In Fortnite entsteht ein virtuelles „Holocaust Museum“

von | 03.08.2023 | Surftipp

Hier hat niemand damit gerechnet: Schon bald wird es im populären Videospiel Fortnite ein virtuelles „Holocaust Museum“ geben, das an die Schrecken der Nazi-Greuel erinnert. Ein mehr als interessanter Ansatz.

Der jüdische Spiele-Entwickler Luc Bernard hat auf Twitter mit Stolz angekündigt, dass es schon in wenigen Wochen ein Holocaust Museum auf der Spieleplattform Fortnite geben wird. Das Unternehmen Epic Games, Betreiber der Plattform, hat dem Entwickler jetzt seine Unterstützung dafür zugesagt. Nötig, damit das bereits entwickelte virtuelle Museum irgendwann dann für alle öffentlich zugänglich ist.

Das virtuelle Museum ist als Ort der Besinnung konzipiert: Der Besucher kann diverse Räume besuchen, sieht Fotos und Porträts – daneben Schilderungen, die den Schrecken des Holocaust beschreiben, etwa die „Kristallnacht“. Eine andere Tafel erklärt, was Juden in Tunesien zugestoßen ist. Fortnite-Benutzer können im eigenen Tempo das Museum erkunden.

Das Holocaust Museum in Fortnite: Dutzende Schautafeln und Informationen in virtuellen Räumen

Das Holocaust Museum in Fortnite: Dutzende Schautafeln und Informationen in virtuellen Räumen

Ein Video-Game als Ort der Erinnerung

Eigentlich ist die virtuelle Welt in Fortnite, die gerne als Blaupause für das von Meta-Chef Mark Zuckerberg geplante Metaverse genannt wird, alles andere als ein Ort der Ruhe und der Besinnung. Hier treffen sich Menschen aus aller Welt, um miteinander zu spielen und live gegeneinander zu kämpfen. Das grafisch opulente Game bieten dafür unzählige Kulissen und Möglichkeiten.

Doch in Fortnite haben auch schon Live-Konzerte stattgefunden. Manche Spieler entwickeln auch Tänze. Es gibt auch Shops, in denen Player sich mit virtuellen Klamotten oder Werkzeugen ausrüsten können. Fortnite ist eine komplett virtuelle Welt, die aufgrund des offenen Konzepts unzählige Möglichkeiten eröffnet. Spieler können eigene Welten erschaffen, in denen auch eigene Regeln gelten.

Entwickler Luc Bernard nutzt moderne Technologie

Genau das hat sich Luc Bernard, der in Los Angeles lebt, jetzt zunutze gemacht und ein virtuelles Museum gebaut. Erste Eindrücke sind davon bereits im Netz zu sehen. Erst nachdem Betreiber EpicGames diese virtuelle Umgebung für die Allgemeinheit freischaltet und in der „Map“ sichtbar macht, kann jeder hin.

Bernard hat bereits Erfahrung darin, das wichtige und sensible Thema in Form von Games zu erzählen: Im Februar ist das Videospiel „The Light in the Darkness“ erschienen (ebenfalls Epic Games, für Windows und PS5, kostenlos). Hier geht es um die Erlebnisse einer polnischen Familie in Frankreich während des Holocaust. Wer sich auf das Spiel einlässt, wird – wie in einem gut gemachten Film – emotional in die nacherzählte Geschichte gezogen. Das Spiel ist aufgrund einiger Bilder im Spiel erst ab 18 Jahren freigegeben.

Den Besucher erwarten keine interaktiven Spielereien, sondern Informationen – wie in einem Museum üblich

Den Besucher erwarten keine interaktiven Spielereien, sondern Informationen – wie in einem Museum üblich

Sorge: KI könnte das Vergessen beschleunigen

Luc Bernard argumentiert: 80% der Amerikaner waren noch nie in ihrem Leben in einem Museum. Das virtuelle Museum in Fortnite ist eine Chance, viele Menschen mit dem Thema vertraut zu machen, die noch nie etwas darüber gehört haben. Bernard will die Menschen dort abholen, wo sie sind – und argumentiert: Warum sollte der Holocaust nur in Filmen erzählt werden dürfen, nicht aber in einem Game?

Den Entwickler aus Kalifornien treibt noch etwas an: Die Befürchtung, durch Künstliche Intelligenz könne der Holocaust verharmlost werden. Es gibt immer weniger Zeitzeugen, Überlebende, die über die Gräuel berichten können.

Bernard befürchtet, Holocaust-Leugner könnten das Netz früher oder später mit KI-Fotos oder anderen mit KI erzeugten Medien fluten, die den Leugnern in die Hände spielen oder das Leid verharmlosen. Mit seinen Projekten will er dem entgegentreten.

Das Videospiel „The light in the Darkness“ erzählt die Geschichte von polnischen Juden in Frankreich während des Holocaust

Das Videospiel „The light in the Darkness“ erzählt die Geschichte von polnischen Juden in Frankreich während des Holocaust

 

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