Spotify führt virtuellen KI-DJ ein

von | 23.02.2023 | Kurios

Der Streamingdienst Spotify führt für Premium-Nutzer einen Discjockey ein, der auf Künstlicher Intelligenz basiert – und individuelle Playlists spielt. Zunächst aber nur in Englisch.

Das wird aber auch mal Zeit, dass sich die Streamingdienste etwas fundamental Neues einfallen lassen. Denn egal ob Audio oder Video Streaming: Durch innovative Konzepte sind die erfolgsverwöhnten Dienste in den letzten Monaten und Jahren nicht gerade aufgefallen.

Das, was Spotify da jetzt angekündigt hat, ist aber in der Tat etwas völlig Neues: Premium-Kunden sollen schon bald in den Genuss eines individuellen DJs kommen, der mit natürlicher Sprache spricht, individuelle Playlisten kuratiert – und auch anmoderiert.

Dahinter steckt natürlich Künstliche Intelligenz (KI), die nicht nur – à la ChatGPT – entsprechende Texte generiert, die der DJ sagt, sondern auch den Musikgeschmack jedes einzelnen Users ermitteln und treffen soll.

Künftig können Nutzer eine neue DJ-Taste in der App antippen und wechseln so in den interaktiven KI-Modus. Hier begrüßt der DJ – mittelfristig bestimmt einen mit wählbarem Temperament, Geschlecht und Slang – und kündigt den jeweils nächsten Track an. Eine Kombination aus Party-DJ und Radiomoderation, wie es sie auf Apple Music ja gibt.

Individuelle Playlist - ebenfalls erstellt durch KI

Individuelle Playlist – ebenfalls erstellt durch KI

Jetzt aber nicht zu früh gefreut: Das Smartphone kann in der Hosentasche bleiben. Die neue Funktion wird erst mal in USA und Kanada angeboten. Es dauert sicher eine Weile, bis dieser Service auch in anderen Sprachen wie Deutsch angeboten wird.

Besonders interessant ist die Frage, wie Spotify es hinbekommt, quasi in Echtzeit die Moderationsstimme des DJ zu generieren. Dazu verwendet Spotify nach eigenen Aussagen auf die Technik von Sonantic zurück. Ein Unternehmen, das der skandinavische Musik-Streamingdienst im Juni 2022 akquiriert und übernommen hat.

Sonantic hatte sich auf nunanciert sprechende, realistisch klingende KI-Spracherzeugung spezialisiert. Wem der typische Klang der Moderationsstimme bekannt vorkommt: Das Unternehmen hat für das Training der KI die Stimme von Xavier „X“ Jernigan analysiert, bekannt als Moderator der Morgenshow „The Get Up“ in den USA.

Mit gefällt dieser personalisierende Ansatz von Spotify – endlich mal was Neues, was wirklich niemandem weh tut, aber Spaß bringen kann. Laut Spotify befindet sich die DJ-Funktion zunächst im Betatest. Klar, dass das Unternehmen da erst mal Erfahrungen sammeln muss.

Die Stimmt der Moderation wird von Sonantic erzeugt - von Spotify gekauft

Die Stimmt der Moderation wird von Sonantic erzeugt – von Spotify gekauft

Aber nicht nur hinter der künstlich erzeugten Stimme steckt KI. Auch will Spotify mit Hilfe von KI den Musikgeschmack jedes einzelnen Users besser verstehen. Dazu kommt ein KI-System von OpenAI zum Einsatz – und: nein, diesmal nicht ChatGPT.

Die KI analysiert das Hörverhalten und wählt passende Musikstücke aus. Das spült dem Nutzer nicht nur Neuvorstellung in die Timeline, die er oder sie vielleicht noch nicht gehört hat, sondern auch Songs, die gerne immer wieder angehört werden. Auf diese Weise soll ein interessanter Mix entstehen.

Und noch etwas ist geplant: Zum Jahresende will Spotify seinen Usern künftig individuell generierte Jahresrückblicke anbieten: Das hast Du im Sommer gehört, da ging die Party richtig ab – und da warst Du verliebt.

So spannend das mitunter klingt: Es braucht auch einen kritischen Blick darauf, ob und welche persönlichen Daten (Stimmung, Verfassung) gesammelt, gespeichert und ausgewertet werden.

Ob und wann die Funktion auch in deutscher Sprache und in Europa verfügbar ist? Spotify will nichts verraten.