Corona Warn App, Covpass App und Luca App: Viele Menschen sind verwirrt, welche App eigentlich für welche Aufgabe die Richtige ist. Kein Wunder, denn die Funktionen überschneiden sich.
Wir befinden uns mitten in der vierten Corona-Welle – und ich habe nicht den Eindruck, dass unsere digitalen Werkzeuge zur Bekämpfung der Pandemie besser sind als vor einem Jahr.
Wir haben ein Dreierpack an Apps am Start: Corona Warn App, Luca App und CovPass App. Und ich kenne viele Menschen, die da nicht durchblicken: Was ist eigentlich wofür gedacht?
Also: Die Corona Warn App (CWA) ist dazu da, dass wir und andere gewarnt werden, falls es zu einem Kontakt mit Infektionsrisiko gekommen ist. Sie ist das wohl wichtigste Werkzeug zur Bekämpfung der Pandemie.
Die Luca-App ist umstritten
Dann haben wir eine Luca-App, die in Zeiten von strengen Kontaktbeschränkungen die Zettelwirtschaft in Restaurants, beim Friseur und anderswo ablösen sollte. Sie soll vor allem den Gesundheitsämtern die Arbeit erleichtern, wenn es darum geht, im Falle einer Infektion die Kontaktnachverfolgung zu bewältigen.
Allerdings kritisieren nicht wenige Expertinnen und Experten die Art und Weise der Datenverarbeitung und haben Bedenken bei der Datensicherheit. Derzeit kommt die App kaum zum Einsatz, weil es aktuell nicht nötig ist, bei einem Restaurantbesuch oder beim Friseur Daten zu hinterlassen.
Alle Funktionen hätten in eine Anwendung gehört
Die Covpass App schließlich hat eigentlich nur einen Zweck: Wir scannen die QR-Codes, die Impfung oder Genesung nachweisen, und können uns so europaweit ausweisen. Gut so – aber das kann die Corona Warn App auch.
„Sämtliche Funktionalitäten in der Corona Warn App sind besser und schneller als die von Luca. Sie wurden nur nicht schneller eingebaut.“
Linus Neumann, CCC
Brauchen wir wirklich drei Apps? Der Steuerzahlerbund beklagt die hohen Kosten für Luca App und digitalen Impfausweis. Auch Linus Neumann vom Chaos Computer Club findet: „Sämtliche Funktionalitäten in der Corona Warn App sind besser und schneller als die von Luca. Sie wurden nur nicht schneller eingebaut.“
Warn-App hätte viel besser geplant werden müssen
Das ist politisch eine schallende Ohrfeige für die zuständigen Behörden, also Gesundheitsministerium und Robert Koch Institut. Denn die haben unnötig getrödelt.
Die Corona Warn App hätte entschieden schneller weiterentwickelt werden müssen. Nach meiner Beobachtung lag nie ein konkreter Plan vor, wo man mit der hinwill: Wann sollen welche neuen Funktionen eingebaut und angeboten werden? Es wurden zwar stets neue Funktionen nachgeschoben, allerdings erst, nachdem es bereits Alternativen gab (Kontakttagebuch, Kontaktnachverfolgung, Eincheck-Funktion).
Auch Linus Neumann kritisiert das: „Es mangelt an der nötigen Kompetenz in der Bundesregierung“, sagt der Experte – und wünscht sich für die Zukunft mehr Durchblick und Entschlossenheit.
Das könnten wir gut gebrauchen. Denn die vierte Welle betrifft mehr Menschen – in einem völlig anderen Umfeld als noch vor einem Jahr. Da gab es noch keinen Unterschied zwischen geimpften und ungeimpften Menschen. In den Apps spielt das alles bislang keine Rolle.
Gespräch mit Linus Neumann vom CCC