Fake-Bewertungen: Amazon geht offensiv dagegen vor

von | 19.07.2022 | Digital

Amazon geht aktuell offensiv gegen Fake-Bewertungen vor: Der Konzern hat rechtliche Schritte gegen 10.000 Facebook-Gruppen eingeleitet, in denen im großen Umfang gefälschte Bewertungen organisiert werden. Fake-Bewertungen sind bei Amazon ein zunehmendes Problem.

Amazon ist als größte Verkaufsplattform der Welt für viele die erste Anlaufstelle, wenn sie etwas kaufen wollen: Sie erfahren hier nicht nur, was einzelne Produkte kosten, sondern auch, wer sie anbietet – und wie zufrieden bisherige Kunden sind. Dafür gibt es die „Kundenbewertungen“ – und nirgendwo gibt es mehr davon als bei Amazon. Leider sind viele der Bewertungen nicht echt, sondern mit dem Ziel der Täuschung aufgeschrieben.

Amazon geht rechtlich gegen 10.000 Facaebook Gruppen vor

Amazon geht rechtlich gegen 10.000 Facebook Gruppen vor

Fake-Bewertungen sollen zum Kauf motivieren

Eigentlich sind Portale mit Kundenbewertungen eine sinnvolle Sache: Wer ein Produkt gekauft hat, kann allen anderen von seinen Eindrücken und Erlebnissen berichten – und so eine wertvolle Hilfe bei der Kaufentscheidung anderer sein. Platzhirsch Amazon hat solche Kundenbewertungen sehr früh eingeführt. Sie sind heute überall Standard.

Doch das Problem bei solchen Bewertungen: Eben weil sie gut funktionieren und sich viele potenzielle durch positive Kundenbewertungen zum Kauf anregen oder durch schlechte Erfahrungen davon abhalten lassen, haben Händler und Hersteller, die auf dem Amazon Marketplace Waren verkaufen, ein Interesse an möglichst vielen guten Bewertungen – und idealerweise keinen schlechten.

Gut bewertete Produkte werden besser gekauft

Die Folge: Hersteller von Produkten und Händler versuchen, die Bewertungen auf dieser so wichtigen Verkaufsplattform zu optimieren, indem sie selbst gute Bewertungen schreiben oder andere dafür bezahlen, dass sie das machen. Diese Fake-Bewertungen sollen einen positiven Eindruck vom Produkt liefern und zum Kauf anregen. Es gibt Agenturen, die solche Fake-Bewertungen im Auftrag schreiben. Es gibt aber auch Aktionen à la: Schreibe eine positive Bewertung – und Du darfst das Produkt behalten oder wir erstatten Dir den Kaufpreis.

Auf der anderen Seite gibt es auch schlechte Bewertungen, die aus falschen Gründen entstehen: Da will die Konkurrenz ein Produkt runterschreiben – oder vermeintliche Spaßvögel finden es amüsant, ein Produkt zu „dissen“, also bewusst schlecht zu bewerten, etwa um einen Film, eine CD, ein Buch oder ein Kaufprodukt in der Öffentlichkeit schlecht dastehen zu lassen.

Verifizierte Käufe: Eigentlich eine gute Idee, wird aber auch schon unterwandert

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Amazon bekämpft Fake-Bewertungen

Plattformen wie Amazon versuchen mit einigem Aufwand, solche Fake-Bewertungen zu erkennen und wo immer möglich zu deaktivieren. Laut Konzern beschäftigt Amazon weltweit 12.000 Mitarbeiter, die sich dem Schutz vor Betrug im Store widmen. Aber das ist nicht einfach, wenn eine Agentur Dutzende Menschen überall auf der Welt beschäftigt, die solche Rezensionen schreiben. Oft werden die Produkte sogar bei Amazon gekauft, um sie zu bewerten – bei Amazon sonst ein Grund, eine Rezension als besonders authentisch zu beurteilen (der Rezensent hat das Produkt ja erworben).

Jetzt hat Amazon rechtliche Schritte gegen 10.000 Facebook-Gruppen angekündigt (einzelne Gruppen wie „Amazon Product Review“ haben über 43.000 Mitglieder): Hier organisieren Hersteller von Produkten (oft aus Asien) Fake-Bewertungen in allen wichtigen Märkten, darunter USA und auch Deutschland. Selbst Privatleute werden angelockt: Wer ein Produkt bei Amazon bestellt und dann positiv bespricht, erhält den Kaufpreis zurück. Für die Hersteller lohnt sich diese Form von Werbung. Doch solche Bewertungen verstoßen eindeutig gegen die Nutzungsbedingungen von Amazon.

Fake-Bewertungen erkennen

Wer sich nun fragt: Wie kann ich eine Fake-Bewertungen denn erkennen? Nicht einfach, wenn Profis diese Bewertungen schreiben. Ein paar Hinweise gibt es aber schon: Besonders lange Texte sind mit Vorsicht zu genießen. Diese Mühe machen sich eher Agenturen, die Geld für die Bewertungen bekommen. Stutzig werden sollte man auch bei allzu euphorischen Schilderungen, wie sehr das Produkt das eigene Leben oder das eines Familienmitglieds verändert hat.

Wichtig ist der Hinweis „verifizierter Kauf“: Eigentlich eine gute Sache, denn es bedeutet, dass der Rezensent die Ware auch bei Amazon gekauft hat (und nicht über etwas schreibt, was er/sie womöglich gar nicht besitzt). Aber auch hier wird mittlerweile getrickst, indem Käufer für Bewertungen ihr Geld zurückbekommen. Auch sollte man vorsichtig sein, wenn schon kurz nach Produkt-Launch mehrere gute Bewertungen vorliegen.

Kundenbewertungen können nützlich sein. Sie kritisch zu lesen und den Bauch mitentscheiden zu lassen, was authentisch wirkt, ist immer eine gute Entscheidung.