Ihr habt genug davon, selbst durch hundert Tabs zu scrollen und Online-Formulare auszufüllen? Perplexity bietet jetzt eine Alternative: Der KI-Browser Comet steht seit dieser Woche allen Nutzern kostenlos zur Verfügung – nicht mehr nur zahlenden Abo-Kunden. Was zunächst nach einem netten Feature klingt, könnte fundamental verändern, wie wir im Web unterwegs sind.
Was macht Comet anders?
Comet ist kein gewöhnlicher Browser mit ein paar KI-Gimmicks obendrauf. Perplexity integriert seine künstliche Intelligenz tief ins System und lässt sie als aktiven Agenten arbeiten. Das bedeutet: Die KI kann Websites eigenständig besuchen, Formulare ausfüllen und komplexe Aufgaben erledigen – vom Hotelzimmer buchen bis zum Online-Shopping.
Der Browser basiert auf Chromium, nutzt also dieselbe technische Grundlage wie Chrome oder Edge. Als Standardsuchmaschine kommt natürlich Perplexity.ai zum Einsatz, die KI-gestützte Suche des Unternehmens. Aber das Herzstück ist der integrierte Agent, der euch aktiv beim Surfen unterstützt.
Stellt euch vor: Ihr plant eine Reise und müsst Hotels vergleichen, Preise checken und dann noch das nervige Buchungsformular durchklicken. Comet übernimmt diese Schritte für euch. Die KI navigiert durch Websites, trägt eure Daten ein und führt die Buchung durch. Gleichzeitig organisiert sie eure Tabs, sortiert geöffnete Seiten oder erstellt E-Mails basierend auf dem, was ihr gerade im Browser anschaut.

Zugriff auf euer digitales Leben
Damit die KI wirklich nützlich wird, braucht sie Kontext. Deshalb könnt ihr Comet mit eurem Google- oder Outlook-Konto verbinden. Der Browser greift dann auf E-Mails und Kalender zu. Aber es geht noch weiter: Über sogenannte Konnektoren lassen sich auch Dropbox, Google Drive, Notion, GitHub, Slack und WhatsApp anbinden.
Mit diesen Zugriffsrechten wird Comet zu einem persönlichen Assistenten. Der Browser kann Meetings organisieren, indem er euren Kalender checkt und Termine vorschlägt. Er verfasst E-Mails basierend auf Websites, die ihr gerade besucht. Oder er listet euch anstehende Aufgaben aus verschiedenen Tools auf – alles an einem Ort.
Das klingt praktisch, wirft aber sofort die Datenschutzfrage auf. Wie viel von eurem digitalen Leben landet auf den Servern von Perplexity?
Datenschutz: Lokal statt Cloud
Perplexity-Chef Aravind Srinivas betont, dass Browsing-Daten wie aufgerufene Websites, Suchanfragen und geöffnete Tabs nur lokal auf eurem Rechner gespeichert werden. Wenn die KI Tabs sortiert oder andere Aufgaben erledigt, die keine externe Verarbeitung brauchen, bleiben die Daten auf eurem Gerät.
Anders sieht es aus, wenn ihr personalisierte Anfragen stellt, die Kontext aus euren verbundenen Konten benötigen. Dann sendet Comet laut Srinivas nur die absolut notwendigen Daten an die Server. Diese Informationen seien zweckgebunden und würden nicht fürs Training der KI verwendet.
Das klingt beruhigend, aber ihr solltet euch bewusst sein: Sobald ihr Comet mit Google, Outlook und Co. verbindet, gebt ihr einem Drittanbieter Zugriff auf sensible Daten. Das ist ein klassischer Trade-off zwischen Komfort und Privatsphäre.

Verfügbarkeit: Erstmal nur für Desktop
Der Comet-Browser steht aktuell für macOS und Windows zum Download bereit. Mobile Versionen für iOS und Android sollen folgen – ein konkreter Termin steht aber noch nicht fest. Anfangs war Comet nur für Abonnenten des teuren Max-Tarifs verfügbar, außerdem gab es eine Warteliste. Diese Beschränkungen sind jetzt gefallen.
Die Tatsache, dass Perplexity den Browser nun kostenlos anbietet, zeigt die Strategie des Unternehmens: Nutzer sollen das Produkt testen und idealerweise langfristig im Perplexity-Ökosystem bleiben. Der Browser fungiert als Einstiegsdroge für die kostenpflichtigen Dienste.
Verlage sind nicht begeistert
Während Nutzer sich über den neuen Browser freuen können, sieht die Medienbranche das Ganze kritisch. Perplexity hat im August angekündigt, Verlage finanziell zu beteiligen, wenn deren Inhalte für Antworten im Browser und der KI-Suche genutzt werden. Dafür stellt das Unternehmen 42,5 Millionen US-Dollar aus Abo-Einnahmen bereit.
Der Haken: Verlage müssen sich aktiv für ein Partnerprogramm registrieren, um etwas vom Kuchen abzubekommen. Gleichzeitig laufen mehrere Klagen gegen Perplexity. Forbes, das Wall Street Journal und Condé Nast werfen dem Unternehmen vor, ihre Inhalte ohne Bezahlung zu verwenden.
Diese rechtliche Auseinandersetzung zeigt ein grundsätzliches Problem: KI-Systeme trainieren mit öffentlich verfügbaren Inhalten und generieren daraus Antworten – ohne die ursprünglichen Quellen angemessen zu vergüten. Für Verlage bedeutet das weniger Traffic auf ihren Websites und damit weniger Werbeeinnahmen.

Lohnt sich der Wechsel?
Comet reiht sich ein in eine wachsende Liste von KI-Browsern. Opera bringt KI-Features, Arc experimentiert mit Agenten, und auch die großen Player wie Google und Microsoft bauen ihre Browser mit künstlicher Intelligenz aus. Die Frage ist: Brauchen wir das wirklich?
Für viele alltägliche Aufgaben kann ein KI-Agent tatsächlich Zeit sparen. Wer regelmäßig komplexe Recherchen durchführt, Online-Formulare ausfüllt oder zwischen vielen verschiedenen Tools jongliert, findet in Comet einen nützlichen Helfer. Die Perplexity-Suche liefert oft kompaktere und besser aufbereitete Antworten als klassische Suchmaschinen.
Andererseits müsst ihr euch überlegen, wie viel Kontrolle ihr aus der Hand geben wollt. Ein Browser, der autonom Websites besucht und Formulare ausfüllt, kann auch Fehler machen oder Dinge tun, die ihr nicht beabsichtigt habt. Und die Frage nach dem Datenschutz bleibt, auch wenn Perplexity Besserung gelobt.
Fazit: Einen Blick wert
Perplexitys Comet ist ein interessantes Experiment, das zeigt, wohin die Reise bei Browsern geht. KI-Agenten werden zum Standard werden – die Frage ist nur, wie gut sie funktionieren und wie vertrauenswürdig sie mit unseren Daten umgehen.
Ihr könnt Comet kostenlos ausprobieren und selbst entscheiden, ob der Komfort die potenziellen Risiken aufwiegt. Achtet dabei darauf, welche Zugriffsrechte ihr vergebt und welche Daten ihr mit dem Browser teilt. Und behaltet im Hinterkopf: Wenn ein Dienst kostenlos ist, seid oft ihr das Produkt – oder zumindest eure Daten die Währung für zukünftige Geschäftsmodelle.