Warum regen sich alle über Google Streetview auf?

Spiegel Online hat es heute ganz gut auf den Punkt gebracht: Die lächerliche Angst vorm bösen Blick ist ein Artikel überschrieben. Ausnahmsweise mal ein Artikel/Bericht, der in Google Streetview nicht den Untergang des Abendlandes sieht, sondern einen nützlichen Service, der viel zu kritisch gesehen wird.

Ganz ehrlich: Ich kann die Aufregung um Google Streetview nicht wirklich nachvollziehen. Der Onlinedienst zeigt öffentlich zugängliche Straßen und Plätze, man kann natürlich auch Häuser sehen, aber nur solche, die ohnehin für jeden sichtbar sind, der über die Straße flaniert. Dass genau das spannend, aufregend und nützlich ist, beweisen die puren Nutzungszahlen: Über eine Million Mal wird Google Streetview laut Google pro Tag aus Deutschland genutzt. Eine Million Mal, das ist wirklich eine Menge. Ein öffentliches Interesse an solchen Diensten besteht also zweifelsohne.

Aber wenn das eigene Haus für alle Welt sichtbar ist, soll das ein Drama sein? Wieso? Seit wann hat die Außenfassade der Wohnung etwas mit der eigenen Privatsphäre zu tun? Wahrscheinlich beschweren sich dieselben Leute, die in Hollywood die Stadtpläne mit den eingezeichneten Häusern der Stars und Sternchen kaufen.

Zwei Argumente hört man besonders häufig. Argument a): Jeder kann nach Eingabe der Adresse sehen, in welcher Nachbarschaft man wohnt, sogar in welchem Haus. Stimmt. Aber ist das so schlimm? Wer sich in einer Stadt auskennt, musst doch nur den Stadtteil erfahren – und weiß dann einigermaßen Bescheid. Wer es genauer wissen will, kann ohne weiteres auf Datenbanken zugreifen, die das durchschnittliche Einkommensniveau jeder Straße, jedes Hauses kennen. Das sind viel relevantere Daten als Fotoaufnahmen von Hausfassaden.

Argument b): Einbrecher können mit Google Streetview ihre Arbeit vorbereiten. Also ganz ehrlich: Den Einbrecher möchte ich sehen, der sich auf Fotos verlässt, die mitunter mehrere Jahre alt sind – und einfach so in ein Gebäude einsteigt, bloß weil es auf Google Streetview eine gute Figur macht. Dann müsste man auch alle Häuser unkenntlich machen in Pressefotos, in Zeitungen und Zeitschriften, in Katalogen, einfach überall, wo man genau erkennen kann, wo das abgebildete Haus steht.

Wie meinen die kritischen Datenschützer das eigentlich genau: Darf nun auch niemand mehr sein Haus fotografieren und ins Netz stellen, ohne all seine Nachbarn gefragt zu haben, die im selben Haus wohnen? Oder muss man auch die Nachbarn links und rechts fragen, weil es ja sein könnte, dass die nicht wollen, dass das direkte Nachbarhaus zu sehen ist? Wie ist es mit geparkten Autos? Darf man die fotografieren? Darf man sie erwähnen? Warum parkt da eigentlich ein Porsche? Oder ein Mini-Van?

„Die Leute wissen gar nicht, was sie da erwartet“, meinte der für Streetview zuständige Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar zum angekündigten Start des Google-Dienstes. Das kann doch wohl nicht ernst gemeint sein!? Google Streetview gibt es seit 2007. Wohl nahezu jeder Internetbenutzer hat sich schon mal einen Eindruck davon gemacht, wie Streetview aussieht und funktioniert. Und wer es nicht getan hat, der hat einen Fernsehbericht gesehen oder einen Artikel gelesen und hat ganz sicher konkrete Vorstellungen davon, was Google Streetview ist und was man dort sieht.

Caspars Äußerung ist daher wirklich bedenklich, da er uns Konsumenten für inkompetent und dumm hält.

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