Bei YouTube könnte man denken, das gibt es schon ewig. Und fragt man Jugendliche, gehen sie sogar felsenfest davon aus. Dabei ist die Videoplattform noch ein relativ neues Phänomen: Vor zehn Jahren wurde YouTube überhaupt erst gegründet – und hat dann allerdings eine steile Karriere hingelegt.
Mittlerweile ist YouTube eine Art Mainstream Medium. Mit eigenen Gesetzen – und auch eigenen Festivals. Gestern und heute finden in Köln und Berlin die Videodays statt. Eine Veranstaltung, wo sich YouTuber und Fans treffen.
Worum geht es eigentlich auf den Videodays?
Auf den Videodays dreht sich alles um die Macher von YouTube-Videos – und ihre Inhalte. Wer macht die populären YouTube-Kanäle mit den angesagten Inhalten, wie sehen sie aus, was haben sie zu sagen. Die YouTuber treffen auf ihre Fans. Die Veranstaltung gibt es seit 2010. Damals sind 400 Leute gekommen, 2011 bereits 2.000 – und vergangenes Jahr schon 15.000.
Für alle, die mit YouTube ihr Geld verdienen sind die Videodays Pflichtprogramm. Auch, weil sich die Kreativen hier untereinander austauschen können. Attraktive Preise gibt es auch, etwa den Golden Play Button für YouTuber im deutschsprachigen Raum mit mehr als einer Million Abonnenten. Und den PlayAward für die größten und besten Online-Videomacher im deutschsprachigen Raum.
Es gibt ja Menschen, die verdienen mit Ihrer YouTube-Präsenz ganz gut Geld. Wie geht das eigentlich?
Die sind nicht bei Youtube angestellt, sondern sie werden indirekt bezahlt. Google verdient sein Geld mit Werbung. YouTube erwirtschaftet rund vier Milliarden Dollar im Jahr. Mit Anzeigen auf den YouTube Seiten und vor allem mit Reklamespots vor den Videos. An diesen Einnahmen werden die YouTuber beteiligt. Jeder Klick bringt etwas Geld, Centbeträge. Die Rechnung ist einfach: Wer große Zuschauerzahlen hat, der bringt es auf viele Views und Klicks – und verdient entsprechend ganz gut.
Man muss aber schon Hunderrtausende oder besser sogar Millionen von Fans und Abonnenten haben, damit sich das wirklich rechnet. Dann kann man damit seinen Lebensunterhalt verdienen. In Deutschland gelingt das durchaus auch einigen Machern wie der Blödelgruppe Y-Titty, der Kanzlerinnen-Interviewer LeFloid oder einigen jungen Mädchen, die Schminktipps auf YouTube geben.
Apropos: Man unterscheidet ja verschiedene YouTube-Kategorien, welche gibt es denn da?
Let’s Plays Da zeigen Menschen, wie sie ein Computer- oder Videiospiel durchzocken – und das können sie in der Regel recht gut. Man lernt dabei Spielstragien, sehr beliebt. Bei Follow Me Arounds nimmt der YouTuber die Zuschauer an die Hand und zeigt ihnen ihre Welt. Wie sehen YouTuber beim Einkaufen, auf einem Reitturnier, beim Besuch einer Gala oder einfach beim Döner-Essen. Durch die unmittelbare Nähe, die hergestellt wird, entsteht fast der Eindruck, der YouTuber wäre ein Freund/eine Freundin.
Ein Haul-Video ist ein Online-Video, bei dem hauptsächlich weibliche, jüngere Personen kürzlich gekaufte Kosmetikartikel und Kleidung, oft auch modische Accessoires vorstellen. Wir erfahren, was sie wo und warum kaufen – und was sie davon halten. Schließlich werden einem in How-Tos Dinge erklärt, wie man einen Kuchen backt, einen Reifen wechselt, einen Serienbrief mit Word hinbekommt.
Wie hat sich YouTube über die Jahre entwickelt?
Anfangs gab es auf YouTube ausschließlich private Videos zu sehen. Gibt es natürlich immer noch. Doch schon 2007 hat YouTube seine Strategie erweitert und angefangen, erst Künstler zu bezahlen, wenn sie auf YouTube hochwertige Inhalte einstellen. Das weckt Begehrlichkeiten und lockt Kreative an. Mittlerweile ist YouTube ein knallhartes Business – und ein Verbreitungsweg für Bewegtbilder wie Kabel oder Satellit.
YouTube betreibt extrem professionelle Studios in Los Angeles, New York, Sao Paulo, London, Tokio und seit kurzem auch in Berlin, die sogenannten YouTube Spaces. Hochwertig ausgestattet, da können auch große Sender wie BBC oder WDR nur staunen. Mit modernster Technik. Von dort können Livesendungen gefahren werden – oder Videos aufgenommen. YouTube hat noch eine Menge vor und wird die Medienlandschaft weiter verändern.
Und wie wird sich YouTube weiter entwickeln?
YouTube wird sich weiter professionalisieren. Schon heute ist erkennbar: Es gibt Agenten, Produzenten, Stars, Eiteilkeiten – und Flops. Da werden Verträge zwischen Künstlern und Medien-Agenturen gebrochen, es entwickeln sich Standards. Man kann nicht einfach mehr so experimentieren, wenn man erfolgreich sein will. Viele Themen sind bereits von Leuten besetzt. YouTube selbst wird sich weiter verbreitern, auf immer mehr Geräten und auch Fernsehern zu sehen sein. YouTube wird früher oder später auch Bezahlmodelle anbieten: Da wird man für Inhalte zahlen.