Die meisten Computer drehen eigentlich ganz schön viel Däumchen: Sie sind zwar eingeschaltet, haben aber nicht wirklich etwas zu tun. Nach einer Weile erscheint ein Bildschirmschoner, der bunte Bildchen aufs Display zaubert. Eine Verschwendung von Ressourcen, denn man kann seinen Computer in Arbeitspausen auch für die gute Sache arbeiten lassen. Dann berechnet Ihr PC zu Hause das Weltklima, fahndet nach Funksignalen von Außerirdischen oder versucht, die Geheimnisse der DNA zu enträtseln.
Viele wissenschaftliche Projekte brauchen enorme Rechenkapazität, oft sogar Supercomputer, um anstehende Probleme durchrechnen oder lösen zu können. Ob ein Klimamodell durchgerechnet, eine DNA analysiert oder ein Protein zerpflückt werden muss. Supercomputer können solche Aufgaben bewältigen, allerdings ist Rechenzeit teuer. Nicht jedes wissenschaftliche Projekt oder Uni kann sich solche Rechenkapazitäten leisten.
Deshalb ist die Idee entstanden, die so dringend nötige Rechenkapazität anderweitig zu besorgen: Millionen PCs sind zwar eingeschaltet, haben aber eigentlich nichts zu tun. Wenn man sie zu einem Netzwerk zusammen schließt, entsteht locker die Rechenkapazität von mehreren Dutzend Supercomputern – praktisch zum Nulltarif. Eine Idee, die viele gut finden und die Leerlaufzeiten ihrer Rechner daher der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.
Es gibt derzeit mehrere Dutzend Projekte, an denen sich Freiwillige beteiligen können. Bei welchen Projekten man mitmachen möchte, kann jeder selbst entscheiden. Man kann sich zum Beispiel auf die Suche nach Außerirdischen (SETI) begeben: Es werden mehr Funksignale aus dem All eingefangen, als faktisch untersucht werden können. Da kann der PC helfen. Oder der PC versucht, die gesamte Milchstraße in einem 3D-Modell darzustellen. Oder man hilft dabei, die Wirkungsweise von Krebsmitteln zu untersuchen – oder Klimamodelle durchzurechnen.
Jeder PC bekommt nur eine kleine Teilaufgabe zugewiesen, die er in den Arbeitspausen durchrechnet. Das Ergebnis wird dann per Internet zurückgeliefert und so ein Baustein eines großen Projekts. Jeder bekommt Punkte und kann genau sehen, wie viel Rechenleistung er der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt hat.
Um mitmachen zu können, ist lediglich ein mit dem Internet verbundener PC nötig, der nicht zu alt sein sollte und in Arbeitspausen rechnen kann. Dann lädt man eine kostenlose Software herunter, die BOINC heißt (Berkeley Open Infrastructure for Network Computing) und für Windows, Mac und Linux angeboten wird. Einmal installiert, kann sich der Benutzer aussuchen, an welchen Projekten er sich konkret beteiligen möchte. Dazu sind nur entsprechende Module nachzuladen. Das geht ganz einfach und kann jeder.
Wichtig: Der PC wird nicht langsamer, denn es werden nur die Leerlaufzeiten genutzt, jene Zeiten, wenn sich der Rechner quasi langweilt, weil der Benutzer ihn nicht benutzt. In solchen Arbeitspausen bekommt der PC Rechenaufgaben gestellt. Sobald der PC wieder benötigt wird, tritt die Wissenschaft in den Hintergrund – und man kann mit seinem PC ganz normal arbeiten.
BOINC sollte allerdings nicht auf Notebooks benutzt werden, denn Arbeitspausen schonen den Akku normalerweise, der Rechner fährt herunter. Wenn jedoch die BOINC-Software installiert ist, fährt der PC in Arbeitspausen regelrecht hoch, läuft auf Hochtouren – und das saugt den Akku schnell leer.
BOINC: Software laden und Infos
Bericht über Verteiltes Rechnen im Funkhaus Europa, 23.02.2010:
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