Wenn Server für eine warme Wohnung sorgen

Ich habe etwas übrig für verrückte Ideen. Ein junges Unternehmen aus Dresden will mit der Abwärme von Cloud-Servern Wohnungen heizen und Warmwasser aufbereiten, so ähnlich wie bei Kraftwerken. Das kann funktionieren – wirft aber ein paar Fragen auf.

Computer verbrauchen eine Menge Energie. Beim Rechnen raucht ihnen gewissermaßen der Kopf. Als Abfallprodukt entsteht: Wärme. Oder auch Hitze, nach einer Weile. Das weiß jeder, der sich schon mal ein Notebook auf den Schoss gelegt hat. Hat der Prozessor eine Menge zu tun, etwa bei rechenintensiven Einsätzen, kann das Gerät ordentlich warm werden. Bei Servern ist das nicht anders: Auch die geben reichlich Wärme ab. Schon allein deshalb müssen Rechenzentren gekühlt werden.

cloud and heat

Bislang wird die Abwärme von Servern nicht genutzt, sie wird lediglich bekämpft. Ökonomische Unsinnigkeit und ein ökologisches Debakel.

Abwärme durch Mini-Rechenzentrum
Der Cloud-Anbieter Cloud&Heat aus Dresden will die Abwärme von Servern nun sinnvoll nutzen. Nicht im Rechenzentrum – das wäre auch denkbar: Wärmepumpen aufstellen, die Energie erzeugen -, sondern in Privathaushalten. Die Abwärme der Server soll zum Heizen genutzt werden. Nun haben nur wenige Menschen einen so großen Bedarf, dass es sich lohnt, eigene Server in den Keller zu stellen. Der Cloud-Anbieter denkt aber an etwas völlig anderes: Er stellt Privatleuten Server-Schränke in den Keller, die zum Unternehmen gehören. Im Keller wird also für das Unternehmen gerechnet.

Cloud&Heat nutzt die Abwärme der Server, um das Haus im Winter zu heizen. In entsprechend vorbereiteten Neubauten soll das Prinzip ausreichend Wärme erzeugen, um nicht nur zu heizen, sondern auch um die Warmwasserversorgung zu übernehmen. Solche Häuser sollen tatsächlich ohne zusätzliche Heizung auskommen. Wer sich darauf nicht verlassen will (oder ein bestehendes System erweitern möchte), kann Cloud&Heat auch an eine bestehende Heizung koppeln.


Firmenvideo erklärt das Prinzip

Ein ungewöhnliches Konzept
Ein gewagtes, aber durchaus interessantes Konzept – weil es mit vielen Gewohnheiten bricht. Umweltschonend ist das ganz sicher, wenn es funktioniert. Wer sich so eine Server-Heizung in den Keller stellen lassen will, muss 12.000 EUR in die Hand nehmen. Einen Heizkessel muss man ja auch bezahlen. Alles andere bezahlt Cloud&Heat, ob Strom für die Server, DSL-Leitung, Wartung und Pflege. Dafür bekommt man dann als Hausbesitzer kostenlos Wärme geliefert – das kann sich durchaus rechnen.

Aber Server-Schränke mit Cloud-Daten in fremden Häusern? Da gruselt es viele. Die Schränke sind eine Art Safe, alarmgesichert, einbruchsgeschützt – und angeblich sind auch alle Daten verschlüsselt. Dafür stehen die Server-Schränke in Deutschland und nicht in den USA, wo die NSA überall ihren Rüssel reinsteckt. Cloud&Heat spricht also eine ganz spezielle Zielgruppe an. Rund 100 Haushalte sollen bereits mit solchen Cloud-Schränken beheizt werden. Tendenz steigend.

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