Techwerfgesellschaft: Mehr Nachhaltigkeit bitte

Wir leben in Zeiten von Greta Thunberg und Fridays for Future und dem Wissen, dass wir keine Zeit mehr haben, um mehr für den Klimaschutz zu tun. Trotzdem scheint das Thema Nachhaltigkeit in der Tech-Branche nicht anzukommen. Alle paar Monate kommen neue Handymodelle auf den Markt – und wir sollen unsere Geräte durch neue Modelle ersetzen. Wann findet endlich ein Umdenken statt?

Wie kommt es eigentlich, dass nachhaltig gebaute Smartphones wie das Fairphone angesichts der Klimadebatte nicht die aktuellen Bestseller sind?

Das neue iPhone 11 hat drei Kameralinsen – dem Fairphone liegt ein Schraubenzieher bei. Weil jeder sein Fairphone selbst reparieren kann, wenn er mag. Fairphone liefert Ersatzteile für kleines Geld – und jeder kann sein Gerät reparieren oder reparieren lassen. Das geht beim iPhone nicht. Das macht das Fairphone schon mal nachhaltiger, weil es nicht gleich entsorgt werden muss, bloß weil der Akku kaputt ist.

Die Technik ist ganz ordentlich. Die Optik und Haptik aber – eher unsexy. Zumindest unspektakulär. Es fehlt noch der Coolness-Faktor. Das gilt auch für das Shift-Handy, das aus Deutschland kommt und ebenfalls modular aufgebaut ist. Auch ein nachhaltiger Ansatz.

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Leider legen die anderen Hersteller bislang keinen besonders hohen Stellenwert auf Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

Die große Leistung des Fairphones ist zu zeigen, dass es überhaupt geht. Dass es möglich ist, auf eine einigermaßen umweltverträgliche Herstellung zu achten und ein defektes Smartphone nicht gleich zum Sondermüll werden zu lassen. Das ist eine Forderung, die Verbände wie der BUND aufstellen: Die Handy-Hersteller müssten verpflichtet werden, Altgeräte zurückzunehmen.

Sie fachgerecht zu entsorgen oder wieder aufpoliert erneut zu verkaufen. Die Möglichkeit zur Reparatur vorzusehen – gesetzlich vorgeschrieben. Es gäbe eine Menge, was sich tun ließe – bei allen Herstellern. Nur: So lange der Gesetzgeber es nicht vorschreibt und die Nutzer es nicht verlangen, werden die Hersteller es auch nicht tun.

Ein Recht auf Reparatur

Reparaturen: Wichtiges Stichwort. Manche Elektrogeräte lassen sich gar nicht reparieren – oder wenn, ist es unheinlich teuer.

Techniksoziologe Felix Sühlmann-Faul fordert deshalb auch, dass Anreize für Reparaturen geschaffen werden müssten. Besitzer von Fairphone und Shift werden vom Hersteller freiwillig mit Ersatzteilen versorgt. Aber ein iPhone? Kann man nur bei Apple reparieren lassen. Das müsste nicht so sein. Es sollte eine Verpflichtung zur Reparatur geben, sagt unser Gast.

Jeder Hersteller müsste Anleitungen für Reparaturen bereitstellen – und mehrere Jahre Ersatzteile. Jede Werkstatt müsste solche Reparaturen durchführen können. Und: Weg mit der Mehrwertsteuer auf Reparaturen! Das erhöht den Anreiz, reparieren zu lassen – und sorgt für Nachhaltigkeit. Es mangelt also wirklich nicht an Ideen.

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Problemfall Akku

Für die Umwelt besonders heikel sind ja die Akkus, die in so vielen Geräten stecken – nicht nur Smartphones. Auch E-Scooter, Kameras etc. Die landen häufig einfach so im Müll.

Oder sogar die ganzen Geräte, wenn die Akkus fest verbaut sind – wie bei einigen Smartphones. Aber das Problem gibt es nicht nur dort. Nun gibt es den Vorschlag, für Lithium-Ionen-Akkus einen Pfand zu nehmen: 50 EUR. Das Geld gibt es erst bei ordentliche Rücknahme zurück. Das ist ein guter Vorschlag, denn dann würden sich E-Scooter-Betreiber auch mehr anstrengen, dass ihre Roller vernünftig entsorgt werden.

Aber auch für Smartphones und andere Geräte wären solche Pfandabgaben sinnvoll, weil die Geräte am Ende dann nicht achtlos weggeworfen, sondern fachgerecht entsorgt würden. Solche Maßnahmen könnte aber nur die Politik beschließen, die zwar war viel über Umweltschutz redet, aber eher wenig unternimmt.

 

 

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