ChatGPT als Betriebssystem? Sam Altman will OpenAI zum „Microsoft der KI“ machen

von | 16.05.2025 | KI

OpenAI-Chef Sam Altman plant offenbar ein KI-Betriebssystem auf Abonnementbasis, das ChatGPT als Grundlage nutzen soll. Handelt es sich um Zukunftsmusik oder eine echte Bedrohung für Google und Microsoft Windows?

Gerade als wir dachten, wir hätten uns an die rasante Entwicklung von KI-Systemen gewöhnt, kündigt OpenAI-Chef Sam Altman bereits die nächste Revolution an: Er möchte OpenAI in eine Art „Microsoft der KI“ verwandeln – mit einem abonnementbasierten Betriebssystem, das auf ChatGPT aufbaut.

Von der Chatbot-App zum KI-Betriebssystem

Was vor zweieinhalb Jahren als einfacher Textgenerator begann, hat sich inzwischen zu einer wahren „Alles-App“ entwickelt. ChatGPT verfügt mittlerweile über eine eigene KI-gestützte Suchmaschine und hochentwickelte Modelle mit sogenannten „Reasoning“-Fähigkeiten, die selbstständig komplexe Probleme lösen können. Doch das scheint Altman nicht zu genügen.

In einer Diskussionsrunde bei Sequoia Capital’s KI-Event „AI Ascent“ teilte Altman seine ambitionierte Vision mit: „Wir wollen das zentrale KI-Abonnement der Menschen werden, die Standard-Schnittstelle zur Intelligenz. Nicht nur ChatGPT, sondern neue Oberflächen, die sich mehr wie Betriebssysteme anfühlen.“

Kenner der Branche ziehen bereits Parallelen zu Microsofts Strategie der 90er-Jahre, als Windows zum dominierenden Betriebssystem wurde. Der Unterschied: Statt Programme auf einer festen Plattform laufen zu lassen, könnte OpenAIs System als intelligente Schnittstelle dienen, auf der andere Anwendungen aufbauen.

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Sam Altman

Verschiedene Generationen, verschiedene Nutzungsweisen

Interessanterweise hat Altman auch beobachtet, wie unterschiedlich verschiedene Altersgruppen ChatGPT bereits jetzt nutzen:

„Ältere Menschen verwenden ChatGPT als Google-Ersatz. Menschen in ihren 20ern und 30ern nutzen es als eine Art Lebensberater. Und Studierende verwenden es bereits als eine Art Betriebssystem“, erklärte Altman.

Diese Beobachtung unterstreicht, dass jüngere Nutzer schon jetzt bereit sind, KI-Systeme tief in ihren Alltag zu integrieren. Laut Altman treffen College-Studenten kaum noch Lebensentscheidungen, ohne vorher ChatGPT zu konsultieren. „Es hat den vollen Kontext über jede Person in ihrem Leben und worüber sie gesprochen haben“, so der OpenAI-Chef.

Technische Herausforderungen bleiben

Trotz der ambitionierten Pläne räumt Altman ein, dass OpenAI noch nicht alle technischen Details ausgearbeitet hat. „Es könnte einige Anläufe brauchen, aber wir werden es schaffen“, versicherte er und fügte hinzu, dass das Endziel dieses Vorhabens darin bestehe, „eine unglaubliche Menge an Wohlstand“ für Menschen zu schaffen, die auf dieser Plattform aufbauen.

Die Vision ist zweifellos ehrgeizig – vor allem angesichts der Tatsache, dass OpenAI bereits im Januar 2025 zugab, selbst bei den teuren Pro-Abonnements für 200 Dollar im Monat Verluste zu machen. „Die Menschen nutzen es viel mehr als wir erwartet haben“, erklärte Altman damals.

Es gibt verschiedene ChatGPT Versionen: Wo sind die Unterschiede?
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Kritiker sehen Parallelen zum „Podcasting Bro“

Nicht alle sind von Altmans Visionen überzeugt. Bereits im vergangenen Jahr sorgte er für Schlagzeilen mit seinem „7-Billionen-Dollar-Plan“ zum Bau von 36 Halbleiterwerken und zusätzlichen Rechenzentren. Diese Idee wurde von TSMC-Führungskräften abgetan, die ihn als „Podcasting Bro“ bezeichneten, da der Plan nicht realisierbar schien.

Die Frage bleibt: Ist die Idee eines KI-Betriebssystems auf Abonnementbasis nur ein weiterer überzogener Traum, oder steht uns tatsächlich ein Paradigmenwechsel bevor, der unsere Art, mit Computern zu interagieren, grundlegend verändern wird?

Fazit: Eine Vision mit Fragezeichen

Die Idee eines KI-Betriebssystems klingt faszinierend, wirft aber auch zahlreiche Fragen auf: Wie wird die Datensicherheit gewährleistet? Wie hoch werden die Kosten für Endnutzer sein? Und nicht zuletzt: Wird OpenAI tatsächlich die technischen und finanziellen Ressourcen aufbringen können, um eine solche Vision zu verwirklichen?

Eines steht fest: Sollte es OpenAI gelingen, ein KI-Betriebssystem zu etablieren, das ähnlich dominant wird wie einst Windows im PC-Bereich, könnte dies die Machtverhältnisse in der Technologiewelt grundlegend verändern. Google und Microsoft sollten gewarnt sein – die nächste technologische Revolution könnte bereits in den Startlöchern stehen.