Die Nachricht ist in der Wirtschaftswelt eingeschlagen wie eine Bombe – obwohl es eigentlich, bei näherer Betrachtung eigentlich gar nicht so überraschend gekommen ist. Microsoft und Yahoo machen nun doch gemeinsame Sache, sie kooperieren im Suchmaschinenmarkt, wollen gemeinsam Geld verdienen. Zwei große Konzerne, der Softwareanbieter Microsoft und das Internetportal Yahoo, verbünden sich gegen einen anderen Internetriesen, Google. Sie blasen gemeinsam zum Angriff gegen Google, wollen dem Unternehmen Marktanteile abringen.
Nach dem ewigem Hin und Her der vergangenen Monate machen sie nun also doch gemeinsame Sache: Microsoft und Yahoo. Sie wollen Google Paroli bieten, der unbestrittenen Nummer Eins mit vereinten Kräften möglichst rasch Marktanteile abringen.
Microsoft bringt in diese Zweckgemeinschaft seine neue Suchmaschine Bing ein. Bing ist der dritte Versuch von Microsoft, eine vernünftige Suchmaschine fürs Internet auf den Weg zu bringen. Bislang hat das nicht geklappt, doch von Bing sind Benutzer wie Fachleute zum ersten Mal richtig beeindruckt: Bing ist eine gute Suchmaschine, die beste, die Microsoft je auf den Weg gebracht hat.
Microsoft hat aber trotzdem ein Problem: Der Softwareriese verfügt über kein eigenes Online-Werbenetzwerk, kann seine Suchmaschine deshalb nicht optimal vermarkten, nicht zu Geld machen. Ein Desaster für das Unternehmen aus Redmond.
Genau hier kommt Yahoo ins Spiel, denn Yahoo hat zwar eine mittlerweile nur noch vergleichsweise schlechte Suchmaschine, dafür aber ein exzellentes und ausgesprochen erfolgreiches Online-Werbenetzwerk. Yahoo weiß, wie man Inhalte und Werbekunden zusammenbringt und vergoldet – und darum geht es schließlich im Internet-Business: Man will und muss Geld verdienen, irgendwie, auch wenn auf den ersten Blick erst mal alles kostenlos und gratis zu sein scheint.
Doch Yahoo hat nicht nur ein Webenetzwerk, sondern auch jede Menge treuer Benutzer zu bieten, vor allem dem Online-Fotoalbum flickr, das Millionen Menschen in aller Welt tagtäglich benutzen. Auch die Internetplattform Yahoo selbst ist beliebt und bringt der Suchmaschine Bing somit künftig reichlich Benutzer in die Arme.
Zusammen können Microsoft und Yahoo etwas schaffen, was ihnen alleine, aus eigener Kraft, niemals gelungen wäre: Google in den Schwitzkasten zu nehmen. Google ist glasklar Platzhirsch, die Nummer eins im Business, überall auf der Welt, bei uns in Deutschland sogar ganz besonders. Neun von zehn Suchanfragen laufen hierzulande über Google.
Wenn nun Yahoo seinen eigenen Suchdienst aufgibt und Microsofts Suchdienst Bing verwendet, landet Microsoft Bing aus dem Stand auf Platz 2 – direkt hinter Google. Der Abstand zwischen den beiden ist zwar immer noch gigantisch, aber es ist eben nicht mehr aussichtslos, sich mit Google messen zu lassen.
Das wird Google zu spüren bekommen, denn viele Menschen suchen nach Alternativen, nach anderen Suchmaschinen, die auch gute Ergebnisse liefern. Das könnte „Microhoo“, wie das Doppel aus Microsoft und Yahoo auch gerne genannt wird, durchaus bieten. Eine Alternative. Das ist doch schon mal was.
Mehr Wettbewerb ist immer gut für uns Konsumenten, denn wir wollen Auswahl, wir wollen nicht ausgeliefert sein. Google macht eine hervorragende Arbeit, bietet eine exzellente Suchmaschine und vieles mehr an. Aber auch Google gerät in die Kritik, vor allem wegen seiner Datensammelwut. Wer eine Alternative hat, der muss sich nicht mehr darauf einlassen – und das ist eben gut, gesund.
Es wird der Branche insgesamt guttun, dass Microsoft und Yahoo kooperieren. Für Microsoft und Yahoo eröffnen sich interessante, teilweise auch dringend nötige Chancen, denn beide haben daran zu knabbern, dass Google so erfolgreich ist und ihnen im Internet davon läuft. Und im Internet spielt die Musik heute,
Eine Eintagsfliege wird diese Kooperation gewiss nicht sein, kann sie gar nicht, denn Yahoo stellt seinen eigenen Suchdienst immerhin komplett ein – und Microsoft verlässt sich auf Gedeih und Verderb darauf, dass Yahoo das Geld nach Hause bringt. Die Umsätze werden in Zukunft fair geteilt, 50 zu 50, jeder die Hälfte – und das Sage und Schreibe zehn Jahre lang. Zehn Jahre, eine Ewigkeit in der IT-Welt.
Monatelang hat Microsoft versucht, Yahoo zu kaufen, am Ende über 45 Milliarden Dollar geboten. Einigen Yahoo-Gründern war das nicht genug, deswegen hat die Übernahme nicht geklappt. Die nun beschlossene Kooperation könnte ein erster Schritt in Richtung Verschmelzung der beiden Unternehmen sein. Jetzt ist irgendwie alles denkbar.