Warum wir mehr auf Amazon schauen sollten

von | 28.12.2018 | Digital

Amazon gilt als besonders erfolgreich – und ist es auch. Gründer Jeff Bezos ist damit zum reichsten Mann der Erde geworden. Allerdings mit teilweise fragwürdigen Methoden: Auch Amazon sammelt Daten und wertet sie zum eigenen Nutzen aus. Amazon kopiert erfolgreiche Produktideen. Und Amazon nimmt es mit dem Thema Steuern nicht sonderlich genau. Genügend Gründe, das Unternehmen aus Seattle kritisch zu betrachten.

Wir berichten viel über Facebook und seine Sünden. Davon gibt es zweifellos zahlreiche. Aber ein anderer Sünder kommt aber meist ungeschoren davon: Amazon.

 

Auch Amazon sammelt Daten

Offensichtlich ist Amazon geschickter. Die Kunden sind zufrieden, weil es bei Amazon so ziemlich alles gibt – und die Pakete meist auch schnell und pünktlich ankommen. In Sachen Kundenservice ist Amazon vorbildlich. Keine Frage. Doch wer mal nicht nur seinen eigenen Komfort und Vorteil im Auge hat, sondern genauer hinschaut, erkennt auch in Amazon ein riesiges Problem.

Ich kann Euch da nur empfehlen, Euch die wirklich empfehlenswerte Dokumentation meiner Kollegen „Allmacht Amazon“ in der WDR-Mediathek anzuschauen.

Hier bekommen wir eindrucksvolle Einblicke in die Machtzentrale von Amazon – und in die Denkstrukturen von Jeff Bezos, Chef und Lenker des Konzerns. Auch Amazon sammelt Daten im großen Stil. Amazon beobachtet genau, was wir kaufen, was wir uns anschauen. In Zukunft kommen vielleicht Babysachen per Drohne nach  Hause, noch bevor die Eltern wissen, dass sie ein Kind bekommen – und erst recht, bevor sie etwas bestellen.

Ein großes Steuerproblem

Das ist keine Science-fiction, sondern nah an der Realität. Amazon hält Patente darauf, dass die Logistik Bestellungen vorbereitet, bevor sie gemacht werden. Weil auch Amazon extrem viele Daten sammelt und uns bestens kennt. Doch niemand spricht darüber. Dabei verkauft auch Amazon diese Daten: Mittlerweile verdient der Konzern zehn Milliarden Dollar damit im Jahr, Anzeigen von Herstellern und Händlern im Portal zu präsentieren, damit ihre Produkte mehr gekauft werden.

Viel schlimmer ist aus meiner Sicht aber die Machtkonzentration. Wer etwas verkaufen will, ist nahezu gezwungen, auf Amazon präsent zu sein. Deshalb bestimmt Amazon die Regeln und die Margen. Und was gut läuft – Amazon weiß es vor allen anderen – , das wird einfach von Amazon selbst hergestellt und verkauft. Ob Schnuller, Yoga-Matten oder Kameras.

Last not least ist Amazon Komplize beim Steuerbetrug. Marketplace-Händler aus China verkaufen über Amazon in Europa ihre Waren und zahlen weder Umsatzsteuer, noch die Empfänger Zoll. Das ist in mehrerer Hinsicht eine Katastrophe: Hiesige Händler werden unterboten und der Staat (also wir alle) um die Steuern gebracht. Das Problem wird immer größer, schreibt der SPIEGEL.

Es gibt also gute Gründe, dass wir und 2019 weniger mit Facebook, dafür mehr mit Amazon beschäftigen.