Google+ scheucht die Branche auf: Wie ein soziales Netzwerk alles durcheinander bringt

von | 12.07.2011 | Tipps

Vor zwei Wochen hat Google sein eigenes soziales Netzwerk Google+ vorgestellt. Kontakte knüpfen, aktuelle Nachrichten austauschen, Fotos und Videos von Freunden anschauen – das geht nicht länger nur bei Facebook, SchuelerVZ, StudiVZ und Co., sondern jetzt auch bei Google.

Nicht wenige meinen, Google+ könnte „the next big thing“ sein. Die Branche ist jedenfalls in Aufruhr, in Fachkreisen wird emsig über die Vor- und Nachteile von Google+ diskutiert. Google+ kann eine Menge: Google+ wirkt aufgeräumt und übersichtlich, ist sehr komfortabel in der Bedienung, vielseitig und hat interessante Funktionen zu bieten, zum Beispiel einen „Hangout“ genannten Videochat. Hier können bis zu zehn User parallel im Videochat miteinander plaudern.

Facebook ist derzeit erkennbar überfordert

Facebook scheint derzeit überfordert ob der neuen Konkurrenz. Mark Zuckerberg hat zwar vor einigen Tagen etwa großspurig „awesome news“ angekündigt, atemberaubende Neuigkeiten. Doch was wurde vorgestellt? Ein simpler Videochat – für zwei Personen, technisch abgewickelt über Skype. Wenn die Konkurrenz einen Gruppen-Videochat für bis zu zehn Personen anbietet, ist das natürlich nicht besonders beeindruckend.

Facebook hat eine Menge Vorsprung. Über 700 Millionen Mitglieder weltweit, ein üppiges Onlineangebot, jede Menge Inhalte und sowie reichlich Apps, die unter Facebook laufen. Diesen Vorsprung muss Google erst mal aufholen. Der Internetriese wird nicht versuchen, Facebook 1:1 zu kopieren, sondern sich auf Teilbereiche konzentrieren, insbesondere die Echtzeit-Nachrichten der User, der Austausch von Fotos, das Beschaffen und Verteilen von Infos und Nachrichten. Das ist auch das Kerngeschäft von Google – und da kann Google vom Start weg Online-Anzeigen präsentieren und Geld verdienen.

Google+ gilt dennoch als klare Kampfansage an Facebook. Google will ein möglichst großes Stück vom Kuchen, Facebook möglichst viele User abjagen. Nach nicht mal zwei Wochen hat Google+ bereits mehrere Millionen registrierte Mitglieder – ein großer Erfolg.

Google+ macht auch Twitter und anderen Diensten Konkurrenz

Doch Google+ macht nicht nur Facebook Konkurrenz, sondern auch Twitter, denn Googles soziales Netzwerk enthält einen Nachrichtendienst, der mit Twitter vergleichbar ist. Erst vor wenigen Tagen hat Google den Zwitscherdienst Twitter aus seiner Echtzeitsuche entfernt. Offizielle Begrüngung: die Verträge seien ausgelaufen. Google wird schon bald den Nachrichtenstrom aus Google+ in die Echtzeitsuche integrieren. Wer Twitter-Nachrichten finden will, muss jetzt zu Microsoft Bing oder Twitter gehen.

Deutschsprachige soziale Netzwerke wie SchuelerVZ oder StudiVz sind ebenfalls Verlierer. Kaum jemand möchte in drei, vier sozialen Netzwerken gleichzeitig angemeldet sein, sondern da, wo am meisten los ist. Soziale Netzwerke wie Xing oder LinkedIn werden durch den Start von Google+ eher weniger tangiert, denn diese sozialen Netzwerke haben einen Focus auf Geschäftskontakte. In diesem Bereich will Google+ gar nicht wildern.

Zutritt nur mit Einladung – erst mal

Offiziell für jeden geöffnet ist Google+ noch nicht. Man braucht eine Einladung von einem aktiven Mitglied. Jeder Google-Plus-Benutzer kann andere User einladen. Um Google+ nutzen zu können, ist lediglich ein Google-Konto nötig. Wer einen der zahlreichen Onlinedienste von Google nutzt, ob Mail, Reader, Textverarbeitung, verfügt bereits über einen Account-.

Schon bald soll Google+ für die Allgemeinheit geöffnet werden – es wird sicher nicht mehr so lange dauern, vermutlich nur wenige Tage, vielleicht auch ein paar Wochen. Aber Google hat keine Zeit zu verlieren, von daher gehe ich davon aus, dass der offizielle Start für jeden schon sehr bald erfolgen wird.
Aber auch bei Google+ läuft nicht alles rund, es gab bereits erste Pannen. Google-Plus-User haben dutzendfach einzelne E-Mails mit Benachrichtigungen erhalten. Offizielle Begründung: Eine Festplatte war vollgelaufen, es konnten keine Daten mehr gespeichert werden – und deshalb wurden in einer Endlosschleife Nachrichten verschickt.

Auch das mit den Einladungen hat nicht immer reibungslos funktioniert: Manchmal wurden die Einladungen nicht wirklich verschickt, manchmal wurden sie verschickt, aber man konnte sie nicht einlösen, hat keinen Zugang bekommen.