Polizeivideo(s) – wie Themen im Netz eskalieren

In Sozialen Netzwerke wie Facebook, Youtube, Twitter und Co. wird alles gerne diskutiert. Auch Polizeivideos – ob nun Videoaufnahmen, der vermeintliche oder echte Polizeibrutalität zeigen. Oder auch das Video von „funk“. Einmal online. Geht die Empörung oft steil nach oben. Ungebremst. Aber warum – und was lässt sich dagegen tun?

Wie kommt es, dass immer wieder Aufnahmen, die nur ein paar Sekunden dauern, im Netz für derartige Empörung sorgen – und auch Druck erzeugen?

Die Antwort ist ganz einfach: Die Menschen empören sich gerne – und Emotionen sind der Schmierstoff für die sogenannten „Sozialen Medien“. Alles, was Emotionen hervorruft, was die Menschen dazu bewegt zu kommentieren, zu liken, zu retweeten mögen die Algorithmen der Plattformen besonders gerne. Es wird blitzschnell nach oben gespült. Die Formel heißt also:

Empörung + Algorithmus = Viral

Videos, die sogenannte Polizeigewalt zeigen, eignen sich besonders gut. Denn die Polizei steht stellvertretend für den Staat – und der wird gerne kritisiert. Fotos und vor allem die kurzen Videoschnipsel zeigen nie die ganze Geschichte. Immer nur einen Ausschnitt. Aber das reicht den meisten, um sich ein Urteil zu bilden.

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Wie lässt sich die Echtheit erkennen?

Ob ein Video echt ist oder nicht, das lässt sich im Netz und vor allem auf den Plattformen fast unmöglich herausfinden. Wenn ein Foto oder Video die Runde macht, kann es beliebig kopiert und vervielfältigt werden. Die Herkunft nachzuvollziehen ist dann nicht mehr möglich. Das gilt erst recht für Verfremdungen: Oft werden Fotos und Videos noch mal nachbearbeitet. Weiter eingekürzt. Dinge in Wiederholschleife gezeigt oder in Slow-Motion.

Selbst wenn dann ein „Tagesschau“-Logo zu sehen ist, weil das Video vielleicht mal in der Tagesschau zu sehen war, hat das nichts zu bedeuten: Es könnte unzulässig oder sinnentstellend verändert worden sein.

Das ist das Problem bei praktisch allen Angeboten im Netz, vor allem in den Plattformen: Wo Journalisten in der Regel zumindest versuchen, die Echtheit zu prüfen oder einzuordnen, machen das normale Facebook- oder Youtube-User nichts. Dinge werden verzerrt, entstellt, verändert – und trotzdem für bare Münze genommen. Mit „Wahrheit“ hat das nicht viel zu tun, auch wenn viele immer so tun als wäre es anders.

Wie mit zweifelhaftem Content umgehen?

Am besten: Ein paar Mal durchatmen. Und sich Zeit nehmen. Zumindest prüfen, wer verteilt denn diesen Inhalt – mit welchem Unterton, zu welchem Zweck? Es passiert leider ganz leicht, da mitgezogen zu werden. Aber ideal ist, Ruhe zu bewahren – und in seriösen Quellen gegenzuchecken, was da los ist. Also bei Radio- und Fernsehsendern, bei den großen namenhaften Zeitungen und Magazinen und Onlinediensten.

Erst mal mehr Fakten drauf schaffen. Die meisten halten sich bei jedem Post oder Tweet nur wenige Sekunden auf. Da bleibt keine Zeit, die Hintergründe oder das große Ganze zu beurteilen. Das wäre aber gut. Denn um wirklich kompetent zu diskutieren, braucht es meist mehr als nur ein paar Sekunden Video. Ernsthaft und zivilisiert diskutiert wird in den sogenannten Sozialen Netzwerken eher selten. Leider.

Wenn Satire völlig versagt: Das „funk“-Video

Es sind aber nicht nur Videos mit angeblicher Polizeigewalt in Düsseldorf oder Frankfurt, die die Runde machen und für Empörung sorgen: Es gibt auch ein Satire-Video von „funk“, dem Jugendkanal von ARD und ZDF auf youtube.

„funk“ hat ein Video produziert, das Satire sein soll. Wir sehen zwei Polizisten, die jemanden beobachten, wie er an einem Fahrrad rumfummelt. Die Zuschauer wissen gleich: Das ist sein eigenes Rad. Die Polizisten aber fragen sich, wie dunkel seine Hautfarbe ist, und ob das die Stufe Fahrraddieb oder Dealer ist – und zücken sogar eine Farbkarte, wie sie Maler haben. Danach eskaliert es – und es kommt sogar ein SEK. Es wird geschossen.

Das Ganze ist in keinster Weise witzig oder satirisch, sondern verunglimpft Polizeiarbeit, als ob alle Polizisten dumm, dämlich und rassistisch wären. Das Video hat eine Empörungswelle losgetreten – und das völlig zu recht. Aber das zeigt die Mechanismen auf: Weil im Netz Videos mit angeblicher Polizeigewalt kursieren und die Empörung nach oben treiben, sehen sich angebliche Satiriker in der Situation, ein solches Satirevideo herzustellen und auf der Empörungswelle zu reiten. Beides dient nicht dazu, eine ernsthafte Debatte zu führen.

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Die Rolle der Bots

Aber welche Rolle spielen denn „Bots“ dabei, also Computerprogramme, die aktiv ins Geschehen eingreifen und auf Facebook, Twitter und Co. Sachen posten?

Das kommt drauf an. Erfahrungsgemäß spielen sie überall dort eine Rolle, wo es um politische Aspekte geht – und um die Interessen bestimmter Gruppen. Wenn ein Thema das Potenzial hat, die Bevölkerung zu verunsichern und aufzuwühlen, setzen einige Mächte – Russland wird immer wieder verdächtigt – gerne Bots an, um die Themen am Laufen zu halten.

Es wird sozusagen Salz in die Wunde gestreut: Immer wieder Tweets, die Bezug auf einen Aspekt nehmen. Man darf nicht vergessen, dass diese Bots immer wieder werden. Vor allem kürzere Texte „schreiben“, also erzeugen sie so gut, dass sie auf Twitter oder Facebook nicht sonderlich auffallen. Wichtig zu wissen, dass eine gefühlte Erregung auf Twitter keine in der Wirklichkeit sein muss. Das gilt ganz besonders für Twitter, das nur rund 3-4% der Deutschen nutzen.

 

 

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