Kaum hat in den USA das Metaverse seine virtuellen Pforten geöffnet, gibt es auch schon die ersten Vorwürfe von sexueller Belästigung. Im Metaverse wird es noch schwieriger werden, dafür zu sorgen, dass sich alle wohl fühlen.
Der mittlerweile in Meta getaufte Facebook-Konzern hat eine Vision: Alles, was wir im normalen und echten Leben tun – beispielsweise andere Menschen treffen, Konzerte besuchen, arbeiten, spielen, einkaufen – sollen wir künftig auch im Metaverse können. Mit einer VR-Brille auf der Nase im virtuellen Raum.
Einige User haben Mark Zuckerbergs Versprechen von einer komplett virtuellen Welt wohl wörtlich genommen: Noch vor dem offiziellen Start des Metaverse-Dienstes „Horizon Worlds“ gibt es erste Klagen über sexuelle Belästigung. Dabei haben die Avatare in Zuckerbergs nicht mal einen Unterkörper – ab der Gürtellinie ist alles abgeschnitten. Ändert aber wohl nix.
Virtuelles Grapschen
Wie das Online-Magazin „The Verge“ berichtet, hat es wohl schon während der Betaphase erste Beschwerden und Meldungen gegeben. Eine Testerin berichtet dort, andere Avatare hätten sich ihr genähert und sie quasi virtuell „begrapscht“. Sie fühle sich jetzt nicht mehr sicher.
Ähnliche Erfahrungen hat die „Bloomberg“-Journalistin Parmy Olson machen müssen. Kaum sei sie in Horizon Worlds gestartet und habe die sogenannte „Plaza“ betreten – eine Art virtuelle Eingangs-Lobby, in der alle Neuankömmlinge landen –, hätten sie auch gleich mehrere Avatare bedrängt. Sie flüsterten ihr Dinge ins Ohr und haben Fotos gemacht, schreibt Olson verstört.
Rüpel bleiben Rüpel
Da haben wir’s: Warum sollte es in einem Metaverse anders zugehen als in der physischen Welt oder auf Facebook und Co? Im Gegenteil: Im Schatten der Anonymität fühlen sich Verrückte – ob Männer oder Frauen – erst recht motiviert, andere zu belästigen.
Traurig, aber nötig: In Horizons World können Nutzerinnen und Nutzer auf Knopfdruck eine „Sicherheitszone“ aktivieren. Damit andere Avatare wegbleiben. Und es ist auch möglich, ein Ereignis zu melden – damit Moderatoren sich in einem VR-Mittschnitt anschauen (bei einer Meldung werden automatisch die letzten drei Minuten aufgezeichnet und gespeichert), was los war und ggf. Nutzerinnen und Nutzer bei Verstößen gegen die Regeln aus der virtuellen Welt zu verbannen. Bis diese dann unter neuem Namen wiederkommen.
Keine bessere Welt
Es wird richtig schwierig und aufwändig, in einer virtuellen Welt dafür zu sorgen, dass sich alle wohlfühlen. Und wie sollte das überhaupt gehen – mit Rundumüberwachung 24/7? Ganz zu schweigen von zusätzlichen Herausforderungen: Hinter einem männlichen Avatar könnten sich auch eine Frau verbergen – und erst recht umgekehrt.
Das sogenannte Metaverse wird jede Menge neuer Probleme machen und sichtbar machen: Belästigungen, Bedrohungen, Beleidigungen. Die ganze Palette, so wie wir es auch schon von Facebook und Co. kennen. Jetzt nur mit bunten Figuren in einer 3D-Welt.
Horizon World: Es gibt Moderation – und einen zuschaltbaren Sicherheitsbereich