Erdbeben in der Türkei und die Bedeutung von Social Media

von | 10.02.2023 | Social Networks

Das Erdbeben in der Türkei und in Syrien hat immensen Schaden angerichtet. Viele Menschen befinden sich in Notsituationen. Opfer und Helfer kommunizieren mit Social Media. Doch die türkische Regierung schaltet zeitweise Twitter ab.

Das Maß der Zerstörung und des Elends in der Türkei und in Syrien durch das Erdbeben ist unbeschreiblich. Wie immer bei Katastrophen dieses Ausmaßes in jüngster Zeit spielen auch die Sozialen Medien eine große Rolle. Menschen können sich darüber austauschen, die Helfer ebenso – und mit etwas Glück gelingt es sogar, dass Opfer ihren Standort per Twitter mitteilen.

Das kann am Ende eine Frage über Leben und Tod sein, ob es einem gelingt, auf sich aufmerksam zu machen. Gleichzeitig geht die türkische Regierung hin und schränkt Twitter ein – weil darüber Kritik am Krisenmanagement verbreitet wird. Es lohnt sich also wirklich, da mal genauer hinzuschauen.

Bedeutung von Social Media in der Türkei

Nach einer Katastrophe wie der in der Türkei und in Syrien Hilfe zu organisieren, das ist wirklich schwierig und eine Herausforderung. Gut, wenn das Mobilfunknetz nicht zusammenbricht, denn dann können die Menschen telefonieren, aber auch Social Media nutzen.

Social Media Dienste haben nach meiner Beobachtung in solchen Situationen eine wirklich große Bedeutung, die man nicht überschätzen kann. Denn Social Media funktioniert selbst dann, wenn kaum noch Bandbreite zur Verfügung steht – vielleicht nicht so schnell, aber es funktioniert. Textnachrichten sind blitzschnell verschickt. Es gibt unzählige Berichte von Menschen, die mit ihrem Smartphone Angaben gemacht haben wo sie sich aufhalten – und wer sich in welchem Zustand befindet und um Hilfe gebeten haben.

Die Menschen können auch Fotos machen oder Videos drehen und die versenden. Aber nicht nur die direkten Opfer nutzen die Dienste, sondern ebenso die Helfer. Über Messenger lässt sich Hilfe organisieren. Die Menschen können Standorte teilen, Bilder oder Videos austauschen – und last not least natürlich auch über Facebook, Twitter, Instagram etc. die ganze Welt teilhaben lassen.

Auf diese Weise wird das Ausmaß der Katastrophe deutlich. Zweifellos ein Grund, wieso sich so viele Menschen so schnell aufgemacht haben ins Krisengebiet, um zu helfen.

So lassen sich Standorte im Krisengebiet bestimmen

Was nicht gleich klar ist: Wenn jemand per Twitter eine Nachricht absetzt, weiß der Empfänger, dass der Absender noch lebt – aber doch noch nicht, wo sich die Person genau aufhält.

Natürlich wäre es möglich, Angaben zum aktuellen Aufenthaltsort zu machen, sofern das machbar ist. Aber es gibt ja auch die Möglichkeit, seinen genauen Standort mitzuteilen: Bei WhatsApp ist es kein Problem, mit anderen den aktuellen Standort zu teilen. Dann weiß man zumindest, in welcher Position sich das Opfer aktuell noch befindet.

Es wird auf einer Karte angezeigt. Es gibt sogar Dienste wie Life365, die zeigen das ständig an – sofern man das installiert und eingerichtet hat. Das nutzen manche Eltern, um zu sehen, wo sich die eigenen Kinder aktuell aufhalten. Solche Funktionen kosten zwar auch Akku, also Energie – man sollte sie sparsam einsetzen, wenn man unter Trümmern begraben ist.

Aber um präzise Angaben zum aktuellen Aufenthaltsort zu machen, sind das zweifellos sehr praktische Funktionen. Funktioniert natürlich nur, wenn man am aktuellen Ort auch Empfang hat – und das Mobilfunknetz noch funktioniert.

Facebook „Safety Check“

Es gibt eine Funktion in Facebook, die sich Safety Check nennt: Sie ist genau für solche Situationen gedacht.

Es gibt die Funktion schon seit Jahren in Facebook. Der Mutterkonzern Meta kann für eine bestimmte Krisenregion die Funktion „Safety Check“ aktivieren – das hat Meta für die betroffenen Gebiete in der Türkei und Syrien auch gemacht. Wenn diese Funktion aktiv ist, bekommt jeder, der Facebook auf dem Smartphone benutzt und sich in dieser Region aufhält, einen Hinweis angezeigt: Per Klick oder Tippen kann man sich als „safe“ markieren.

Freunde und Verwandte bekommen dann automatisch angezeigt, dass es der Person gut geht, dass alles in Ordnung ist. Laut Meta haben innerhalb kürzester Zeit hunderttausende Menschen diese Funktion genutzt und sich „safe“ gemeldet. Für Angehörige und Freunde ist es gut zu wissen, dass alles in Ordnung ist – ohne nachfragen zu müssen und so möglicherweise die Kommunikationswege zu belasten.

Zweifellos eine der sinnvollsten Funktionen in Facebook. Außerdem wurde eine Funktion namens „Community Help“ aktiviert: Hier ist es möglich, unkompliziert um Hilfe zu bitten – eine Art schwarzes Brett auf Facebook.

Kritik auf Twitter – und Erdogan schaltet Twitter ab

Jetzt werden die sozialen Medien in den Erdbebengebieten nicht nur für Hilferufe oder das sich in Sicherheit-melden genutzt, sondern die Betroffenen äußern auch Kritik an der Regierung.

Es gibt zwar viele Helfer, auch aus dem Ausland – aber teilweise schlecht organisiert. Die Helfer kommen nicht an die richtigen Orte. Nun kommt in der Türkei ein solches Erdbeben nicht überraschend. Die Türkei ist ein hochgefährdetes Gebiet. Es wäre die Pflicht und die Aufgabe der Regierung, alles Menschenmögliche zu tun, um in solchen Situationen optimal vorbereitet zu sein. #

Die Opposition beklagt: In 20 Jahren Regierungszeit hätte es Edogan versäumt, die Türkei auf eine solche Katastrophe vorzubereiten. Selbst am dritten Tag sei in vielen Provinzen keine Hilfe angekommen. Regierungsnahe Sender blenden solche Kritik aus. Doch was macht Erdogans Regierung?

Lässt Kritiker festnehmen und am Mittwoch wurde Twitter sogar erheblich eingeschränkt, nur um Kritiker auf diese Weise mundtot zu machen. Eine Maßnahme, die die so dringende Kommunikation unnötig erschwert und Bergungsarbeiten behindert. Meiner Ansicht nach – menschenverachtend.

 

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