längst nicht in allen Ländern. Wero soll nach und nach zu einem vollständigen Zahlsystem ausgebaut werden.