KI soll die unvollendete 10. Symphonie vollenden

von | 17.12.2019 | Digital, Tipps

Künstliche Intelligenz (KI) wird heute für alles Mögliche eingesetzt: Um Gesichter zu erkennen, um Krankheiten zu heilen, um große Datenmengen zu analysieren – und jetzt auch, um Musik zu machen. Die Telekom hat ein Projekt gestartet, das die 10. unvollende Symphonie von Beethoven vollenden soll. Im April 2020 soll die Symphonie von einem Orchester uraufgeführt werden.

Nächstes Jahr ist Beethoven-Jahr. Vor 250 Jahren wurde der Künstler geboren. In Bonn – und da steht das Beethoven-Haus, wo viele seiner Arbeiten und Werke lagern. Auch die ersten Skizzen der 10. Symphonie, die als unvollendet gilt – da Beethoven vor der Vollendung gestorben ist. Doch erste Skizzen der Symphonie gibt es. Wäre es nicht reizvoll, hat sich die Telekom gedacht – die ihren Hauptsitz ebenfalls in Bonn hat -, wenn man diese Symphonie mit Hilfe von KI sozusagen „zum Leben“ erwecken könnte…

Teamarbeit: Musiker und KI vollenden die 10. Symphonie

Gedacht, getan. Das Unternehmen hat mit Dr. Matthias Röder einen Musiker engagiert, der nicht nur gut mit Musikern aus aller Welt vernetzt, sondern auch Technik-Fan iat. Röder hat ein Team zusammengestellt – und arbeitet bereits seit Monaten daran, mit Hilfe der KI die 10. Symphonie zu vollenden. Zuerst wurde die KI mit Musik gefüttert: Symphonien und Arbeiten von Beethoven selbst, aber auch mit Werken von anderen Künstlern aus der damaligen Zeit. Ziel: Damit sich die KI ein „Bild“ davon machen kann, wie damals Musik gemacht wurde.

KI lernt durch Beispiele, möglichst viele Beispiele. Und spuckt dann Vorschläge aus, wie die 10. Symphone von Beethoven gedacht gewesen sein könnte. Noch ist das Werk nicht fertig. Das ist erst im April nächsten Jahres so weit. Bis dahin hört Röders Team immer wieder rein in die Vorschläge, korrigiert sie und lässt die KI dann wieder neue Kompositionen erstellen.

Neugierig? So klingt der aktuelle Stand – die ersten elf Sekunden sind von Beethoven, dann fängt die Komposition der KI an.

Teamarbeit: Musiker und KI vollenden die 10. Symphonie

Ein interessantes Projekt. Am Ende kommt aber natürlich kein echter Beethoven dabei heraus. Nur Beethoven kann Beethoven. Die KI kann bestenfalls versuchen, den Stil von Beethoven nachzuahmen. Und zwar so gut, dass wir es als echt empfinden. Aber ist das kreativ?

Natürlich nicht. Eine Maschine tut nur so…

Aber Software kann meiner Ansicht nach niemals kreativ sein. Kreativ kann nur sein, wer sich seiner Existenz und ihrer Endlichkeit bewusst ist. Bei Menschen ist das so, bei Maschinen nicht. Wir sollten also nicht dem Irrglauben verfallen, das Ergebnis des wirklich interessanten Projekts sei Kreativität. Es ist eine Simulation davon. Das sieht Projektleiter Dr. Mattias Röder allerdings anders – und ich freue mich schon darauf, mit ihm mal darüber zu diskutieren.

Aber erst mal hat er noch reichlich zu tun. In knapp vier Monaten soll die 10. Symphonie fertig sein. Dann wird sie von einem echten Orchester gespielt. Wir dürfen gespannt sein.

Interview mit Projektleiter Dr. Matthias Röder

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