EU hat Verfahren gegen Meta eröffnet

EU hat Verfahren gegen Meta eröffnet

Die EU hat ein offizielles Verfahren gegen Meta (Facebook, Whatsapp) eröffnet. Stein des Stoßes: Verdacht auf Desinformation und Wahlmanipulation.

Dieses Jahr ist Super-Wahljahr: Nicht nur Europawahl, sondern auch
Landtagswahlen in Thüringen, Brandenburg und Sachsen.

Da kommt es eigentlich ganz besonders darauf an, dass die Bürger, die Menschen gut und vor allem richtig informiert werden. Doch das Gegenteil ist der Fall. In Sozialen Netzwerken kursieren so viele Falschnachrichten wie noch nie.

Viele mit der Absicht, Stimmung zu machen – vor allem gegen Europa. Die großen Plattformen wie Google oder Meta können sich da nicht mehr einfach so aus der Verantwortung stehlen.

Vor genau 10 Jahren h at sich der Facebook Konzern den Messenger WhatsApp einverleibt
Vor genau 10 Jahren h at sich der Facebook Konzern den Messenger WhatsApp einverleibt

Digital Services Act

Die EU-Kommission hat ein Verfahren gegen Meta eröffnet, den Mutterkonzern von Facebook und Instagram.

Die EU-Kommission will unter anderem prüfen, ob sich das US-Unternehmen an europäische Regeln gehalten hat im Umgang mit irreführender Werbung und Desinformationskampagnen auf den Plattformen Facebook und Instagram.

Seitdem der Digital Services Act (DSA) da ist, gibt es klare Regeln dafür – und auch rigide Strafen, wenn sich ein Unternehmen nicht an diese Regeln hält.

Bei den mutmaßlichen Verstößen geht es unter anderem darum, ob Meta die Verbreitung von irreführender Werbung im politischen Umfeld und vor allem Desinformationskampagnen in der EU ausreichend bekämpft. Daran gibt es begründete Zweifel, denn solche Kampagnen gibt es zuhauf auf den Plattformen.

Weiterer Punkt: Es wird geprüft, ob es wirklich ausreichende und auch ausreichend einfache Möglichkeiten auf den Plattformen gibt, damit sich User über einzelne Beiträge oder wiederholt Fake-Nachrichten und Desinformationen verbreitende Konten beschweren können. Beides verstieße eindeutig gegen den Digital Services Act.

Apple wurde von der EU zu einem Bußgeld in Höhe von 1,8 Mrd. EUR verdonnert. Hintergrund sind Wettbewerbsrecht, der App-Store und die Provisionen bei Zahlungen.
Apple wurde von der EU zu einem Bußgeld in Höhe von 1,8 Mrd. EUR verdonnert. Hintergrund sind Wettbewerbsrecht, der App-Store und die Provisionen bei Zahlungen.

Sind das also schon konkrete Vorwürfe?

Nein. Die Kommission betont, dass sie mit der Einleitung des Verfahrens lediglich einen Verdacht prüft, und dass die vorläufige Einschätzung der Behörde noch kein endgültiges Untersuchungsergebnis darstelle.

Weiterer Aspekt: Es ist mitunter schwierig, die genaue Lage zu untersuchen, denn der Meta-Konzern gewährt Forschern nicht genügend Daten und Informationen. Aber auch das verlangt der Digital Services Act  ausdrücklich von einer Plattform dieser Größe. Meta muss da also nachliefern.

Wahlmanipulation auf Facebook und Instagram

Aber wie genau muss man sich denn Wahlmanipulation auf Social Media Plattformen vorstellen – es können ja nicht virtuelle Wahlplakate gemeint sein?

Es geht darum, dass auf den Plattformen massenweise Stimmung gemacht wird. Mit Falschinformationen, mit zugespitzten Behauptungen, aber auch und vor allem mit persönlicher Diffamierung von Politikern und Menschen aus deren Umfeld.

Und dabei geht es nicht um sachliche Kritik, sondern um überzogene oder unwahre Behauptungen, die aber oft leicht verfangen und das Meinungsbild der Bevölkerung verändern sollen – und es auch können.

Diesen Sommer wird das Europaparlament neu gewählt. Viele in der EU gehen davon aus, dass Russland versucht, Einfluss auf die Wahlen auszuüben. Französische Experten haben gerade erst ein russisches Desinformations-Netzwerk aufgedeckt, das kreml-freundliche Propaganda verbreitet hat.

All das läuft vor allem über die sogenannten „Sozialen Netzwerke“, denn das ist einfach und günstig.

Meta könnte bei Facebook und Instagram für werbefreie Netzwerke künftig Abogebühren verlangen
Meta könnte bei Facebook und Instagram für werbefreie Netzwerke künftig Abogebühren verlangen

Facebook markiert künftig KI-Fotos

Wir sprechen hier in regelmäßig über KI und Deepfakes, die auch oft in diesem Zusammenhang benutzt werden. Die werden immer besser und es kursiert davon immer mehr im Internet.

Was tut ein Konzern wie Meta dagegen?

Bislang wenig bis gar nichts. Doch aufgrund der zunehmend strengen Richtlinien in Europa kommt einiges in Bewegung. Metas Ingenieure zum Beispiel arbeiten daran, mit Hilfe von KI erstellte fotorealistische Aufnahmen – und nur hier besteht ein Risiko der Verwirrung oder Täuschung – mit geeigneten technischen Maßnahmen (unter anderem mit KI) automatisch zu erkennen und zu kennzeichnen.

Obwohl Deepfakes heute oft verblüffend echt aussehen, ist das gar nicht so schwierig, wie es sich anhört. Viele KI-Systeme, die Fotos erzeugen, markieren die erstellten Bilder (unsichtbar) schon jetzt automatisch. Das machen KIs wie Midjourney, Dall-E3, Artbreeder, Dream und viele andere.

Sie kennzeichnen die erzeugten Bilder sowohl durch entsprechende Angaben in den Metadaten der Bilder als auch durch unsichtbare Wasserzeichen. OpenAI hat diese Maßnahme erst Mitte Februar eingeführt. Sie sollen ab Mai – also jetzt – in Facebook eine Kennzeichnung „Made with AI“ erhalten. ; später auch auf Instagram. Noch ist das nicht am Start.

Langt nicht

Die automatische Kennzeichnung der KI erzeugte Inhalte ist ein sinnvoller Schritt, allerdings sicher kein „Game Changer“. Das Problem ist ja die schiere Masse der gezielten Desinformation und Manipukation. Es gibt zu wenig Abwehr solcher Inhalte. Das nutzen russische Akteure aus.

Soziale Netzwerke sind heute die Öffentlichkeit. Es wäre früher undenkbar gewesen, solche Propaganda in die Zeitungen oder ins Radio zu bekommen. Doch über Social Media zu manipulieren ist kinderleicht und extrem günstig. Das muss aufhören.

Doch die EU scheint es ernst zu meinen: Die Plattformbetreiber müssen nachbessern. Sie müssen schneller reagieren, entschlossener durchgreifen, der Forschung mehr Daten liefern, sonst drohen Bußgelder. Die EU hat zuletzt mehrmals gezeigt, etwa bei Apple und Tiktok, das sie dazu willens und in der Lage ist.

Allerdings kommt das alles sehr spät. Schon im Juni sind Europawahlen.


Mehr Rechte und Transparenz: Digital Services Act (DSA) startet

Mehr Rechte und Transparenz: Digital Services Act (DSA) startet

Der „Digital Services Act“ (DSA) war von langer Hand vorbereitet – und soll die großen Plattformen regulieren. Nutzer bekommen mehr Rechte bei Social Media und Onlineshopping.

 

Was ändert sich durch die neuen Regeln für mich als Nutzer?

Wenn alle Regeln eingehalten werden, eine ganze Menge. Vor allem in „Social Media Diensten“. Nutzer bekommen mehr Kontrolle und Transparenz – beides ist dringend nötig. In Social Media Diensten wie Instagram oder Youtube zB. haben Nutzer künftig das Recht zu erfahren, warum bestimmte Inhalte im Feed landen.

Warum dieses Posting? Warum diese Werbung? Das basiert oft auf persönliche Daten. Aber auf welche? Wer das nicht möchte, bekommt eine Möglichkeit, diese „Empfehlungen“ aufgrund persönlicher Daten abzustellen (Optout). Werbung darf künftig nicht mehr auf Basis sensibler persönlicher Daten ausgespielt werden.

Dazu zählen etwa die politische Überzeugung, sexuelle Orientierung oder ethnische Zugehörigkeit. Und wenn die Plattformen die eigenen Postings blockieren oder löschen, dann dürfen sie das nicht mehr ohne Begründung. Sie müssen den betroffenen Usern ausdrücklich mitteilen, was und warum blockiert wurde – damit Betroffene dagegen auch Widerspruch einlegen können. Das verändert die Machtverhältnisse nicht vollständig, aber die User bekommen deutlich mehr Rechte als früher.

Es gibt aber auch neue Regeln für Onlineshops…

Online-Shops und -Handelsplätze müssen sicherstellen, dass Kunden leicht herausfinden können, mit wem sie ins Geschäft kommen. Das ist vor allem auf Amazon oder eBay oft ein Problem: Da kauft man etwas – es kommt am Ende aber aus China. Ohne ausgewiesene Mehrwertsteuer, oft mit Zoll bezahlt werden – und lange Lieferzeiten.

Anbieter auf Plattformen müssen daher künftig leicht auffindbare Kontaktdaten und ihre Einträge in Handelsregister sowie weitere relevante Informationen offenlegen.

Das ist ein großer Schritt nach vorne. Und: Onlineshops und überhaupt alle müssen auf „Dark Patterns“ verzichten, also Tricksereien durch Farbgebung oder Layout und Gestaltung, die Menschen dazu bringen, Dinge anzuklicken und vielleicht sogar zu kaufen, obwohl sie es gar nicht wollen.

In der EU behindern strenge Regeln die Einführung von Threads

Die EU-Kommission reguliert die Macht der großen Player

Große Konzerne müssen aktiv werden

Wie kooperativ zeigen sich die großen Konzerne – und welche sind eigentlich betroffen?

Der Digital Services Act gilt für alle Plattformen mit mehr als 45 Mio. Nutzern in Europa. Dazu gehören Instagram, Tiktok, Facebook, Youtube, Google, aber auch Amazon, Alibaba – und, als einziger nicht-kommerzielles Angebot, auch Wikipedia. Begeistert sind die Unternehmen natürlich nicht, darf man annehmen, da es ihre Positionen schwächt und empfindliche Bußgelder drohen.

Aber es sind schon viele Dinge in Bewegung. Meta hat bereits angekündigt, User in Zukunft umfassend zu informieren, wenn Beiträge gelöscht werden. Die Plattformen müssen aber auch kennzeichnen, wer Werbung schaltet: Google hat bereits seine Richtlinien für Werbekunden geändert. Insider befürchten allerdings, dass vor allem Twitter/X Probleme bekommen wird, die neuen Regeln einzuhalten, schließlich hat Elon Musk 80% der Beschäftigten vor die Tür gesetzt.

Es gibt gar nicht genug Personal, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Die EU-Kommission hat bereits angekündigt, das genau zu beobachten. Sie ist entschlossen, die Regeln durchzusetzen.

Social Media ändert sich: Kommen jetzt mehr Payed Accounts?

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Regeln für Verbraucher

„Digital Services Act“: Das ist ein typischer Beamtenbegriff… Wie gut sind die Regeln für Verbraucher?

Die EU hat die Regeln von langer Hand vorbereitet – und sie sind auch dringend nötig. Denn die Übermacht der –  (mit Ausnahme von TikTok) zumeist amerikanischen – Konzerne ist erdrückend.

Der DAS ist der Versuch, Verbraucherschutz durchzusetzen. Die Konzerne setzen die Regeln nur sehr verhalten um, müssen aber liefern. Damit ist nicht gleich alles gut, aber es wird doch deutlich besser. Keiner der großen Konzerne wird sagen: Das ist eine Zumutung, wir gehen raus aus Europa. Denn der europäische Markt ist wichtig, und es ist auch wichtig, dass nach Regeln der EU-Mitgliedsstaaten gespielt wird.