Digitale Bücher-Welt: Wie das Netz das Buch verändert – und die Autoren

von | 02.08.2011 | Tipps

Seitdem es das Internet gibt, wird weniger gelesen und haben Bücher keine Chance mehr? Im Gegenteil: Immer mehr Verlage und Autoren nutzen das Netz, vor allem die sozialen Netzwerke, um mit ihren Lesern in Kontakt zu treten, ihre Werke zu vermarkten und zu verkaufen. Teilweise schon Wochen, bevor das Buch fertig geschrieben ist. Das verändert die Verlagslandschaft radikal.

Viele kaufen Bücher mit allen Sinnen ein: Bevor sie ein Buch mit nach Hause nehmen, blättern sie erst mal in aller Ruhe darin herum, um sich einen Eindruck davon zu machen. Zwar bieten auch viele Onlineshops eine Preview-Funktion an, die es erlaubt, sich einen Teil des Buchs anzuschauen, aber in der Regel nicht für alle Bücher und auch technisch nicht unbedingt überzeugend.

Deshalb wurde Book2look auf den Weg gebracht. Eine Plattform, auf der Internetbenutzer bequem in Bücher stöbern können – und noch viel mehr. Bei Book2look stehen bereits Tausende von Büchern im virtuellen Regal. Der Besucher kann in die Bücher reinschauen, virtuell durchblättern, Details heran zoomen und natürlich auch Texte lesen.

Biblets bieten ein Leseerlebnis im Web –und mehr

Hier veröffentlichen Autoren und Verlage Auszüge aus ihren Büchern, als Leseprobe. „Biblets“ nennt Book2look-Gründer Ralph Möllers diese virtuellen digitalen Bücher, weil man damit noch viel mehr anstellen kann. Das virtuelle Blättern ist nur ein kleiner Teil der Möglichkeiten. Die Verlage können die digitalen Bücher auch multimedial anreichern, zum Beispiel mit Audios oder Videos, in denen Autor oder Buch vorgestellt werden.

Wem ein Buch gefällt, kann es auch kaufen: Book2Look bietet verschiedene Einkaufsmöglichkeiten an, etwa die verschiedenen Onlineshops, in denen man gedruckte Bücher bekommt. Oder auch direkt beim Verlag oder Autor, falls das Buch nicht über den normalen Vertrieb verkauft wird. Und das ist kein Randphänomen mehr: Von den rund 90.000 Neuerscheinungen im Jahr in Deutschland werden mittlerweile bereits rund 10.000 über Book2look verbreitet.

Community für Bücherfreunde: Lesen, Bewerten, Kommentieren und Empfehlen

Book2look versteht sich als Plattform für eine Community rund um Bücher. Jeder Leser kann dort die Bücher bewerten, mit Sternen zum Beispiel, er kann sie aber auch kommentieren, mit anderen Lesern und auch mit Verlagen und Autoren in Kontakt treten, so sie denn Interesse daran haben – was sie haben sollten, heutzutage. Denn Leser habe eine Menge zu sagen.

Das Schöne an den Book2Look-Büchern ist: Man kann sie nicht nur per Link weiterempfehlen, sondern auch in die eigene Webseite einbauen, wenn man möchte und so für eine virale Verbreitung sorgen. Auch die sozialen Netzwerke sind berücksichtigt: Per Knopfdruck lassen sich einzelne Bücher oder auch bestimmte Seiten über Facebook, Twitter, Google+ und Co. weiterempfehlen und so bei Freunden, Bekannten oder in der ganzen Welt bekannt machen. Kostenloses Marketing für die Bücher, davon profitieren alle.

Autoren bieten Einblicke in ihre noch nicht veröffentlichten Bücher

Einige Verlage und Autoren nutzen diese neuen Möglichkeiten nicht erst, wenn ein Buch fertig ist, sondern bereits vor der Veröffentlichung, mitunter sogar noch während das Buch geschrieben wird – das ist dann besonders spannend.
Autor und Leser kommen in Kontakt, tauschen Gedanken aus, und so können Leser mitunter tatsächlich bei der Entstehung eines Buches dabei sein, wenn Autor und Verlag regelmäßig neue Auszüge online stellen. Leser und Autor können diskutieren, die Leser mitgestalten. Es entsteht eine ganz andere Bindung. Früher haben Autoren ausschließlich gesendet – heute können sie auch empfangen, die Ideen und Gedanken ihrer Leser mitbekommen und auch aufgreifen, natürlich nur, wenn sie das wollen.

Leser sind live bei der Entstehung der Bücher dabei

Auf modernen Plattformen wie Euryclia, eine unabhängige Literaturplattform, sind Leser live bei der Entstehung eines Buches dabei. Das funktioniert vor allem bei Nischenthemen ganz gut. So haben bei Euryclia 700 Menschen für ein Buch bezahlt, noch bevor es fertiggestellt war – „Crowd Funding“, nennt sich so etwas. Das kann vor allem für kleinere Autoren interessant sein: Sie können nicht nur herausfinden, ob sich die Menschen für ihre Themen interessieren, sie können ihre Leser schon früh begeistern und sogar vorab ihre Werke verkaufen. Durch die vielen Möglichkeiten, die Biblets bieten, ist es einfach, interessante Projekte im Web bekannt zu machen und viral zu verbreiten und so für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen.

Dadurch verändert sich die Verlagslandschaft: Es wird immer unwichtiger, in welchem Verlag ein Buch erscheint, weil die Menschen immer öfter nach Autoren oder Titeln suchen und online bestellen, der Verlag, der das Buch druckt, ist nicht mehr so wichtig.

Die Verlagslandschaft verändert sich

Dieses Prinzip wird zunehmend populär – und auch manche großen Verlage machen mit. Bereits seit 2006 gibt es zum Beispiel Lovelybooks, eine Literatur-Plattform aus dem Holtzbrinck-Verlag, ein digitaler Schwarm aus Autoren, Buchhandlungen und Lesern. Über 42.000 registrierten User zählt die Webpräsenz mittlerweile, eine Art Facebook für Bücherwürmer. Hier kommunizieren mehr als 1.000 Autoren mit rund 320.000 Lesern im Monat.

Abgesehen davon verändert sich eben die Vermarktung. Es entscheidet sich immer öfter im Netz, ob ein Thema, ein Autor, ein Titel funktioniert. Die Community diskutiert Inhalte, nicht die Herkunft eines Buchs, den Verlag, oder die Farbe des Covers. Solche Aspekte verlieren mehr und mehr an Bedeutung.

Das ist eine Chance für kleinere Verlage, die sich große Marketingaktionen nicht leisten können. Im Web ist Marketing günstig, Biblets kosten kaum etwas – und wenn es gelingt, viele „Fans“ für ein Buch, das noch im Entstehen ist, zu finden, dann sind Druck und Vertrieb auch kein Risiko mehr, dann spielt es aber auch keine so große Rolle mehr, welcher Verlag das Buch druckt. Deshalb stärkt dieser Trend auch die Bedeutung und die Macht der Autoren, wenn sie von diesen Möglichkeiten geschickt Gebrauch machen.