Wie Facebook mit Serien Geld verdienen will

„Das läuft doch auf Facebook!“ An diesen Spruch muss man sich künftig wohl gewöhnen, denn Facebook hat angekündigt, groß ins Seriengeschäft einzusteigen. Mark Zuckerberg will eigene hochwertige Serien und Filme herstellen und begibt sich damit in direkte Konkurrenz zu Netflix und Amazon. Der Rubel muss halt rollen: Weil die Umsätze mit Onlinewerbung nicht mehr schnell genug wachsen, müssen neue Umsatzfelder erschlossen werden. Facebook ist dabei, sich neu aufzustellen.

Schon vor einer Weile hat das Wallstreet Journal berichtet, dass Facebook im Gespräch mit einigen Hollywood-Studios sei, weil eigene Serien geplant sind. Serien, die ausschließlich auf Facebook laufen. Exklusive Inhalte also, damit zieht man Zuschauer an, das haben Netflix und Amazon bewiesen.

Und: Weil Netflix und Amazon bereits im Seriengeschäft unterwegs sind, hängt die Latte hoch. Wer anspruchsvolle, wertvolle Serien herstellen will, der muss auch dafür bezahlen. Drei Millionen Dollar pro Episode – das ist Facebook bereit auszugeben. Das sind Budgets, von denen kann man hier in Deutschland nicht mal träumen.. Aber in den USA wird das gezahlt. Das zeigt: Facebook meint es völlig ernst damit.

Was Facebook erreichen will

Facebook geht es natürlich nicht darum, einen Emmy zu gewinnen – es geht ums Geldverdienen. Das Soziale Netzwerk hat vor allem die 17- bis 30-Jährigen im Visier. Die gehen Facebook derzeit ein bisschen von der Stange. Mit neuen, attraktiven Inhalten will man diese Zielgruppe halten oder zurückgewinnen. Es seien ausdrücklich keine politischen Dramen geplant, auch keine Nachrichtensendungen oder Serien mit Nacktheit oder vulgärer Sprache.

Es soll also gesittet zugehen. Facebook will die Präsenzzeiten im eigenen Netzwerk erhöhen: Je länger die Leute bei Facebook online sind, je mehr sie dort machen, desto mehr Werbung kann man schalten – und umso mehr wird verdient. Schon Ende des Sommers soll es losgehen, also sehr bald.

Daten erheben und teilen

Facebook will die Zuschauerdaten ausdrücklich mit den Studios teilen. Das bedeutet: Die Reaktionen der Zuschauer werden gemessen und ausgewertet. Was wird goutiert und was nicht – und von wem?

Am Ende könnten perfekt auf die Zuschauerinteressen zugeschnittene Inhalte kommen. Maßarbeit sozusagen. Kreativität wird ebenso im Keim erstickt wird Mut oder Einfallsreichtum. Eine neue Art von Filterblase entsteht: Serien, von denen man von Anfang an weiß, dass sie den Leuten gefallen – und warum. Grauenvoll.

Wie Geld verdienen?

Drei Millionen Dollar pro Episode mag viel klingen, aber das lässt sich angesichts zwei Milliarden potenzieller Zuschauer schnell wieder reinholen. Vermutlich schon unmittelbar beim Anschauen der Episoden. Dann kommen noch die indirekten Umsätze dazu: Ist man erst mal bei Facebook, erledigt man vielleicht auch noch andere Dinge dort – und wieder wird verdient. Ganz zu schweigen von den zusätzlichen Daten, die dadurch anfallen und die auch Geld wert sind.

Was ebenfalls eine Rolle spielt: Wer Werbung auf Facebook schaltet, weiß normalerweise nicht, in welchem Umfeld die Werbung erscheint – Facebook präsentiert ja normalerweise nur Content, den die User selbst erzeugt haben. Die Werbekunden können zwar angeben, wen die Werbung erreichen soll, sie wissen aber nicht, was die Leute gerade sehen, wenn die Werbung erscheint. Das ist völlig anders, wenn es Serien gibt: Da kann die Werbeindustrie direkt im Umfeld buchen. Das verspricht Extraumsätze.

Bezahlte Inhalte

Vorstellbar ist das schon, allerdings nicht am Anfang. Facebook ist spezialisiert darauf, mit Werbung zu verdienen. Das funktioniert überall: In Facebook selbst und auf Instagram. Auch im Facebook Messenger wird demnächst Werbung erscheinen. Das wird gerade in Thailand und Australien getestet, kommt aber bald auch zu uns.

1,2 Milliarden Menschen nutzen den Facebook Messenger. Da lässt sich eine Menge Geld verdienen – die Daten der Nutzer hat Facebook ja sowieso. Diese Einkommensquellen werden zuerst angezapft und genutzt, bevor an völlig neue Einnahmemodelle wie Pay-TV gedacht wird.

Facebook experimentiert auch derzeit im Ausland mit „Payed Subscriptions“, also bezahlten Abos. Es geht dabei im Artikel, die im Facebook-Netzwerk als „Instant Articles“ erscheinen. Artikel also, die die Verlage bei Facebook einstellen. Es wird getestet, ob die User bereit sind, für Inhalte zu bezahlen, etwa für exklusive Inhalte, für Extras und Abos. Denkbar auch: Eine bestimmte Anzahl von Artikeln ist frei pro Monat, wer mehr lesen will, muss bezahlen. Wenn das funktioniert, ist es natürlich denkbar, dass Facebook dass auch auf Videoinhalte und Serien ausweitet.

 

 

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