Jugendschutz: LfM kann und wird Porno-Angebote sperren lassen

von | 03.12.2021 | Digital

Netzsperren sind sehr umstritten. Aus gutem Grund: Denn wenn Provider angewiesen werden, bestimmte Angebote im Netz zu blockieren, wird das schnell als Zensur empfunden. Genau das will die Landesanstalt für Medien als Ultima ratio nun aber anwenden.

Im Internet gibt es alles. Auch pornografische Inhalte. Es bedarf weder Zauberkünste, noch Volljährigkeit, um im Netz  pornografische Inhalte anzuschauen. Zu einem gewissen Grad sind Suchmaschinen wie Google sogar dabei behilflich. Warum auch nicht: Pornografie ist schließlich nicht verboten, richtig?

So denken viele und halten es für das Selbstverständlichste der Welt, dass nach ein paar Mausklicks so ziemlich jede denkbare Art von Pornografie über Bildschirm oder Display flimmert. Eins wird dabei aber praktisch immer vergessen: der Jugendschutz.

Die meisten Pornoseiten haben keine Altersverifikation

Die meisten Pornoseiten haben keine Altersverifikation

Jugendschutz? Im Netz praktisch nicht existent

Kaum ein Portal kümmert sich um den Jugendschutz, den wir in Deutschland nun mal – aus gutem Grund – haben. Obwohl pornografische Inhalte eine Sache für Erwachsene ab 18 Jahren sind, überprüft kein Portal das Alter. Wer die Adresse kennt, der kann sich Pornos anschauen. So einfach ist das.

Doch die Landesmedienanstalt NRW nimmt ihren Auftrag in diesem Punkt ernst und will das nicht weiter hinnehmen. Schon seit fast zwei Jahren versucht die Behörde, führende Porno-Anbieter im Netz zur Durchsetzung des Jugendschutz zu bewegen. Was eine angemessene Altersverifikation bedeuten würde. Pornhub, YouPorn und Mydirtyhobby weigern sich – denn das würde den Zugang unbequemer machen. Und Umsatz kosten.

Netzsperren: Alles andere als unumstritten

Die LfM NRW hat den Portalen eine Netzsperre angedroht. Dabei werden führende Provider in Deutschland verpflichtet, den Zugang zu den Porno-Anbietern zu unterbinden. Ein Gericht hat diese Maßnahme nun als angemessen bestätigt. Grünes Licht für die LfM, Anbieter im Netz, die den Jugendschutz kaltschnäuzig ignorieren, per Netzsperre auszuknipsen.

Netzsperren sind sehr umstritten. Manche befürchten, wenn man damit einmal anfängt, würden früher oder später auch andere unliebsame Inhalte oder Webseiten blockiert. Doch wie das Beispiel Pornoanbieter zeigt: Wir leben in einem Rechtsstreit. Das Gericht hat sich – trotz „Eilantrag“ – über ein Jahr Zeit gelassen. So einfach ist das nicht mit dem Inhalte sperren.

Tobias Schmid von der LfM NRW

Der Staat hat eine Verantwortung

Ich persönlich finde es nicht nur angemessen, sondern sogar dringend angebracht. Ein Staat kann sich nicht auf der Nase rumtanzen lassen von ein paar arroganten Unternehmen, die meinen, Jugendschutz würde sie nicht betreffen. Wer hier kapituliert, kann den Jugendschutz auch gleich sein lassen.

Und: Nein. Es reicht nicht, den Eltern die Verantwortung zu geben. Der Staat und die Gesellschaft haben ebenfalls eine Verantwortung, Jugendliche zu schützen. Das ist heute ohnehin so schwierig wie nie. Und natürlich können sich Jugendliche heute im Netz vergleichsweise einfach Pornos besorgen. Aber man muss ja nicht auch noch dabei behilflich sein, indem man einen roten Teppich ausrollt und einen Leuchtpfeil aufstellt.

Dr. Tobias Schmid von der LfM über Netzsperren und Jugendschutz