Kaum eine Branche hat sich in den vergangenen Jahren derart rasant und radikal verändert wie die Musikbranche. Vor allem das Internet bereitet der Branche ernsthaftes Kopfzerbrechen: Die Umsätze sind auf breiter Front eingebrochen. Gleichzeitig bietet das Internet aber auch Chancen. Die entscheidende Frage für die Musikbranche lautet: Wie wird die Musik künftig gehört – und wie lässt sich damit noch ausreichend Geld verdienen?
Ein klarer Trend und ein möglicher Teil der Lösung ist Streaming. Man kauft nicht mehr einzelne Musiktitel oder Alben, die Songs werden nicht mal runtergeladen. Stattdessen zahlt der Musikfreund einen festen Monatsbetrag, in der Regel zwischen 7 und 15 EUR. Dafür kann er dann so viel Musik hören wie er will. Es stehen Millionen Songs zur Auswahl.
Streaming revolutioniert die Musikbranche
Das Konzept bietet eine Menge Vorteile: Man zahlt einen festen Monatsbetrag und muss sich für keine einzelnen Musiktitel entscheiden, nichts downloaden, kann auch keine Songs verlieren, wenn mal eine Festplatte kaputt geht. Nachteil: Die Musik steht nur so lange zur Verfügung, wie man Abonnent ist.
Wer sich für einen Streaming-Musikdienst entscheidet, muss nicht befürchten, dass Boxen oder Kopfhörer mal leise bleiben. Online-Musikdienste wie Simfy oder Steereo, das schwedisch-britische Spotify oder Pandora sowie Rhapsody aus den USA revolutionieren derzeit das Musikgeschäft mit Streamingangeboten.
Anfangs waren viele Musikfreunde noch skeptisch, aber allmählich erkennen viele die Vorteile von Streaming. Das Interesse wächst erkennbar. Ebenso die Zuversicht, dass sich damit möglicherweise die Branche retten lässt. In den USA ist Streaming bereits recht populär: Der Online-Musikdienst Pandora zahlt bereits rund 57 Millionen Mitglieder, rund die Hälfte hört die Musik am Handy. Täglich sollen rund 100 000 weitere Fans hinzukommen. Experten erwarten, dass auch Apple iTunes schon sehr bald mit einem eigenen Streamingdienst starten wird.
Die Vorteile der Streaming-Technik:
• Der Kunde zahlt eine monatliche Abo-Gebühr. Die ist fix. Die Kosten sind damit klar. Denkbar sind auch komplette werbefinanzierte Angebote.
• Es stehen Millionen Songs zur Auswahl, die jederzeit und überall abrufbar sind.
• PC, Notebook, Handy, Hifi-Anlage und Autoradio greifen auf dieselbe Musikbibliothek zu, alle zum Einheitspreis.
• Niemand muss mehr riesige Datenmengen verwalten. Die Festplatte bleibt leer. Die Musiksammlung verbirgt sich, für den Laien unsichtbar, in der „Cloud“, der Datenwolke des Internet – und kann von dort jederzeit abgerufen werden.
Kostenlose Musikangebote
Es gibt mittlerweile diverse Plattformen, die Musik kostenlos anbieten. Das deutsche Portal simfy.de ist ein Beispiel: Sechs Mio. Musiktitel stehen hier zur Auswahl – und man kann sie sich tatsächlich gratis anhören. Andere Angebote wie last.fm bieten ebenfalls kostenlose Musikstreams. Auch werden vereinzelte Download zum Nulltarif angeboten. Das erhöht den Druck. Auch große Anbieter wie iTunes und vor allem Google haben neue Musikdienste in Vorbereitung, Streamingdienste vor allem, wie bei Simfy.
Google will noch dieses Jahr einen eigenen Online-Musikdienst starten. Insider vermuten, es könnte – unter anderem! – ein kostenloser Streamingdienst dabei sein. Das würde zu Google passen: Privatleute müssen hier eigentlich nie bezahlen, alles wird über Werbung refinanziert. Mittlerweile gelingt Google das ja auch bei den Videos auf Youtube.
Welche Werbeformen im Einzelnen, wird sich zeigen. Im Zweifel Werbeformen, an die wir im Augenblick noch gar nicht denken, weil es sie noch nicht gibt. Google ist recht talentiert darin, Werbung an die passenden Stellen zu bringen – wieso nicht auch bei Musik.
Die Musik wird aber nicht komplett kostenlos. Es wird auch in Zukunft Dienste geben, für die wir bezahlen, etwa aktuelle Musiktitel in besserer Qualität oder die Musik auch auf dem MP3-Player abgespielt werden können soll. Es werden sich Mischformen entwickeln: Kostenlose und kostenpflichtige Angebote, teilweise als Streaming, teilweise zum Download. Nicht jeder hat dieselben Hörgewohnheiten, deshalb ist es auch sinnvoll, verschiedene Darreichungsformen von Musik anzubieten.
Empfehlungen für Musikfans
Wer gerne Musik hört, braucht Empfehlen. Die Onlinewelt bietet die perfekten Möglichkeiten: Die Community ist der beste denkbare Ratgeber. Wer eine Band besonders mag, erfährt, welche Musik andere Onlineuser sonst noch hören, die ansonsten dieselbe Band mögen. Der Musikgeschmack lässt sich perfekt miteinander vernetzen. Man bekommt Impulse und Hinweise, kann sich austauschen und bekommt einen nicht enden wollenden Strom an Infos und Tipps.
Aber nicht nur die Community gibt Tipps. Auch Onlinedienste können anhand der gespielten und favorisierten Musik heute den Musikgeschmack nahezu optimal „erahnen“ – und entsprechende Empfehlungen für andere Musik geben. Bestes Beispiel dafür ist Pandora: Rund 700.000 Musiktitel sind in dieser Datenbank bereits katalogisiert, nach rund 600 Kriterien bewertet. Das macht es dem Onlinedienst leicht, andere Musik zu finden, die einem auch gefallen müsste. Klappt erstaunlich gut. Allerdings bislang nicht für deutsche User, denn Pandora ist für europäische Internetbenutzer gesperrt. Leider.