Plötzlich steht alles still. Kein Zugriff mehr auf Daten, kein E-Mail-Versand, keine Patientenakte abrufbar – und das alles nur wegen einer einzigen E-Mail. Klingt wie ein schlechter Thriller?
Leider ist das längst Realität. Ransomware ist kein reines IT-Problem mehr, sondern eine echte Bedrohung für unseren Alltag – und manchmal sogar für Menschenleben.
Eine gefährliche Realität
Ich habe in den letzten Jahren viele Cyberthemen begleitet, aber das Thema Ransomware hat für mich eine ganz besondere Brisanz. Denn es zeigt auf erschreckende Weise, wie sehr unsere digitale Abhängigkeit zur Schwachstelle werden kann.
Es reicht eine unscheinbare Phishing-Mail oder eine ungepatchte Sicherheitslücke – und schon übernehmen Kriminelle die Kontrolle über ganze Systeme. Was sie dann tun, ist immer dasselbe: Daten verschlüsseln, Systeme lahmlegen, Lösegeld fordern.

Doch es bleibt nicht bei Daten. Besonders erschüttert hat mich der Fall der Uniklinik Düsseldorf im Jahr 2020. Die Ransomware „DoppelPaymer“ sorgte dafür, dass IT-Systeme der Klinik ausfielen. In der Folge konnte eine schwerkranke Patientin nicht rechtzeitig behandelt werden – und verstarb. Das war, soweit bekannt, der erste Todesfall durch einen Hackerangriff. Und er zeigt: Es geht nicht nur um Geld. Es geht um Menschenleben.
Wenn das Worst-Case-Szenario Realität wird
Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt, mitten in so einer Krise zu stecken. Also habe ich an einem Ransomware-Simulations-Workshop teilgenommen, organisiert vom US-Unternehmen Cohesity. Die Firma hat sich darauf spezialisiert, Unternehmen auf solche Angriffe vorzubereiten. In der Simulation war ich der CIO eines fiktiven Unternehmens – verantwortlich für die IT, mitten im Chaos.
Was ich in diesen wenigen Stunden erlebt habe, war aufwühlend. Und das, obwohl es „nur“ eine Übung war. Der Druck, Entscheidungen zu treffen – in Minuten, mit unvollständigen Informationen – war enorm. Zahlen wir das Lösegeld? Informieren wir die Öffentlichkeit? Was sagen wir den Kunden? Es ging nicht nur um Technik, sondern auch um Ethik, Kommunikation und letztlich Verantwortung.

Warum die Entscheidung zu zahlen keine gute ist
Viele Unternehmen entscheiden sich im Ernstfall dazu, zu zahlen. Aus Verzweiflung. Um das Schlimmste zu verhindern. Doch genau das ist ein Problem: Wer zahlt, wird schnell zur Zielscheibe weiterer Angriffe. Denn das Signal an die Erpresser ist klar: Hier gibt es was zu holen.
Außerdem kann das Zahlen auch rechtliche Folgen haben. Denn viele der Gruppen hinter diesen Angriffen stehen auf internationalen Terrorlisten. Wer zahlt, unterstützt also möglicherweise kriminelle oder sogar terroristische Organisationen. Und das kann – je nach Land – strafbar sein.
Die Schäden sind real – und sie treffen uns alle
Die finanziellen Auswirkungen sind massiv. 2024 wurden weltweit rund 1,1 Milliarden US-Dollar allein an Lösegeld gezahlt. In Deutschland haben sich die wirtschaftlichen Schäden durch Cyberkriminalität laut Bitkom auf über 120 Milliarden Euro pro Jahr summiert. Das ist ein Anstieg um knapp 30 Prozent – innerhalb eines einzigen Jahres!
Aber es geht nicht nur um Wirtschaft. Auch unsere Gesellschaft, unsere Verwaltung, unsere Gesundheitsversorgung sind betroffen. Krankenhäuser, Kommunen, Stadtwerke – sie alle wurden bereits Ziel solcher Attacken. Und wer glaubt, das betrifft nur „die Großen“, irrt sich: Auch kleine und mittlere Unternehmen, ja sogar Privatpersonen, sind im Fadenkreuz.

Was wir tun können – und müssen
Was mir die Simulation noch einmal ganz klar gezeigt hat: Vorbereitung ist alles. Wer vorher nicht plant, trainiert, absichert – der steht im Ernstfall hilflos da. Und dieser Ernstfall kommt schneller, als man denkt.
Deshalb mein Appell: Unternehmen und Organisationen müssen dringend ihre IT-Sicherheit ernst nehmen. Das bedeutet:
- Regelmäßige Backups: Und zwar so, dass sie offline und nicht manipulierbar sind.
- Updates einspielen: Sicherheitslücken schließen, bevor sie ausgenutzt werden.
- Mitarbeitende schulen: Phishing-Mails sind oft der Einstieg – wer sie erkennt, verhindert Schlimmeres.
- Krisenpläne erstellen und testen: Wer vorher weiß, was im Notfall zu tun ist, spart im Ernstfall kostbare Zeit.
Das gilt übrigens nicht nur für Unternehmen. Auch im privaten Bereich sollten wir wachsam sein. Verdächtige Mails nicht öffnen, Backups unserer wichtigsten Daten machen, sichere Passwörter verwenden. IT-Sicherheit beginnt bei uns selbst.
Mein Fazit
Ransomware ist die Pest unserer digitalen Zeit. Sie kommt leise, aber mit gewaltiger Zerstörungskraft. Und sie betrifft längst nicht mehr nur Tech-Firmen, sondern uns alle – ganz direkt. Jeder von uns kann Opfer werden. Deshalb dürfen wir das Thema nicht länger ignorieren oder in die Ecke der „IT-Nerds“ schieben.
Ich wünsche mir, dass wir alle das Thema Cybersecurity ernster nehmen – in Unternehmen, in Behörden, aber auch zuhause. Denn am Ende geht es nicht nur um Daten. Es geht um Vertrauen, Sicherheit – und manchmal sogar um Leben.