In den USA kann man sich so ziemlich alles patentieren lassen, auch Ideen und Konzepte – und wenn so ein Patent dann erst mal eingetragen ist, etwa weil ein Patentbeamter nicht richtig hingeguckt hat, ist der Kummer groß.
Wir irrsinnig Patente heute sind, zeigt ein aktueller Fall, der besonders absurd erscheint: Der US-Biologe Michael Doyle hat im Oktober 1994 ein Patent eintragen lassen, das im weitesten Sinne das World Wide Web erklärt, das interaktive Web. In nebulösen Worten ist dort erklärt, wie ein vernetztes Web funktioniert. Keine besondere Leistung, kein neuer Gedanke, schon gar keine Erfindung im eigentlichen Sinne. Aber das US-Patentrecht erlaubt, solch wirre Gedanken patentieren zu lassen.
Das rächt sich jetzt. Denn Michael Doyle behauptet jetzt, er habe das interaktive Web erfunden und will Lizenzgebühren kassieren. Irgendwie von jedem, der das Internet benutzt. Das Ganze wird jetzt ernsthaft vor Gericht verhandelt. Selbst der eigentliche Erfinder des World Wide Web, Tim Berners-Lee, wird als Zeuge vernommen.
Es muss endlich Schluss sein mit diesem Patent-Irrsinn, dass jedes noch so simple Konzept wie Klicken, Doppelklicken, Wischen und was nicht sonst noch alles folgenreich patentiert werden kann. Damit verdienen sich nur einige Patentanwälte eine goldene Nase, die sonst nichts Besseres zu tun haben und dem großen Geld hinterher laufen: Die Gesellschaft hat davon keinen Vorteil, die Industrie auch nicht.