Microsoft setzt auf iOS und Android

von | 30.04.2015 | Android

Microsoft hat einen ungewöhnlichen Ansatz gewählt, damit künftig mehr und schneller Apps für Windows-Geräte zur Verfügung stehen: Entwickler können mit wenig Aufwand existierende iOS- und Android-Apps zu Windows-Apps machen. Und sie sollen dann auf allen Windows-10-Geräten laufen können. Wenn das klappt, dürfte das interessant werden.

Windows-Smartphones wie die Modelle der Lumia-Reihe sind tolle Smartphones, trotzdem werden sie kaum gekauft. Windows-Handys haben gerade mal einen Marktanteil von drei Prozent. Dabei ist Windows ein hervorragendes mobiles Betriebssystem. Das Kachel-Design bietet eine Menge Vorteile. In punkto Bedienkomfort finde ich Windows dem populären Android deutlich überlegen. Das größte Probem ist die bescheidene Auswahl an Windows-Apps. Es gibt nur wenige wirklich gut gemachte Apps für Windows-Smartphones.

Das für Sommer angekündigte Windows 10 soll das ändern. Alles soll besser werden. Klar, hört man immer wieder. Doch ich habe tatsächlich das Gefühl, das nahende Windows 10 könnte was ganz Großes werden. Zum einen macht WIndows 10 selbst schon eine gute Figur. Zum anderen hat sich Microsoft eine Lösung für das App-Problem ausgedacht.

win10_two

Hoch gesteckte Ziele

Allzu bescheiden klingen die Ziele, die sich Microsoft gesteckt hat, nicht gerade: Schon in drei Jahren soll Windows 10 auf einer Milliarde Geräte laufen, das zumindest hat Plattform-Chef Terry Myerson gerade auf der Entwicklerkonferenz Build in San Francisco angekündigt.

Dabei ist es nicht so entscheidend, welche Farben oder Hintergrundbilder Windows 10 künftig bietet und wie die Bedienung aussieht. Entscheidend ist (und wird sein), welche Apps zur Verfügung stehen und wie die sich benutzen lassen. Bislang sieht das in der Microsoft-Mobilwelt nicht so dolle aus: Es gibt zwar Apps für Windows-Tablets und Windows-Smartphones, aber vergleichsweise wenige.

win10_scrn

iOS und Android unter Windows

Das soll sich nun ändern. Darum bietet Microsoft Entwicklern schon bald die Möglichkeit, bereits vorhandene Android- und iOS-Apps unter Windows 10 laufen zu lassen. Es sollen dazu nur „wenige bis miniale“ Korrekturen nötig sein. Man mag es kaum glauben, denn eine iOS-App zu entwickeln ist etwas völlig anderes als eine Android-App.

Und die sollen künftig mit wenigen Handgriffen unter Windows 10 lauffähig gemacht werden? Wenn das klappt, wäre das tatsächlich ein Coup. Denn das größte Problem der meisten App-Entwickler sind mangelnde Ressourcen. Sie entwickeln natürlich immer erst für iOS und Android (oder in der anderen Reihenfolge), weil sie hier mehr User erreichen. Windows wird erst ganz zuletzt in Betracht gezogen.

Universal App für alle Geräte

Doch damit nicht genug: Da Microsoft künftig das Konzept der Universal App unterstützt, läuft so eine Windows-10-App dann auf jedem Gerät mit Windows 10, egal ob PC, Tablet, Smartphone, Xbox, Raspberry Pi oder sogar Microsofts neuer 3D-Brille Hololens.

Überhaupt soll jede Universal App auf jedem Gerät laufen. Wenn das tatsächlich verlässlich klappt, wäre das ein Vorteil, denn die Bedien-Welten von Apple und Google nicht zu bieten haben. Hier müssen mitunter eigene Versionen für Smartphone und Tablet entwickelt werden, vom Tischrechnern ganz zu schweigen.

hololens

Das Problem: Windows hat nur einen Marktanteil von drei Prozent bei den Mobilgeräten. Das ist zu wenig. Niemand entwickelt gerne für Windows. Nicht, weil Windows ein schlechtes Mobil-Betriebssystem wäre. Es ist in vielerlei Hinsicht Android überlegen, vor allem in Sachen Bedienbarkeit und Innovation. Doch es lohnt sich nicht, für einen so kleinen Markt zu entwickeln.

Deshalb verkaufen sich auch gute Geräte wie die Lumia-Reihe nicht anständig. Wenn nun plötzlich mehr oder weniger alle relevanten Apps auch für Windows-Geräte verfügbar sind, könnte die Entscheidung anders aussehen. Wenn nahezu alle Apps auch auf einem Windows-Gerät laufen und sich die Daten übernehmen lassen: Wieso dann nicht umsteigen?

microsoft-hololens

Die Frage wird sein, ob das Versprechen eingehalten werden kann und die Entwickler ihre Apps wirklich mit wenig Aufwand werden portieren können. Das wird sich in ein paar Wochen zeigen.