EU-Wettbewerbs-Hüter knöpfen sich Google Android vor

Wer etwas im Internet suchert, der „googelt“ – steht sogar im Duden, der Begriff. Das kommt nicht von ungefähr. Die Such-Maschine Google hat einen Markt-Anteil von über 95% in Deutschland, in Europa ganz ähnlich. Doch nun bekommt Google Ärger mit der EU-Kommission, oder besser: noch mehr Ärger. Die Kommission untersucht sowieso schon das Verhalten von Googles Such-Maschine, nun wird auch das mobile Betriebs-System Android als problematisch angesehen.

Worum geht es – woran stößt sich die EU-Kommission?
Google Android hat einen Markt-Anteil von 80%, also auf den aller meisten Mobil-Geräten ist Android installiert. Nach Ansicht der EU-Kommission nutzt Google diese macht aus, um seine eigenen Produkte zu stärken. Der Konzern verstößt nach Ansicht der Wettbewerbs-Hüter gegen Kartell-Recht, weil Google von Handy-Herstellern verlangt, die Google-Suche und den Web-Browser Chrome vorzu-installieren.

Sie müssen auf dem Mobil-Gerät installiert sein, zumindest dann, wenn die Handy-Hersteller auch den Google Play Store installieren wollen – und den will jeder haben, schliesslich kann man hier all die Apps laden, die es für Android gibt. Ausserdem verlangt Google eine so genannte Anti-Fragmentierungs-Vereinbarung, die sieht vor, dass der Hersteller das eigentlich offene Betriebs-System Android nicht variieren dürfen. Man könnte es auch so sagen: Googe diktiert die Spiel-Regeln – und deshalb kein Smartphone oder Tablet mit Android ohne Google-Apps.

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Ist das wirklich so?
Lassen sich selbst große Hardware-Hersteller da be-eindrucken?

Die meisten schon. Es gibt nur eine Ausnahme: Amazon. Amazon hat auf seinen Fire-Tablets eine Variante von Android installiert und macht sein eigenes Ding, da gibt es kein Chrome und auch keinen Play Store. Amazon will es aber auch nicht anders, denn Amazon will ein geschlossenes System und seine eigenen Produkte verkaufen.

Für einen normalen Handy- oder Tablet-Hersteller hingegen ist es schwer vorstellbar, ein Gerät anzubieten ohne Play Store. Dann aber muss Google-Suche und Chrome installiert sein, sowie 10 weitere Apps, die alle nicht gelöscht werden können.

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Dürften die Hersteller denn andere Browser oder Apps installieren?
Ja, das dürfen sie durchaus. Aber die Google-Apps müssen installiert sein. Und sie können auch nicht gelöscht werden. Begründung Google: Die Apps sind alle auf einander abgestimmt und setzen sich gegenseitig voraus. In Wahrheit wollen die meisten User die Apps und Dienste sicher auch nutzen.

Problematisch sind aber die Bedingungen, die Google diktiert – und denen die Hersteller folgen müssen. Das erinnert stark an den Fall Microsoft vor 15 Jahren: Da mussten PC-Hersteller auch den Microsoft-Browser Internet Explorer installieren, wenn sie Windows haben wollten. Die EU-Kommission hat diese Praxis beendet: Microsodt musste eine Milliarden-Strafe zahlen und seitdem viele Browser zur Auswahl anbieten.

Apple macht das doch auch: Die bestimmen, was auf ihren Geräten installiert ist?
Das stimmt, doch zum einen lizensiert Apple sein Betriebs-System iOS nicht an andere, zum anderen ist der Markt-Anteil sehr gering und von daher unbedeutend. Man kann nicht von einer Markt-Macht sprechen.

Was sagt denn Google dazu?
Google sagt, sie wollten mit der Kommission zusammen arbeiten – verstehen aber die Kritik nicht. Schliesslich hätten die Hersteller die Möglichkeit, andere Apps zusätzlich zu installieren – oder eben auf den Play Store zu verzichten. Außerdem wollten die User die Google-Apps. Da ist durchaus was dran. Allerdings ist es immer problematisch, wenn ein Unternehmen mit markt beherrschender Stellung die Regeln diktiert und denn Wettbewerb behindert oder zumindest erschwert.

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Welche Strafen drohen denn und wie soll es weiter gehen?
Theoretisch drohen Strafen bis zu 10% des Jahres-Umsatzes. Im Fall von Google wären das rund 7,4 Milliarden Dollar. Die 10% werden zwar selten ausgenutzt, aber die EU-Kommission ist für drakonische Stafen bekannt. Wettbewerbs-Kommissarin Margrethe Vestager sagt: Die kritisierte Praxis muss eingestellt werden. Ich denke, Google wird sich öffnen müssen, Hersteller werden auch andere Apps installieren dürfen – und im Zweifel auf Google-Apps und Google-Suche verzichten. Der Markt wird bunter werden, das ist gut für den Wettbewerb und auch für uns.

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