Bitcoin, Ethereum, Dogecoin: Es wird viel über solche Kryptowährungen gesprochen, vor allem auf Social Media. Doch vo einigen ist bekannt, dass sie sehr viel Energie verbrauchen.
Gerade erst war der Bitcoin wieder in den Schlagzeilen, weil die „Belohnung“ für das Schürfen neuer Bitcoin halbiert wurde (Bitcoin Halving genannt).
Viele schwärmen im Netz von Bitcoin, NFTs und Co. Viele fragen sich, soll ich da mit einsteigen? Wie sind die Risiken – und was ist eigentlich mit den Folgen für die Umwelt?
Kryptowährungen: Keine Geldscheine und Geldstücke
Kryptowährungen: Da müssen keine Geldscheine gedruckt, auch keine Geldstücke geprägt und im Umlauf gebracht werden. Alles rein digital. Trotzdem haftet insbesondere dem Bitcoin das Stigma an, eine Klimakiller zu sein Stimmt das noch?
„Killer“ ist ein großes Wort. Aber der Energiebedarf für den Bitcoin ist schon groß, und es wird eher mehr als weniger.
Im Bitcoin-Netzwerk muss viel gerechnet werden, um das Blockchain-Netzwerk am Laufen zu halten, um es abzusichern und neue Bitcoins zu „schürfen“, sozusagen zu erschaffen.
Bitcoin verantwortlich für 0,6 des Stromverbrauchs
Das kostet alles unvorstellbar viel Energie. Schätzungen zufolge verbraucht das Bitcoin-Netzwerk allein jährlich etwa 130 Terawattstunden (TWh) Strom (Stand 2022).
Das entspricht etwa 0,6% des weltweiten Stromverbrauchs. Dazu kommen aber noch andere Umweltkosten, da geh ich gleich noch mal drauf ein.
Und der Rechenaufwand und Ressourcenverbraucht steigt, je beliebter solche dgitalen Währungen wie Bitcoins, Etherium, Dogcoins werden, oder auch sogenannte NFTs, digitale Kunstwerke, die technisch ganz ähnlich funktionieren.
Bitcoin hat immer mehr Nutzer
Allein für den Bitcoin gab es zuletzt rund 90 Mio. Wallets, also digitale Brieftaschen. Ein Jahr davor 76 Millionen- Im Jahr 2014 waren es nur drei Mio. Man kann wohl von einem Anstieg sprechen.
Alle, die mit Kryptowährungen Geld verdienen, zum Beispiel Tauschbörsen, die EU in Bitcoin umwandeln oder die Bitcoin auch hinterlegen, machen viel Werbung auf Social Media – direkt und indirekt. Das Thema ist sehr präsent auch, weil sich viele für diese vergleichsweise neue Anlageform interessieren.
Der Bitcoin lebt davon, dass er durch seine technischen Details als sehr sicher gilt. Jede Transaktion wird in der sogenannten digital erechneten Blockchain gespeichert. Es kann nicht manipuliert und gefälscht werden. Allerdings kann ich fast nirgendwo direkt mit Bitcoin bezahlen, eigentlich ist er eher ein bisschen wie Gold.
Bitcoin und Gold
Gold selbst hat auch keinen direkten Geldwert. Ich kann damit nicht in den Laden gehen und einkaufen. Aber es hat trotzdem weltweit einen Wert.
Kryptowährungen: Keine Geldscheine und Geldstücke. Richtig, ist beim Bitcoin auch so. Gold steigt im Wert, wenn mehr Leute dort ihr Geld investieren, häufig in globalen Krisen.
Beim Bitcoin ist es schon seit einer ganzen Weile ähnlich. Der Bitcoin ist eine künstlich beschränkte Ressource. Es wird nie mehr als 21 Mio. Bitcoin geben. Klassisches Geld kann immer mehr gedruckt werden, stichwort Inflation, vor der viele im Moment Sorge haben an. Bitcoin kennt das so nicht. Das macht ihn begehrt. Als Anlage.
Die Kurse steigen manchmal enorm, ähnlich wie beim Gold, fallen aber auch manchmal enorm. Es gibt eine hohe „Volatilität“, wie die Fachleute sagen. Die Kurse schwanken stark.
Heisst unterm Strich: Als ich im Januar 1011 mal 1000 Bitcoin gekauft habe, waren die für knapp 5 EUR pro Bitcoin zu haben. Als sie sich im Wert verdoppelt haben, habe ich sie verkauft.
Riesen Fehler, muss ich heute sagen. Heute ist ein Bitcoin 60.000 EUR wert. Das wären dann also 60 Mio. EUR. Hätte ich die mal noch…
Klar, Man kann viel gewinnen, aber auch viel verlieren.
Und noch etwas ist mit Gold identisch: Die meisten Aktien werfen regelmäßig Dividenden ab. Ausgezahlte Gewinne der Unternehmen. Bei Gold ist das nicht so. Bei Bitcoin ebenso.
Bitcoin und der Stromverbrauch
Bitcoin-Netzwerk und andere digitale Währungen verbrauchen enorm viel Strom. Allein der Bitcoin ist für 0,6 % des weltweiten Stromverbrauchs verantwortlich.
Das entspricht in etwa dem Stromverbrauch von Ländern wie Argentinien oder Schweden. Der Bitcoin-Stroimverbraucht übersteigt bereits den Stromverbrauch von Ländern wie den Niederlanden.
In einer Studie wurde mal berechnet, wieviel Energie statistisch gesehen für eine einzige Bitcoin-Transaktion verbraucht wird: Es sind ca. 1.700 kWh.
Damit könnte ein durchschnittlicher deutscher Vier-Personen-Haushalt fast vier Monate lang mit Energie versorgt werden. Wenn ich einen Bitcoin kaufe oder verkaufe oder jemandem einen sende, ist energietechnisch also dasselbe, als würde ein Haushalt vier Monate lang Strom verbrauchen.
Und Elektroschrott fällt auch noch an.
Bitcoin und grüner Strom
Setzt man denn wenigsten mehr auf grünen Strom um den CO2-Ausstoss zu verringern?
Ja, bei der Kryptowährung Ethereum war das schon vor längerer Zeit ein gestecktes Ziel, das nach und nach auch umgesetzt wird. Aber auch beim Bitcoin bemüht man sich zunehmend, grüne Energie zu verwenden.
Der hohe Stromverbrauch von Bitcoin führt aber derzeit noch zu einem erheblichen CO2-Ausstoß, da ein großer Teil der verwendeten Energie bisher aus fossilen Brennstoffen stammt.
Seriöse Schätzungen gehen davon aus, dass der jährliche CO2-Fußabdruck von Bitcoin bei etwa 65 Megatonnen liegt (das wurde in 2022 ermittelt). Das entspricht in etwa den jährlichen CO2-Emissionen von Griechenland. Eine andere Studie der TU München kommt „nur“ auf 22 Mio. Tonnen CO2 jährlich, so viel wie Hamnurg oder Las Vegas.
Dazu muss man wissen: Es werden komplette Rechenzentren betrieben, um den Bitcoin zu verwalten und neue Bitcoin zu schürfen. Einige hingen zeitweise an ausschließlich dafür bereitgestellte Kohlekraftwerden in den USA. Ein komplettes Kraftwerk, nur um ein Bitcoin-Rechenzentrum zu betreiben.
Und das hat Folgen: Der CO2-Ausstoß einer einzelnen Bitcoin-Transaktion wird auf etwa 700 kg geschätzt, was den Emissionen eines Fluges von London nach New York entspricht.
Bitcoin und Elektroschrott
Ich hatte bereits erwähnt, dass jede Bitcoin-Transaktion auch Elektroschrott verursachst – auch nicht gerade umweltfreundlich. Was steckt dahinter?
Es ist nicht so, dass bei jeder Transaktion, also wenn ich Dir einen Bitcoin überweise, zum Beispiel, irgendwo auf der Welt ganz konkret Elektroschrott anfällt.
Es ist eine statistische Größe und hat damit zu tun, wie der Bitcoin funktioniert. Wir haben schon über das Mining gesprochen, das beim Bitcoin so typisch ist.
Es ist enormer Rechenaufwand nötig, um die Bitcoin-Blockchain abzusichern, um jede Transaktion zu bestätigen – und am Ende auch, um neue Bitcoin zu „schürfen“, zu erschaffen. Der Rechenaufwand wird von Tag zu Tag größer.
Deshalb setzen Bitcoin Miner immer spezialisiertere Hardware ein, die nichts anderes macht, als für den Bitcoin zu rechnen, zu rechnen, zu rechnen. Nach durchschnittlich 18 Monaten sind die Geräte durch – und dann durch zu langsam, um mit anderen Rechnern mithalten zu können. Sie werden dann ersetzt.
Da fragt man sich unweigerlich: Und diese Computer-Hardware könnte man dann nicht für was anderes nutzen, zum beispiel an schulen spenden
In der regel nicht, weil sie so spezialisiert ist Die Folge: Sie werden entsorgt. Auf die Müllkippe. So entstehen doch immense Berge an Elektroschrott. Die Angabe von 250 Gramm Elektroschrott pro Bitcoin-Transaktion stammt aus einer Studie aus dem Jahr 2021 mit dem Titel „Bitcoin´s growing e-waste problem“.
Auch klassisches Geldsystem verbraucht Energie
Aber zur Ehrlichkeit gehört dazu: Auch für normales Geld in scheinen und Münzen gibt es Prägewerkstätten, Druckereien, die Papier und Metalle brauchen, und auch viel Energie. Ist klassisches Geld also nicht auch ein Klimakiller? Vielleicht der Schlimmere?
Das Banksystem verbraucht viel Energie, keine Frage, vor allem kommt ja auch dazu, dass das Geld noch transportiert werden muss. Man kann den ganzen Aufwand wirklich nur grob schätzen; es ist unmöglich, das genau zu sagen.
Eine Studie mit dem Titel On Bitcoin’s Energy Consumption: A Quantitative Approach to a Subjective Question (2021) vergleicht den Energieverbrauch von Bitcoin mit dem des traditionellen Finanzsystems, einschließlich Banken, Geldautomaten und der Goldproduktion.
Allein das Bankensystem verbraucht laut dieser Studie jährlich etwa 238,92 TWh, während Geldautomaten und Zweigstellen weitere 26,48 TWh verbrauchen.
Das wäre ein doppelt so hoher Stromverbrauch wie beim Bitcoin. Allerdings wurde diese Studie von Finanzdienstleistungsunternehmen im Bereich Kryptowährungen in Auftrag gegeben. Man kann also davon ausgehen, dass diese Zahlen eher Bitcoin-freundlich ist.
Wir brauchen Geldsysteme
Der Unterschied ist: alle Menschen auf der Welt benutzen klassisches Geld, täglich, andauernd. Dadurch ist der Strombedarf auch höher. Wir brauchen das klassische Geldsystem.
Der Bitcoin ist aber ein exklusiver, vergleichsweise kleiner Verein. Niemand braucht den Bitcoin wirklich. Er wird zur Spekulation genutzt, so gut wie gar nicht als echtes Bezahlsystem.
Niemand hat ausgerechnet, wieviel Energie es kosten würde, wenn alle Menschen auf der Welt den Bitcoin nutzen würden anstelle von Bargeld. Die Blockchain und die dahinter liegende technische Infrastruktur würde am Rad drehen. Es würde deutlich mehr Energie verbrauchen – niemand kann berechnen, wieviel.
Man kann also den Energieverbrauch von Bitcoin und dem echten Geldsystem weltweit nicht wirklich miteinander vergleichen, weil sie nicht diesele Aufgabe erfüllen, nur ins Verhältnis setzen.
Ehtereum und Co.
Wir haben jetzt vor allem über den Energieverbrauch des Bitcoins gesprochen, weil der natürlich die bekannteste und führende Kryptowährung ist. Wie sieht es denn bei anderen Kryptowährungen aus, ist es da vergleichbar?
Bei Bitcoin ist der Energieverbrauch am höchsten, weil: am weitesten verbreitet und aufgrund der Art und Weise, wie der Bitcoin funktioniert. Nicht alle Kryptowährungen haben den gleichen Energieverbrauch und CO2-Ausstoß. Es gibt ja viele, sie heißen Ethereum, Ripple, Cardano, Dogecoin, Litecoin und viele andere.
Einige verwenden andere Methoden, um ihre Blockchain zu betreiben und abzusichern, die weniger energieintensiv sind. Ethereum zB. verwendet nicht mehr den gleichen energieintensiven Mechanismus wie Bitcoin, der „Proof of Work“ (PoW) genannt wird, Mechanismus wie Bitcoin, sondern „Proof of Stake“.
Der Umstieg hat den Energieverbrauch um 98% reduziert. Aber auch die Sicherheit reduziert. Unter Strich bedeutet das eine Cardano-Transaktion braucht nur noch eine halbe Kilowattstunde, statt die 707 kWh pro Bitcoin-Transaktion.
Der jährliche Stromverbrauch von Cardano wird auf 0,0066 TWh geschätzt, was nur einen Bruchteil des Verbrauchs von Bitcoin ausmacht.
Ich könnte die Liste endlos fortsetzen: Keine Kryptowährung ist derart energiehungrig wie der Bitcoin.
Grüne Anlage oder weniger?
Fassen wir mal zusammen: Wenn ich mich auf Bitcoin oder andere Kryptowährungen einlasse, ist das was für Menschen, denen es an einer ökologischen Anlage gelegen ist – und ist das dann sicher?
Diese Frage lässt sich unmöglich pauschal beantworten. Der Bitcoin ist in Sachen Umweltbilanz eindeutig kritisch. Hier anzulegen bedeutet, das in Kauf zu nehmen und auch mitzumachen, da jede Transaktion Energie kostet.
Wer Aktien oder Fonds kauft, die sich dem Umweltschutz oder klimafreundlichen Projekten verschreiben, ist da viel eher auf der „grünen“ Seite. Oder man nimmt andere Kryptowährungen als Bitcoin, da die Bilanz da besser ausfällt.
Was das Risiko anbelangt: Jede Anlageform hat Risiken. Sogar das Sparbuch. Da geht zwar die Einlage nicht flöten, aber wenn der Zins niedriger ist als die Inflation, wird das Geld auch weniger. Bei Aktien und Gold sind enorme Kursschwankungen möglich.
Das ist bei Bitcoin und anderen Kryptowährungen auch so. Wer schnell Blutdruck bekommt, wenn die Kurse um 20 oder 30% in wenigen Tagen schwanken, und das eben auch nach unten, für den sind Kryptowährungen und NFTs eher ungeeignet.
Wer das aber aushält und Chancen für große Gewinne nutzen möchte – und dem Klimaproblematik nicht so wichtig ist –, für den sind Bitcoin und Co. interessant.