Suchmaschinen: Wie suchen wir in Zukunft?

von | 02.04.2019 | Internet

Googeln – so heißt Nachschlagen heute. Google wird’s schon wissen… Allerdings ist Google nicht unbedingt in jeder Hinsicht die beste Suchmaschine. Die Stiftung Warentest hat gerade zehn Suchdienste getestet. Branchenprimus Google ist auf Platz 2 gelandet, wegen Datenschutzproblemen. Und das Problem wird noch größer. Denn wir vertrauen den Suchdiensten immer mehr Infos an.

Wer Google nutzt, der versorgt den Onlineriesen auch immer mit Daten. Wo befinde ich mich gerade? Was sind meine Interessen? In welcher Stimmung bin ich?

Google verarbeitet diese Daten aber nicht nur, um passende Suchtreffer zu finden – sondern vor allem für passende Werbeanzeigen. Direkt in der Suche – aber auch überall im Web. Also nicht nur bei Google.

Das Geschäft brummt für Google. Keine Frage. Milliardenumsätze mit Werbung. 95% aller Suchanfragen gehen bei uns in Deutschland an Google.

Aber: Der Riese missbraucht seine Macht auch. Gerade erst musste Google 1,5 Milliarden EUR Strafe an die EU zahlen. Wegen „Ausnutzen der marktbeherrschenden Stellung“, wie das so schön heißt. Schon die dritte Strafzahlung für Google. Die zweite, die mit Online-Werbeanzeigen zu tun hat.

Es gibt also guten Grund für uns, misstrauisch zu sein.

Stiftung Warentest hat Suchmaschinen untersucht

Mangelnden Datenschutz hat jetzt auch die Stiftung Warentest bei Google kritisiert. Die Stiftung hat die zehn größten Suchmaschinen untersucht.

Google ist auf Platz 2 gelandet. Komfort. Ergebnisse. Vielseitigkeit. Alles tiptop. In Sachen Datenschutz aber nicht.

Auf Platz 1: Startpage. Ein Suchdienst aus den Niederlanden. Die haben als einzige eine tadellose Datenschutzerklärung. Sie speichern keine Daten und werten keine aus. Und erlauben sogar, die Treffer-Webseiten anonym aufzurufen. Als Suchmaschine wird Google benutzt. Also: Mit Google suchen – aber ohne bei Google Daten abzuliefern.

Auf Platz 1: Startpage

Möglich wird das, weil sich Startpage mit deutlich weniger Werbeeinnahmen zufrieden gibt. Bei Startpage gibt es zwar auch Werbung. Aber viel, viel weniger – und eben nicht personalisiert. Eine interessante Alternative also.

Darauf sollte man unbedingt mehr achten, wenn man Suchdienste nutzt. Denn Privatsphäre ist wichtig.

Meint übrigens auch Edward Snowden, der das in einem Gespräch noch deutlicher sagt:

„Be careful about what you share with large Service Providers. When you are talking about Google, when you are talking about Facebook. Everything what you type in that google prompt, is being stored and saved. Forever.”

Edward Snowden

Edward Snowden warnt also ausdrücklich vor den großen Suchdiensten, weil sie alles speichern – für immer. Ohne zu fragen.

So ganz stimmt das natürlich nicht, weil wir mittlerweile ein paar Einstellmöglichkeiten haben und auch die Nutzungsbedingungen akzeptieren. Aber die Kernaussage ist: Die wissen jede Menge über uns. Wenn und weil wir es zulassen.

Das Ende der Privatsphäre

Die Zukunftsforscherin Amy Webb hat gerade erst auf der Fachkonferenz SXSW sogar nicht weniger als das „Ende der Privatsphäre“ vorausgesagt.

Privatsphäre? Ist gestorben, meint sie. Da dürfen wir uns keine Illusionen machen.

Besonders, weil wir immer mehr mir der Stimme steuern. Wir sprechen heute wie selbstverständlich mit Computer, Smartwatch und Küchengeräten. All diese Daten landen dann – zusammen mit den Anfragen bei den Suchmaschinen – bei den großen Onlinediensten. Es gibt sogar schon eine Mikrowelle, mit der wir sprechen können.

Es reicht also künftig ein „Mache mir Popcorn“ – und die Maschine legt los. Oder ich frage: Wie lange braucht 200 Gramm Lasagne zum Auftauen? Und Google liefert mir die Antwort – weiß aber auch gleich: Der Schieb, der isst Pasta, ist immer noch nicht Veganer, schreckt auch für Tiefkühlkost nicht zurück und isst um 18.30 zu Abend.

Belanglos? Nein. Keineswegs.

Wir brauchen ein anderes Modell

Mehr Daten bedeuten: Wir Nutzer werden immer mehr zur ständig sprudelnden Geldquelle für die Onlineriesen. Nicht nur Google, auch Amazon und Facebook.

Gibt es einen Ausweg daraus? Jaron Lanier aus den USA sieht nur eine Lösung. Er meint: Wir sollten endlich Schluss machen mit dem Gratis-Irrsinn im Internet – und in Zukunft für Dienstleistungen im Netz lieber bezahlen. Mit Geld. Nicht mit Daten – und der Verletzung der Privatsphäre wie bislang. Denn der Preis sei viel zu hoch.

Stimmt. Aber wer würde für einen Suchdienst bezahlen? Also Geld bezahlen? Vielleicht ja mehr als ich annehme. Sollten wir jedenfalls besser. Denn dann wären die Kosten zumindest transparent. Und wir müssten keine Daten mehr abliefern. Und unserer Privatsphäre aufgeben.