Das blaue „f“ ist das Markenzeichen von Facebook. Ein einprägsames Logo, das auf der ganzen Welt bekannt ist. In den nächsten Tagen und Wochen werden Anzeigen in Zeitungen erscheinen und wohl auch Fernsehspots zu sehen sein, die mit diesem Erkennungszeichen spielen. „F“ steht – für Frust. „F“ steht für Fehler. Ein Spot, den Facebook schaltet – und senden lässt. Eine PR-Kampagne, die verlorenes Vertrauen wiedergutmachen will. Gleichzeitig ist ein neues Netzwerk angekündigt, das Facebook Konkurrenz machen will. Und all das in der Ferienzeit…
Das Ansehen von Facebook hat in den letzten Wochen und Monaten zweifellos gelitten. Das Vertrauen schwindet – mit jeder Hiobsbotschaft ein bisschen mehr. Auch diese Woche gab es wieder Schlagzeilen. Facebook will da jetzt mit einer PR-Kampagne dagegen halten.
Uns erwarten verschiedene Kampagnen, in Form von Fernsehspots – und auch in klassischen Print-Anzeigen. Natürlich werden wir die Kampagne auch online sehen, ist ja klar. Der PR-Kampagne versucht den Eindruck zu erwecken, Facebook habe die Kritik, die Sorgen und Nöte der Leute verstanden.
Der Fernsehspot fängt jedenfalls demütig an: „F steht für unsere Fehler. F steht für fehlendes Vertrauen. F steht für den Frust darüber, dass wir unserer Verantwortung nicht immer gerecht geworden sind. Dafür möchten wir uns entschuldigen.“ Das ist ja die übliche Masche, insbesondere von Mark Zuckerberg: Dackelblick. Wir haben verstanden und „Sorry“ sagen – und weiter geht’s. In diesem Stil ist auch die Imagekampagne gemacht.
Ein übliches „Sorry!“ reicht nicht
Lediglich ein „Sorry, tut uns leid“ kann doch unmöglich reichen – und auch nicht alles sein. Man versucht schon den Eindruck zu erwecken, den Ärger und das Misstrauen ernst zu nehmen.
Aber natürlich wird das „f“ und damit auch Facebook im selben Spot und in denselben Anzeigen gleich anders assoziiert: „f“ steht für „Fortschritt“, für „Freunde in Deinem News-Feed“, für „Funktionen zum Schutz der Privatsphäre“ etc. Alles recht geschickt, aber ausschließlich emotional gemacht.
Denn es gibt praktisch keine konkreten Ansätze, keine wirklichen Veränderungen. Reine Show. In derselben Woche hat Mark Zuckerberg zum Beispiel öffentlich gesagt, er würde Postings, die den Holocaust leugnen, nicht löschen – außer in Ländern, in denen der Gesetzgeber das vorschreibt. Das zeigt, wie ernst es Mark Zuckerberg ist, sein Netzwerk aufzuräumen und etwas gegen Hatespeech zu unternehmen: Null.
Alternativen wie OpenBook
Das bereitet natürlich den Boden für Alternativen. Einige Menschen verlassen Facebook tatsächlich. Es sind keine Scharen, aber erste Ansätze. Wenn es nur Alternativen gäbe. Jetzt hat sich diese Woche eine Alternative angekündigt: OpenBook.
OpenBook ist ein neues Netzwerk, das von mehreren Leuten gestartet wird, in den Niederlanden. Im Gründerteam ist zum Beispiel der PGP-Erfinder, also jemand, der für sichere E-Mails gesorgt hat.
Das Ziel: Ein Netzwerk zu bauen, das komplett ohne Werbung und Tracking auskommt. Datenschutz und Privatsphäre werden großgeschrieben. Die Software, die das Netzwerk betreibt, soll OpenSource sein. Jeder kann also reinschauen, da kann nichts versteckt werden. Natürlich wird man mit einem kleinen Funktionsumfang starten, in etwas sechs Monaten soll es losgehen.
Finanziert durch Crowdfunding
Erst mal wurde eine Crowdfunding-Aktion auf Kickstarter gestartet. Hier wird nun Geld für den Start eingesammelt. Es ist damit zu rechnen, dass das nötige Geld schnell zusammenkommt. Wie konkret später Geld verdient werden soll, steht noch nicht fest.
Es gibt die Idee, dass die User später im Netzwerk auch Dinge kaufen oder bezahlen können – und da könnte das Netzwerk Provisionen verlangen. Wie das konkret aussehen will, steht noch nicht fest. OpenBook soll jedenfalls „so ähnlich wie Facebook“ aussehen und funktionieren, versprechen die Macher. Leicht wird das nicht, der Vorsprung von Facebook ist schließlich groß.
Erfolg? Das wird schwierig
Man sollte grundsätzlich jeder Idee eine Chance geben. Allerdings ist es nicht leicht, das Quasi-Monopol von Facebook zu brechen. Es reicht meiner Ansicht nach nicht, „so ähnlich“ wie Facebook sein zu wollen. Es braucht mehr, etwas, was man bei Facebook nicht bekommt.
Privatsphäre ist ein guter Anfang – ich fürchte aber, das reicht nicht, um die Massen zu überzeugen. Es gibt ja schon interessant gemachte Alternativen, etwa Vero, das so ähnlich ist wie Instagram, ohne Werbung und Vermarktung auskommt.
Aber: Nutzt keiner. Der Gesetzgeber könnte Interoperabilität vorschreiben: Jedes Netzwerk müsste mit jedem Netzwerk können sollen. Dann hätten Alternativen eine viel größere Chance und einen größeren Reiz.