Legaler Hack: Daten sammeln und durchleuchten

von | 21.05.2019 | Internet

Immer wieder gibt es Sicherheitskonferenzen, auf denen alle möglichen Aspekte diskutiert werden – vor allem Cyber- und Hackangriffe. Absolut realistische Szenarien, die ernst genommen werden müssen. Dabei geraten allerdings alltägliche Hacks ein wenig aus dem Sichtfeld: Konzerne sammeln Daten – und erstellellen messerscharfe Profile. Und dagegen wird nichts unternommen.

So lautet das jüngste Motto des BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik): “IT-Sicherheit als Voraussetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung“.

Da will ich unbedingt zustimmen. Mehr Sicherheit führt zu mehr Akzeptanz. Vor allem aber zu mehr Sicherheit – und das ist das Wichtigste. Denn noch immer werden die möglichen Probleme von vielen unterschätzt. „Unwahrscheinlich“, „fast unmöglich“, „schwer vorstellbar“ – und dann passiert es eben doch. Aus Zufall. Oder weil Kriminellen oder Geheimdiensten selbst die winzigsten Lücken ausreichen, um zuzuschlagen und/oder um sich zu bedienen.

Legaler Hack: Daten sammeln und analysieren

Doch viel bedrohlicher erscheint mir der legale Hack – in unsere Köpfe. Unternehmen sammeln Daten in nie gekanntem Ausmaß und machen sich im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild von uns.

Die Schwierigkeiten, die mit der dreisten Datenanhäufung einhergehen, werden gerne übersehen oder kleingeredet. Daten, die große Onlinedienste völlig legal einsammeln und KI-mäßig verarbeiten – so dass rasiermesserscharfe Waffen entstehen.

Denn wenn Onlinedienste oder Soziale Netzwerke zum Beispiel die Psyche eines Nutzers extrem treffsicher einschätzen können, dann ist das nicht nur unangenehm für den Betroffenen, sondern eben auch bedrohlich bis sogar gefährlich.

Doch was passiert? Nichts. Wir haben uns daran gewöhnt, dass Amazon uns bestens kennt – weil unser Kaufverhalten penibel untersucht wird. Wir finden nichts mehr dabei, dass auch Google, Facebook und große Werbenetzwerke ungeniert alle Daten sammeln, derer sie habhaft werden können.

Profiling durch Streamingdienste und mehr

Datenschutzexpertin Katharina Nocun hat mir auf der re;publica19 gezeigt, welche Daten zum Beispiel Netflix hat. Weil der Streamingdienst genau registriert, was wir schauen, wann wir schauen, wo wir anhalten, welche Szenen wir überspringen oder wiederholen – das erlaubt konkrete Aussagen, in welcher seelischen Verfassung jeder einzelne von uns ist.

Erst Recht, wenn diese Daten noch mit anderen kombiniert werden – was ununterbrochen und immer häufiger geschieht. Amazon hält ein Patent darauf, die Stimmung einer Person zu erkennen, die gerade mit Alexa spricht. Anhand der Stimmlage. Husten oder Trennung? Vorfreude auf den Geburtstag oder generell gute Laune? Amazon könnte es schon bald wissen…

Wenn das nicht spooky ist. Es sind also keineswegs nur die möglichen Cyber- und Hackangriffe, die problematisch sind. Die Daten-Absauge-und-Analyse-Wut ist viel schlimmer. Vor allem, da sie meist legal erfolgt – und völlig intransparent ist.

Streamingdienste sammeln unbemerkt selbst psychologische Daten