Was kann man bei Aldi nicht alles bekommen: Flips, Käse, Obst, Waschpulver, Mobilfunkkarten – und seit neuestem auch Musik. Als Stream. Aldi hat diese Woche einen eigenen Musik-Streamingdienst gestartet. Der nennt sich Aldi Life Musik und ist – wie soll es anders sein – ein Discount-Angabe. Für acht Euro im Monat bekommt man das, was woanders zehn Euro im Monat kostet. Aber was taugt das – und was ist da los?
Aldi macht in Musikstreaming. Was ist da los? Die erste Frage muss natürlich lauten: Was kann das Angebot?
Aldi hat nicht etwa einen eigenen Streamingdienst gestartet, das wäre viel zu aufwändig, sondern vermarktet ein bereits vorhandenes, eingeführtes Angebot unter eigenem Namen. Konkret verkauft Aldi den Streamingdienst Napster. Wenn man Aldi Life Kunde wird, dann wird man in Wahrheit Napster Kunde – und zahlt 7,99 EUR im Monat statt 9,99 EUR im Monat. Dafür gibt es 34 Millionen Musiktitel, freie Auswahl, Streamen aufs Handy mit der App und vieles andere mehr.
Nun gibt es ja bereits ein gutes Dutzend Musik-Streamingdienste, ob Spotify, Deezer, Apple Music oder Napster selbst. Wo liegen inhaltlich die Unterschiede?
In punkto Anzahl Musiktitel sind die Angebote der führenden Musikdienste durch die Bank vergleichbar: Sie haben alle 30 bis 34 Millionen Songs im Angebot. Sie haben alle passende Apps am Start, damit man die Dienste auf Mobilgeräten nutzen kann. Sie sind alle monatlich kündbar. Aldi Life Musik kann man 30 Tage kostenlos testen. Anders als Spotify hat Aldi Life Musik aber keine kostenlose Variante, die werbefinanziert Musik liefert. Das bietet Napster aber auch nicht an. Aldi Life Musik ist wirklich wie das Angebot von Napster – nur zwei EUR im Monat günstiger.
Ist Napster alias Aldi Life Musik genauso gut wie Apple Music oder Spotify?
Die ganz Großen können mehr. Apple bietet auch eigene Radiosender, kurierte Inhalte und einen direkten Draht zu den Künstlern. Spotify bietet nette Gimmicks wie zum Beispiel Musik für Jogger, die zum Laufrhythmus passt. Deezer ist mit kostenlosen Hörspielen gestartet. Napster ist in diesem Strauch meiner Meinung nach der deutlich schwächste Anbieter. Obwohl die Preise – mal abgesehen vom Discount-Preis von Aldi – alle gleich sind.
Der Discount-Preis von Aldi bedeutet ja auch, dass Aldi Musik noch günstiger verkauft als ohnehin schon. Wie entwickelt sich der Markt?
Der Streamingmarkt explodiert in Deutschland. Die Streaming-Einnahmen schossen in Deutschland im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 87 Prozent in die Höhe. Der Anteil der Streamingdienste am 686 Millionen Euro schweren Gesamtmarkt stieg dadurch auf 12,8 Prozent.
Vor einem Jahr waren es erst 7,7 Prozent. Was aber bedenklich ist: Aldi setzt durch die neuen Preise eine Preisspirale nach unten in Gang. Musiker verdienen an Streaming sowieso schon kaum etwas. Wenn die Preise nun einfach so um 20% fallen, sinken die Einnahmen weiter. Hier wird ein Kulturgut verschleudert und verramscht – das ist sehr bedenklich.