Claude 3.7 Sonnet: KI-Assistent mit neuen Fähigkeiten und Grenzen

von | 21.03.2025 | KI

Der neue KI-Sprachassistent von Anthropic geht in die nächste Runde – mit mehr Kontext, besseren Fähigkeiten und einem eigenen Reasoning-Modus, der jedoch nur zahlenden Kunden vorbehalten bleibt

Während OpenAI mit ChatGPT die Schlagzeilen dominiert, arbeitet Konkurrent Anthropic kontinuierlich daran, seinen KI-Assistenten Claude zu verbessern. Mit der neuen Version Claude 3.7 Sonnet stellt das Unternehmen nun seine bisher leistungsfähigste Version vor.

Doch was genau kann der neue Assistent? Welche Funktionen sind kostenlos verfügbar und welche Vorteile bieten kostenpflichtige Abonnements? Und wie schlägt sich Claude 3.7 im Vergleich zu seinen Mitbewerbern? Ein Überblick über die wichtigsten Neuerungen und Einschränkungen.

claude logo

Was ist neu bei Claude 3.7 Sonnet?

Claude 3.7 Sonnet stellt einen bedeutenden Sprung gegenüber seinen Vorgängern dar. Die auffälligsten Verbesserungen betreffen drei Kernbereiche:

Erweitertes Kontextfenster: Claude 3.7 kann nun mit bis zu 200.000 Tokens arbeiten – das entspricht einem Buch mit etwa 300 Seiten. Diese Erweiterung ermöglicht es dem System, wesentlich umfangreichere Dokumente zu analysieren oder längere Konversationen zu führen, ohne den Überblick zu verlieren. Zum Vergleich: Claude 3 Opus war auf 150.000 Tokens begrenzt.

Reasoning-Modus: Die bedeutendste Neuerung ist der spezielle „Reasoning-Modus“, der Claude 3.7 erlaubt, komplexe Probleme systematischer anzugehen. Statt sofort zu antworten, führt der Assistent in diesem Modus einen internen Denkprozess durch, bevor er seine Antwort formuliert. Das Ergebnis: präzisere Antworten bei mathematischen Problemstellungen, logischen Rätseln und Aufgaben, die schrittweises Denken erfordern.

Verbesserte multimodale Fähigkeiten: Claude 3.7 kann Bilder besser interpretieren als seine Vorgänger. Der Assistent erkennt mehr Details in Bildern, kann Diagramme und Tabellen in Fotos analysieren und sogar handschriftliche Notizen entziffern – wenn auch mit gewissen Einschränkungen bei komplexer Handschrift.

Die Leistungsdaten von Claude 3.7 haben sich deutlich verbessert
Die Leistungsdaten von Claude 3.7 haben sich deutlich verbessert

Kostenlos vs. Pro: Was bekommen zahlende Nutzer?

Die gute Nachricht: Viele Grundfunktionen von Claude 3.7 stehen auch in der kostenlosen Version zur Verfügung. Dazu gehören:

  • Zugang zum Basismodell mit regulären Antwortgeschwindigkeiten
  • Multimodale Eingabe (Text und Bilder)
  • Kontextfenster von 100.000 Tokens
  • Begrenzte Anzahl von Nachrichten pro Tag

Wer sich jedoch für das Pro-Abonnement (etwa 20 Euro monatlich) entscheidet, erhält zusätzliche Vorteile:

  • Zugang zum „Reasoning-Modus“ für komplexe Aufgaben
  • Erweitertes Kontextfenster von 200.000 Tokens
  • Unbegrenzte Nutzung ohne tägliche Nachrichtenlimits
  • Priorisierter Zugang bei hoher Auslastung der Server
  • Früherer Zugang zu neuen Funktionen

Besonders der Reasoning-Modus stellt einen echten Mehrwert dar, der Claude bei komplexen mathematischen Problemen, Codefragen und logischen Rätseln deutlich präziser macht. Die Entscheidung, diese Funktion ausschließlich zahlenden Kunden vorzubehalten, zeigt Anthropics Strategie, premium Funktionen als Anreiz für Abonnements zu nutzen.

Vergleich zwischen den führenden Chatbots
Vergleich zwischen den führenden Chatbots

Claude 3.7 vs. ChatGPT und Perplexity: Wer hat die Nase vorn?

Im umkämpften Markt der KI-Assistenten muss sich Claude 3.7 gegen starke Konkurrenz behaupten. Ein direkter Vergleich mit den wichtigsten Mitbewerbern zeigt Stärken und Schwächen:

Im Vergleich zu ChatGPT-4o:

  • Claude 3.7 bietet ein größeres Kontextfenster (200.000 vs. 128.000 Tokens bei GPT-4o)
  • ChatGPT-4o glänzt mit schnelleren Antwortzeiten und fortschrittlicheren Tool-Nutzungsmöglichkeiten
  • Claude zeigt oft nuanciertere ethische Abwägungen und detailliertere Erklärungen
  • Bei mathematischen Aufgaben und Programmierherausforderungen liegen beide Systeme im Reasoning-Modus etwa gleichauf

Im Vergleich zu Perplexity:

  • Perplexity hat durch seine Internetanbindung Zugriff auf aktuellere Informationen
  • Claude 3.7 überzeugt mit tieferen Analysen bei komplexen Themen ohne externe Quellen
  • Perplexity bietet mehr Transparenz durch Quellenangaben
  • Claude zeigt Vorteile bei kreativen Aufgaben und der Interpretation von Bildern

Insgesamt zeigt sich Claude 3.7 besonders stark bei längeren, nuancierten Konversationen und der Verarbeitung großer Textmengen. Für Rechercheaufgaben zu aktuellen Themen bleibt Perplexity durch seine Internetanbindung im Vorteil, während ChatGPT durch sein umfangreiches Plugin-Ökosystem punktet.

Hintergrund: Wer steckt hinter Claude?

Anthropic, das Unternehmen hinter Claude, wurde 2021 von ehemaligen OpenAI-Mitarbeitern gegründet, darunter Dario Amodei und Daniela Amodei. Die Firma positioniert sich als Entwickler von „KI-Systemen, denen man vertrauen kann“ und betont den sicheren, verantwortungsvollen Umgang mit künstlicher Intelligenz.

Mit Finanzierungen in Milliardenhöhe – unter anderem von Google, Amazon und anderen Tech-Giganten – hat sich Anthropic als eines der führenden KI-Startups etabliert. Das Unternehmen verfolgt einen Ansatz, den es als „Constitutional AI“ bezeichnet: Die KI-Modelle werden mit einer Art „Verfassung“ trainiert, die ethische Prinzipien und Verhaltensregeln festlegt.

Ein wichtiger Unterschied zu OpenAI: Anthropic setzt verstärkt auf sogenanntes RLHF (Reinforcement Learning from Human Feedback) und andere Methoden, um die KI auf menschliche Werte auszurichten. Bei der Entwicklung von Claude 3.7 wurde besonderer Wert auf die Reduzierung von „Halluzinationen“ – also faktisch falschen Behauptungen – gelegt.

Fazit: Evolution statt Revolution

Claude 3.7 Sonnet stellt keine Revolution im KI-Bereich dar, sondern vielmehr eine konsequente Weiterentwicklung eines bereits soliden Systems. Die Verbesserungen bei Kontextlänge und Reasoning-Fähigkeiten sind beeindruckend, während die Entscheidung, Premium-Funktionen hinter eine Bezahlschranke zu stellen, die wirtschaftlichen Realitäten des KI-Marktes widerspiegelt.

Für Nutzer, die regelmäßig mit großen Textmengen arbeiten oder komplexe Probleme lösen müssen, könnte sich das Pro-Abonnement lohnen. Gelegenheitsnutzer finden jedoch auch in der kostenlosen Version einen kompetenten Assistenten für alltägliche Aufgaben.

Mit Claude 3.7 Sonnet zeigt Anthropic, dass es im Wettlauf der KI-Assistenten weiterhin ein ernstzunehmender Spieler bleibt – auch wenn das Unternehmen nicht über die gleichen Ressourcen und die öffentliche Aufmerksamkeit verfügt wie OpenAI mit ChatGPT. Die fortschreitende Spezialisierung der verschiedenen Assistenten deutet darauf hin, dass sich der Markt zunehmend ausdifferenziert und Nutzer künftig je nach Anwendungsfall unterschiedliche KI-Tools einsetzen werden.