Google will die Panoramaaufnahmen für den Ansichtsdienst Streetview aktualisieren – und schickt jetzt nach jahrelanger Pause wieder spezielle Kamerafahrzeuge durch Deutschland.
Google Maps kann deutlich mehr als nur Online-Karten anzeigen: Wer mag, kann sich auch virtuelle 3D-Ansichten von wichtigen Gebäuden anschauen – oder wechselt (etwa durch Anklicken des gelben Männchens in der App) in den sogenannten „Streetview“-Modus. Hier werden keine Karten, sondern Straßenansichten geboten.
Im Streetview-Modus kann sich der Benutzer im wahrsten Sinne des Wortes umschauen, wie es irgendwo auf der Welt aussieht – ganz so, als wäre man vor Ort. Google präsentiert dazu Panoramafotos, die durch Tippen oder Klicken 360-Grad-Rundumansichten erlauben. Es ist möglich, den Blick in jede Himmelsrichtung zu wenden – aber auch, sich vor oder zurück zu bewegen.
Nach jahrelanger Pause neue Aufnahmen
Nach jahrelanger Pause will Google jetzt neue Fotoaufnahmen anfertigen: Ab 22. Juni fahren wieder Google-Autos mit auf dem Dach montierten Spezialkameras durch deutsche Straßen, um neue Aufnahmen von Straßen, Plätzen und Gebäuden zu machen. Denn anders als im Rest der Welt wurden die Aufnahmen deutscher Städte und Orte seit 15 Jahren kaum mehr aktualisiert.
Grund: Deutschland ist das einzige Land auf der Welt, in dem es breitflächig Widerstand gegen die Rundumansichten gegeben hat. Viele Menschen fühlten sich damals gestört, dass ihre Wohnungen oder Häuser abfotografiert und für jeden sichtbar gemacht wurden. Aufgrund strenger Datenschutzbestimmungen haben Menschen in Deutschland die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen. Die Folge: Google – aber auch andere vergleichbare Dienste von Microsoft und Apple – müssen bei Widerspruch Häuser oder entsprechende Bereiche einer Fassade verpixeln. Die Ansicht erscheint dann „vermatscht“.
Viele Widersprüche in Deutschland
Nirgendwo auf der Welt wurden nach dem Start von Google Streetview mehr Widersprüche eingereicht als in Deutschland. Das ist der Grund, wieso Google sich damals entschlossen hat, die Aufnahmen für Streetview hierzulande nicht mehr zu aktualisieren. Wer sich deutsche Städte bei Google Streetview anschaut, sieht nicht das aktuelle Straßenbild, sondern eins, das in der Regel mehr als 10 Jahre alt ist.
Zum Leidwesen vieler Hotels, Restaurants und Geschäftstreibende, die es bevorzugen, wenn sich potenzielle Gäste oder Kunden in aller Ruhe bei Google Streetview virtuell umsehen können – was allerdings nicht gut funktioniert, wenn viele Flächen verpixelt und auf Aufnahmen betagt sind.
Trotz der Proteste der Gewerbebetriebe hat Google jahrelang keine relevanten Updates mehr eingestellt. Der Aufwand war dem Onlinekonzern schlichtweg zu hoch und damit auch die Kosten. Im Rest der Welt hingegen wurden regelmäßig neue Aufnahmen gemacht und so die Straßenansichten aktuell gehalten. Lediglich die von Privatpersonen gemachten Aufnahmen sind bei Streetview zu sehen.
Übersicht über Fahrtrouten – und Möglichkeit zum Widerspruch
Doch jetzt rollen wieder Google-Fahrzeuge durchs Land, von Juni bis Oktober. Google informiert auf einer speziellen Webseite, wann die Spezialfahrzeuge in den Bundesländern und Städten unterwegs sind (zumindest grob). Die gemachten Aufnahmen sollen zeitnah in den Onlinedienst eingestellt werden. Die Algorithmen von Google entfernen automatisch Autokennzeichen und verpixeln Gesichter von zufällig aufgenommenen Passanten.
Google geht davon aus, dass sich die Stimmung geändert hat: Möglicherweise sind heute mehr Menschen damit einverstanden, wenn Bilder bei Google Streetview erscheinen.
Wer möchte, dass sein Haus oder seine Wohnung in Google Streetview nicht zu erkennen ist, muss erneut Widerspruch einlegen. In der Vergangenheit erfolgte Widersprüche gelten nur für die alten Aufnahmen. Wer Widerspruch einlegen möchte, kann das per E-Mail unter streetview_deutschland@google.com machen oder ein entsprechendes Webformular ausfüllen.
Google Streetview gibt es bereits seit 2007
Google Streetview ist im Jahr 2007 gestartet – anfangs nur in ausgewählten Städten in den USA – heute praktisch aus jeder Stadt der Welt. Microsoft hat auch mal einen ähnlichen Dienst namens „Bing Streetside“ eingeführt, sie wurde in Deutschland aber aufgrund von Beschwerden komplett deaktiviert worden. Ebenso bietet Apple seit einigen Jahren eine vergleichbare Funktion an: „Apple Lookaround“. Für diesen Dienst schickt Apple ebenfalls vergleichbar ausgerüstete Fahrzeuge durchs Land.