Warum nimmt keiner Datenschutz für/bei Kinder/n ernst?

von | 07.07.2018 | Internet

Diese Woche wurde in Berlin über Datenschutz für Kinder und Jugendliche diskutiert. Ausgerechnet dort machte die Staatssekretärin des Bundesjustiz Fotos von Kindern hat und hat diese auf Twitter veröffentlicht. Die Rechte von Kindern werden häufig missachtet.

Wenn über das Thema Datenschutz gesprochen wird – und das kommt in letzter Zeit sehr häufig vor -, wird ein Aspekt in der Regel außer Acht gelassen: Was ist eigentlich mit Kindern und Jugendlichen?

Sie brauchen mehr Schutz als Erwachsene. In Wahrheit erfahren sie aber häufig eher weniger Schutz – oder gar keinen. Eigentlich ist es die Verantwortung der Eltern, darauf zu achten was die Kinder alles so treiben, bzw. sich im Internet angucken oder anklicken.
Das zeigt ein aktuelles Beispiel: Ausgerechnet auf der Dialogkonferenz der Bundesdatenschutzbeauftragten zum Thema „Datenschutz für Kinder“ wurden fremde Kinder fotografiert – und die Bilder ins Netz gestellt.

 

Staatssekretärin knipst und twittert

Jetzt könnte man denken, wer macht denn so etwas? Die Antwort lautet: die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesjustizministerium Rita Hagl-Kehl (SPD). Sie fotografierte den Moderator auf der Bühne, samt Kind daneben, und postete die Aufnahme auf Twitter. Schon bald sollte es – mehr als berechtigte! – Kritik daran geben. Mittlerweile ist die Aufnahme wieder verschwunden.

Wie taktlos: Eine Fachkonferenz über Datenschutz für Kinder, die bei der Bundesdatenschutzbeauftragten stattfindet – und dann kommt man auch noch aus dem Bundesjustizministerium und sollte lieber zwei oder drei Mal nachdenken, was man tut. Und was geschieht? Der übliche egoistische Reflex: Kamera aktivieren. Draufhalten. Auslösen. Posten. Kinder ohne Rechte.

Die Privatsphäre der Kinder wird häufig ignoriert

Auch Kinder haben Rechte – sollten sie zumindest

Das macht deutlich, wie groß der Handlungsbedarf ist. Auch Kinder haben Rechte – doch das vergessen Erwachsene nur allzu gern. Jedes Kind hat ein Recht auf Privatsphäre. Auch Eltern sollten also nicht unkontrolliert den Auslöser betätigen – und spätestens beim Posten darüber nachdenken, was sie tun. Im Zweifel nur für den engen Freundeskreis veröffentlichen. Alle anderen gehen die Bilder sowieso nichts an.

Es ist nicht gut bestellt um den Datenschutz für Kinder. Die Industrie macht mit den Kindern, was sie will. WhatsApp oder Snapchat erst ab 16? Gut, dann wird eben eine simple Abfrage gemacht – das war’s. Die App Musically provoziert die Kids dazu, sich anzüglich vor der Kamera zu bewegen. Niemanden juckt’s. Youtube malträtiert die Kids mit Werbung. Niemanden stört’s. Und kostenlos heruntergeladene Games präsentieren unentwegt Werbung. Auch das beunruhigt niemanden.

Es wird wirklich allerhöchste Zeit, dass der Datenschutz auch die Interessen der Kinder berücksichtigt – und hart durchgreift, wenn dagegen verstoßen wird. Kinder sind schutzbedürftig. Schon vergessen?