Google, Facebook, Apple, Microsoft, Amazon: Die großen Konzerne spielen häufig nach ihren eigenen Regeln, Das zeigt sich auch jetzt wieder: Facebook ist der Ansicht, den WhatsAp-Nutzern einfach neue Regeln aufzwingen zu können. Doch der Widerstand nimmt zu – nicht nur bei den Usern, sondern auch in der Politik.
Schon seit Monaten versucht WhatApp, seine Nutzungsbedingungen anzupassen. Alle aktiven Nutzer sollen den neuen Bedingungen zustimmen, sonst droht Ausschluss – so in etwa hat sich WhatsApp das vorgestellt.
Doch obwohl es in diesem Fall eigentlich nur um eine vergleichsweise kleine Sache geht (WhatsApp will einen Business-Dienst einführen, daher muss es möglich sein, einige Nutzerdaten an Business-Kunden weiterzugeben), wollen die Leute nicht so richtig. Deshalb hatte WhatsApp den ersten Stichtag im Januar auf den 15. Mai verschoben.
WhatsApp ist der mit Abstand populärste Messenger
Menschen lassen sich nicht mehr alles gefallen
Doch auch der neue Stichtag führt nicht dazu, dass WhatsApp-User begeistert zustimmen.
Das liegt an der Art und Weise, wie WhatsApp vorgeht: Friss oder stirb – so könnte man das „Angebot“ auf den Punkt bringen. Die Nutzerinnen und Nutzer sollen sich mal nicht so zieren und die neuen Nutzungsbedingungen abnicken. Wie in der Vergangenheit auch schon immer. Wo kommen wir da hin, wenn die User etwas zu melden hätten?
Diese Arroganz der angeblich so an Demokratie und unserem Allgemeinwohl interessierten Konzerne aus dem Silicon Valley geht den Menschen zunehmend auf die Nerven. Das Misstrauen nimmt zu – auch, weil die Machtfülle, der Turbo-Kapitalismus, die Überheblichkeit von Konzernchefs wie Mark Zuckerberg oder Elon Musk immer sichtbarer werden.
Auch US-Regierung wirkt zunehmend verärgert
Auch die Politik – selbst die in den USA – schaut nicht mehr länger nur weg. Lange Zeit hat sich die US-Politik ausschließlich gefreut, eine derart riesige Industrie zu beheimaten. Nahezu alles wurde kritiklos übernommen und genehmigt. Doch seitdem vor allem die sogenannten „Sozialen Netzwerke“ erheblich in die Meinungsbildung eingreifen und den gesellschaftlichen Frieden ruinieren (oder besser: dabei helfen), ist es mit der Geduld allmählich vorbei.
Der Widerstand nimmt zu. Facebook ist zu mächtig, sagt die US-Regierung. Auch Indien will die Macht begrenzen – durch Verkleinerung der Konzerne. Und die EU-Kommissarin Margrethe Vestager will die Macht der Konzerne bändigen.
Die Rufe nach Zerschlagung der riesigen Konzerne wird immer lauter. Facebook zum Beispiel beherrscht den Markt der Kommunikation nahezu völlig. Mit Facebook, WhatsApp und Instagram – da kommt kaum jemand dran vorbei. Auch Google dominiert in zu vielen Märkten, etwa Suchdienste und Online-Werbung gleichzeitig.
Fehler aus der Vergangenheit rächen sich
Was die Politik – bei aller berechtigten Kritik und Empörung – aber nicht erwähnt: Es hat schon immer Mahner gegeben, dass derartige Machtkonzentrationen ungesund seien. Trotzdem haben Kartellwächter und Politiker Zukäufe von WhatsApp und Instagram nahezu ohne Auflagen zugelassen. Ein riesiger Fehler – und definitiv auch ein Versagen der Kontrollaufsicht.
Die zunehmende Skepsis der User ist zu begrüßen. Zwar sind die aktuell geplanten Änderungen an den Nutzungsbedingungen gar nicht dramatisch. Aber viele Menschen merken, dass da etwas im Machtgefüge nicht stimmt. Eine durchaus messbare Zahl von Menschen wandert zu alternativen Messengern ab, vor allem zu Signal. Ein gutes Zeichen.
WhatsApp ändert die Nutzungsbedingungen: Die Hintergründe