Grüne KI-Suche: Ecosia zeigt, dass es auch anders geht

von | 17.12.2025 | Tipps

Während Google, Microsoft und Co. immer mehr Rechenzentren hochziehen und den Stromverbrauch ihrer KI-Modelle in schwindelerregende Höhen treiben, geht eine Suchmaschine einen radikal anderen Weg: Ecosia.

Die grüne Suchmaschine aus Berlin hat jetzt eine KI-basierte Suche gelauncht – und verspricht dabei klimaneutral zu bleiben. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Aber funktioniert das wirklich?

Die unbequeme Wahrheit über KI und Energie

Lasst uns ehrlich sein: Künstliche Intelligenz ist ein Energiefresser. ChatGPT, Google Gemini und andere Large Language Models verschlingen Unmengen an Strom. Eine einzige Anfrage an ChatGPT verbraucht etwa zehnmal so viel Energie wie eine Google-Suche. Manche Schätzungen gehen von 2,9 Wattstunden pro Anfrage aus. Das klingt erst mal nach nicht viel – aber bei Millionen oder gar Milliarden Anfragen täglich summiert sich das gewaltig.

Microsoft gibt offen zu, dass die CO2-Emissionen seit 2020 um fast 30 Prozent gestiegen sind. Hauptgrund: der KI-Boom. Google sieht ähnlich aus. Die Klimaziele? Rücken in immer weitere Ferne. Die Tech-Riesen bauen fleißig neue Rechenzentren, schließen Deals mit Atomkraftwerken ab und hoffen auf technologische Durchbrüche, die irgendwann vielleicht die Energieeffizienz verbessern werden.

Ecosia: Bäume pflanzen statt Kohle verbrennen

Ecosia kennen einige vielleicht als die Suchmaschine, die mit ihren Werbeeinnahmen Bäume pflanzt. Über 220 Millionen Bäume sind es mittlerweile weltweit. Das Konzept ist einfach: Du suchst, Ecosia verdient Geld mit Werbung, und ein Großteil davon fließt in Aufforstungsprojekte. Transparenz wird großgeschrieben – die Finanzberichte sind öffentlich einsehbar.

Jetzt hat Ecosia nachgelegt und seine Suche mit KI aufgemotzt. Das Besondere: Die Berliner versprechen, dass ihre KI-Suche klimapositiv bleibt. Nicht nur klimaneutral – sondern tatsächlich positiv für den Planeten. Wie soll das gehen?

Das Geheimnis liegt im Mix

Ecosia nutzt für die KI-gestützte Suche nicht ein einzelnes, monströses Modell, sondern setzt auf einen cleveren Mix aus verschiedenen Technologien. Die „klassische“ Suche läuft weiterhin über Bing – aber in der Premium-Version kommen KI-Features dazu, die auf unterschiedlichen Modellen basieren.

Der Trick: Ecosia nutzt gezielt kleinere, spezialisierte Modelle, die deutlich effizienter arbeiten als die Giganten von OpenAI oder Google. Nicht jede Anfrage braucht die volle Rechenpower eines GPT-4. Für viele Aufgaben reichen schlankere Modelle völlig aus – sie liefern schnelle Antworten und verbrauchen dabei einen Bruchteil der Energie.

Außerdem betreibt Ecosia eigene Solarkraftwerke. Die erzeugen mehr Energie, als die Rechenzentren verbrauchen. Überschüssiger Strom fließt ins Netz. Das bedeutet: Jede Suche finanziert nicht nur Baumpflanzungen, sondern speist auch grüne Energie ins System.

Was kann die KI-Suche von Ecosia?

Die neue Ecosia-Suche mit KI bietet verschiedene Modi: Eine klassische Websuche, eine KI-gestützte Antwortfunktion und einen Chat-Modus für komplexere Fragen. Ihr könnt zwischen verschiedenen Detailstufen wählen – von „Quick“ für schnelle Antworten bis „Genius“ für tiefergehende Recherchen.

Im Test zeigt sich: Die Qualität der Antworten ist durchaus solide. Natürlich erreicht Ecosia nicht ganz das Niveau von ChatGPT oder Google Gemini – aber für die meisten alltäglichen Fragen reicht es allemal. Und ehrlich gesagt: Brauchen wir wirklich immer das leistungsstärkste Modell, wenn ein effizienteres dieselbe Aufgabe erledigt?

Google KI-Zusammenfassung oder KI-Modus

Premium kostet – aber ist erschwinglich

Die KI-Features gibt es nicht kostenlos. Ecosia bietet ein Freemium-Modell: Die Basis-Suche bleibt gratis, für die KI-gestützten Funktionen zahlt ihr 5 Euro pro Monat. Dafür bekommt ihr werbefreie Suche, unlimitierte KI-Anfragen und die Gewissheit, dass euer Geld in Klimaprojekte fließt.

Ist das ein fairer Deal? Ich finde schon. Wir haben uns daran gewöhnt, dass Suchmaschinen „kostenlos“ sind – aber bezahlt wird immer, nur eben mit Daten und Aufmerksamkeit. Ecosia bietet eine echte Alternative: Transparenz statt Tracking, Bäume statt Big Data.

Nicht perfekt – aber ein wichtiges Signal

Natürlich ist Ecosia kein Heilsbringer. Die Suchqualität liegt hinter Google, die KI-Features sind nicht so ausgereift wie bei den großen Playern. Und auch die Frage, wie klimapositiv die Lösung wirklich ist, lässt sich trefflich diskutieren. Kompensation durch Bäume ist nicht dasselbe wie gar keine Emissionen zu produzieren.

Aber darum geht es auch gar nicht. Ecosia zeigt: Es geht auch anders. KI muss nicht zwangsläufig zum Klimakiller werden. Mit intelligentem Design, effizienten Modellen und erneuerbaren Energien lässt sich der ökologische Fußabdruck massiv reduzieren.

Was wir daraus lernen können

Die großen Tech-Konzerne könnten von Ecosia lernen. Nicht jede Anfrage braucht das größte Modell. Nicht jedes Feature muss mit maximaler Rechenpower laufen. Effizienz ist nicht nur gut fürs Klima – sie spart auch Kosten.

Für uns Nutzer bedeutet das: Wir haben die Wahl. Niemand zwingt uns, Google oder ChatGPT zu nutzen. Mit Ecosia gibt es eine echte Alternative – vielleicht nicht perfekt, aber mit dem Herz am rechten Fleck.

Und hey: Wenn beim Suchen nebenbei ein paar Bäume gepflanzt werden, kann das nicht schaden. Die brauchen wir sowieso, wenn die Tech-Giganten weiterhin ihre Rechenzentren hochfahren wie bisher.

Fazit: Ecosia beweist, dass KI und Nachhaltigkeit kein Widerspruch sein müssen. Ein Schritt in die richtige Richtung – auch wenn der Weg noch lang ist.