Mission Impossible wird real: Diese SSD zerstört sich auf Knopfdruck selbst

von | 25.11.2025 | Hardware

Du kennst die Szene: Der Agent bekommt seinen Auftrag, und nach wenigen Sekunden geht das Band in Rauch auf. „Diese Nachricht wird sich in fünf Sekunden selbst zerstören.“ Was jahrzehntelang Hollywood-Fantasie war, wird jetzt Realität – und zwar in Form eines unscheinbaren USB-Sticks.

Wenn der Kill-Switch keine Filmrequisite mehr ist

Der taiwanesische Speicherhersteller TeamGroup hat mit der T-Create Expert P35S etwas entwickelt, das direkt aus einem Spionagethriller stammen könnte: eine externe SSD mit integriertem Selbstzerstörungsmechanismus. Kein Witz. Kein Marketing-Gag. Ein echter, physischer Kill-Switch, der auf Knopfdruck den gesamten Speicherinhalt unwiederbringlich vernichtet.

Das Gerät sieht aus wie eine ganz normale externe SSD – kompakt, schwarz, unscheinbar. Mit gerade mal 42 Gramm und Abmessungen von 90 mal 40 mal 18 Millimetern passt es locker in jede Hosentasche. Doch auf der Oberseite sitzt ein Schiebeschalter, der es in sich hat.

TEAMGROUP P35S Speichermedien in schwarzer Farbe

Zwei Stufen bis zur totalen Vernichtung

TeamGroup hat bei der Entwicklung offensichtlich mitgedacht. Wer will schon versehentlich seine komplette Datensammlung ins digitale Nirvana schicken, nur weil er nervös mit dem Gadget herumgespielt hat? Deshalb funktioniert der Selbstzerstörungsmechanismus in zwei Stufen.

Erste Stufe: Du schiebst den Schalter nach oben. Ein rotes Warnfeld erscheint – quasi das „Bist du dir wirklich sicher?“. Noch ist alles gut, noch kannst du zurück.

Zweite Stufe: Du drückst nochmal kräftig. Und dann ist Schluss. Der patentierte „Physical Chip Destruction Circuit“ tritt in Aktion. Das Prinzip dahinter ist faszinierend simpel: Es handelt sich um ein piezoelektrisches System, ähnlich wie bei Feuerzeugen oder Gaskocherzündungen. Der Schiebevorgang erzeugt einen elektrischen Impuls – einen regelrechten Elektroschock für den Flash-Speicher.

Das Resultat: Der NAND-Chip wird physisch zerstört. Keine Datenreste, keine Wiederherstellungsmöglichkeit, keine Chance für Forensiker. Die SSD ist danach ein teurer Briefbeschwerer.

Rauchender USB-Stick in einer Knopfdruck in Rauch aufgeht - und alle Daten löscht. Es gibt Einsatzzwecke dafür.

Für wen ist das gedacht?

TeamGroup macht kein Geheimnis aus der Zielgruppe: Journalisten, Agenten (ja, wirklich), Content Creator und der Verteidigungssektor. Also alle, die mit hochsensiblen Daten hantieren und im Zweifelsfall lieber alles vernichten, als es in falsche Hände geraten zu lassen.

Stell dir vor: Du bist investigativer Journalist und recherchierst zu heiklen Themen. Auf deiner SSD liegen vertrauliche Dokumente, Whistleblower-Material, brisante Informationen. Und plötzlich klopft es an der Tür – und es sind nicht die Nachbarn, die sich Mehl leihen wollen.

Oder du arbeitest in einem Unternehmen mit strengen Geheimhaltungspflichten. Ein Prototyp hier, Geschäftsgeheimnisse dort. Wenn das Gerät verloren geht oder gestohlen wird, kann der Schaden in die Millionen gehen.

Für genau solche Szenarien ist die Expert P35S konzipiert. Nicht für den Hausgebrauch, nicht für die Urlaubsfotos, nicht für die Musik-Sammlung.

Die technischen Fakten

Abseits der spektakulären Selbstzerstörungsfunktion ist die P35S eine solide externe SSD. Sie bietet USB 3.2 Gen 2 mit Übertragungsraten von bis zu 1000 Megabyte pro Sekunde. TeamGroup verspricht, dass 10 Gigabyte in nur 10 Sekunden übertragen werden können.

Die SSD wird in vier Kapazitätsstufen angeboten: 256 GB, 512 GB, 1 TB und 2 TB. Die Anbindung erfolgt über USB-C. Das Gehäuse besteht aus widerstandsfähigem Kunststoff mit schraubenloser Konstruktion.

Übrigens: Die Selbstzerstörung funktioniert auch dann weiter, wenn du nach dem Auslösen panisch das USB-Kabel herausziehst. Der Prozess läuft bis zum bitteren Ende durch. Mission accomplished, sozusagen.

Das Kleingedruckte

Ein paar Dinge solltest du wissen: Sobald du den Kill-Switch betätigst, erlischt sofort die Garantie. Logisch – das Gerät ist ja auch absichtlich kaputt. TeamGroup betont außerdem mehrfach, dass die Datenzerstörung unwiderruflich ist. Einmal gedrückt, gibt es kein Zurück.

Die Technologie ist übrigens mehrfach patentiert – in Taiwan, Japan und China. TeamGroup hat also ordentlich Entwicklungsarbeit reingesteckt.

Was Preis und Verfügbarkeit angeht, hält sich der Hersteller noch bedeckt. Günstig wird das Ganze vermutlich nicht. Aber wenn du ernsthaft über so ein Gerät nachdenkst, ist der Preis wahrscheinlich nicht dein größtes Problem.

Die ethische Dimension

Natürlich wirft so ein Produkt auch Fragen auf. Wer nutzt sowas wirklich? Und für welche Zwecke? Die gleiche Technologie, die einen Whistleblower schützt, könnte auch einem Kriminellen helfen, Beweise zu vernichten.

TeamGroup positioniert das Produkt bewusst im professionellen Sicherheitsbereich. Aber die Technologie selbst ist ethisch neutral – es kommt darauf an, wer sie wofür einsetzt.

Fazit: Die Zukunft der Datensicherheit?

Die T-Create Expert P35S ist ein faszinierendes Stück Hardware, das zeigt, wohin die Reise bei der Datensicherheit gehen könnte. Während wir uns jahrelang auf Verschlüsselung verlassen haben, bietet physische Zerstörung eine ganz andere Art von Sicherheit. Selbst der leistungsstärkste Quantencomputer kann keine Daten wiederherstellen, die physisch nicht mehr existieren.

Für die meisten von uns bleibt der Kill-Switch wahrscheinlich ein cooles Gadget, das wir nie brauchen werden. Aber für manche Menschen – Journalisten in autoritären Regimen, Sicherheitsforscher, Geheimdienstmitarbeiter – könnte genau dieses Feature den Unterschied machen.

Mission Impossible ist in der Realität angekommen. Und diesmal brennt nichts – es wird gebraten.