Hacker-Kollektiv Anonymous

Digitale Proteste gegen den Krieg nehmen zu

Russen können keine iPhones mehr kaufen: Apple hat in Russland den Verkauf vollständig eingestellt. Es gibt nach dem Aufruf von Ukraines Vize Fedorov auf Twitter jede Menge Solidarität, öffentliche Proteste und auch gezielte Aktionen gegen Russland im Netz. Nicht alle sind ungefährlich.

Apple hat am Dienstag einen vorübergehenden Verkaufsstopp für alle Produkte in Russland angekündigt. Auch in Russland populäre Hardware wie iPhones, iPads oder Macs sind in Russland vorerst nicht mehr erhältlich. Schon vergangene Woche hat der Konzern seine Lieferungen an russische Verkaufskanäle gestoppt. Eigene Apple Stores hat das Unternehmen in Russland nicht – und der Apple-Store erlaubt in Russland keine Einkäufe mehr.

Keine Apple-Produkte mehr in Russland

Keine Apple-Produkte mehr in Russland

Damit verzichtet der Konzern aus Solidarität zur Ukraine auf erhebliche Umsätze. Das ist mehr als nur eine symbolische Geste und vermutlich eine Reaktion auf den Hilferuf des ukrainischen Vizepräsidenten. Vor einigen Tagen hat Mykhailo Fedorov, Vize-Premier der Ukraine und gleichzeitig Minister für Digitalisierung des Landes, auf seinem Twitter-Account diverse Tech-Konzerne konkret um Hilfe und Boykott Russlands gebeten, darunter Apple und Netflix. Apple hat nun entschlossen reagiert.

In einem anderen Tweet hat Fedorov aber auch offen jeden dazu aufgerufen, sich einer „IT-Armee“ anzuschließen. Fedorov hat das sogar so genannt. Dem extra für diesen Zweck eingerichteten Kanal auf Telegram folgen bereits über 270.000 Menschen aus aller Welt. Hier werden allerlei Angriffe auf russische Ziele ausgeheckt und besprochen. Insbesondere sogenannte „Denial of Service“-Attacken (DDoS).

Dabei werden bestimmte Server mit einer nicht mehr zu bewältigenden Anzahl gleichzeitiger Anfragen heillos überfordert. Sie gehen in die Knie – und sind dann für die Öffentlichkeit nicht mehr erreichbar. Betroffen von solchen Angriffen waren und sind die Webseite des Kremls, sowie die Onlineangebote der Sberbank, des Staatssenders Russia Today sowie das Gasunternehmen Gazprom. Auch die deutsche Webseite ist aktuell nicht erreichbar.

Telegram-Kanal: Schon mehr als 270.000 Mitglieder
Telegram-Kanal: Schon mehr als 270.000 Mitglieder

Aufruf des Hacker-Verbunds „Anonymous“

Die hohe Bereitschaft, an solchen Angriffen mitzuwirken, lässt sich auch mit dem offiziellen Aufruf der Hackergruppe „Anonymous“ erklären. Die hat vor wenigen Tagen Russland quasi offiziell den Krieg erklärt. Dadurch fühlen sich Hacker in aller Welt berufen, Ziele in Russland anzugreifen, vor allem Ziele, die zur Regierung und dem Machtbereich Putins gehören. So ist es Anonymous nach eigenen Angaben gelungen, das russische Verteidigungsministerium und den belarussischen Waffenhersteller Tetraedr zu attackieren und lahmzulegen.

Laut Anonymous geht es nicht darum, die russische Bevölkerung zu treffen. „Putin, der Hackertruppen und Troll-Armeen gegen westliche Demokratien einsetzt, bekommt einen Schluck seiner eigenen bitteren Medizin“, heißt es in einer Stellungnahme. Neben gezielten Störungen ist ein weiteres Ziel, die IT-Experten und Hackergruppen mit der Abwehr zu beschäftigen, damit sie sich nicht um Angriffe in der Ukraine und des Westens kümmern können. Die Angriffe erfüllen also verschiedene Zwecke.

Fedorov bittet auf Twitter um Hilfe
Fedorov bittet auf Twitter um Hilfe

Angriffe auf russische Infrastruktur sind riskant

Angriffe auf kritische Infrastruktur, etwa Atomkraftwerke oder Verkehr, sind allerdings ein gefährliches Unterfangen, wie auch Vertreter von Anonymous selbst sagen. Daher muss unbedingt vermieden werden, dass relevante digitale Infrastruktur in Russland zerstört wird oder sogar Menschenleben fordert. Denn das wäre nicht nur unvertretbar, sondern würde Putin die nötige Rechtfertigung liefern, ungehemmt zurückzuschlagen – wozu die gut trainierten und finanziell bestens ausgestatteten Hackertruppen aus Russland zweifellos in der Lage sind.

Deshalb engagierten sich Anonymous-Aktivisten auch proaktiv dafür, dass Menschen in der Ukraine trotz akuter Störungen des Internets beständig online bleiben können. Um das zu gewährleisten, werden VPN-Dienste bereitgestellt, die unter Umgehung der ukrainischen Infrastruktur direkt Zugriff aufs Internet bieten.

Erfolgreiche Petition in Russland selbst

Aber auch in Russland regt sich Widerstand gegen den Krieg. Eine russischsprachige Online-Petition des Aktivisten und Oppositionspolitikers Lew Ponomarjow gegen den Krieg in der Ukraine haben bislang mehr als 1,1 Millionen Menschen unterzeichnet. Unter anderem wird ein sofortiger Rückzug der russischen Streitkräfte vom „Territorium des souveränen Staates Ukraine“ verlangt.

 

 

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