Am 10. Juni 2025 ist es erneut passiert: ChatGPT war über Stunden nicht erreichbar oder nur stark eingeschränkt nutzbar. Ob Privatnutzer, Unternehmen oder Entwickler – der digitale Alltag geriet bei vielen plötzlich ins Stocken.
Kein Prompt wurde beantwortet, gespeicherte Konversationen waren verschwunden, und auch über die API-Schnittstellen funktionierte nichts mehr. Ein globaler Ausfall der OpenAI-Dienste legte einen der meistgenutzten KI-Dienste der Welt lahm.
Was war los? Und viel wichtiger: Was sagt uns dieser Ausfall über unsere wachsende Abhängigkeit von zentralen KI-Diensten?

Der aktuelle Vorfall: Was wir wissen
Gegen 8:45 Uhr mitteleuropäischer Zeit meldeten erste Nutzer auf Plattformen wie X (ehemals Twitter), Reddit und Downdetector Probleme mit ChatGPT. Die Berichte reichten von langen Ladezeiten bis hin zu Fehlermeldungen beim Öffnen des Dienstes. Auch Sora – OpenAIs KI-Videogenerator – war betroffen. Entwickler, die ChatGPT über die API in ihren Anwendungen nutzen, berichteten von Ausfällen und abgebrochenen Anfragen.
OpenAI bestätigte zeitnah einen „Partial Outage“, also einen Teilausfall, der sowohl die Web-Version als auch API-Zugriffe betraf. Der Fehler wurde lokalisiert, Details zur Ursache wurden allerdings nicht veröffentlicht. Rund drei Stunden später begannen sich die Dienste langsam zu erholen – viele Nutzer berichteten aber auch am späten Vormittag noch von Störungen.
Kein Einzelfall: KI-Dienste sind keine Selbstläufer
Technische Probleme können immer auftreten – das ist bei digitalen Plattformen nichts Neues. Ob Cloud-Dienste wie AWS, Streaming-Anbieter oder E-Mail-Systeme: Komplett störungsfrei läuft kein Dienst. Doch bei ChatGPT fühlt sich ein Ausfall mittlerweile besonders schwerwiegend an – weil der Dienst für viele ein fester Bestandteil des digitalen Alltags geworden ist.
Künstliche Intelligenz ist längst keine Spielerei mehr. Sie ist ein Werkzeug, das in der Bildung, im Journalismus, in Unternehmen und sogar im Kundensupport eingesetzt wird. Und wenn dieses Werkzeug ausfällt, merkt man erst, wie zentral es geworden ist.

Das eigentliche Problem: Die wachsende Abhängigkeit
Ein solcher Ausfall legt ein strukturelles Problem offen: Die starke Zentralisierung unserer KI-Infrastruktur.
1. Monopolstellung einzelner Anbieter
Viele Nutzer – sowohl privat als auch geschäftlich – nutzen vor allem einen Anbieter: ChatGPT von OpenAI. Alternativen wie Claude von Anthropic oder Gemini von Google sind zwar verfügbar, aber längst nicht so etabliert. Wer Prozesse, Workflows und Tools auf ChatGPT aufgebaut hat, kann nicht mal eben auf eine andere Plattform umsteigen.
2. Hoher Integrationsgrad
In vielen Unternehmen ist ChatGPT inzwischen tief in bestehende Prozesse eingebunden – ob als Chatbot für Kundenanfragen, als Content-Generator oder als Assistenz in der Softwareentwicklung. Ein spontaner Wechsel auf eine andere KI bedeutet: Umstellung, Umschulung, technische Anpassung. Und das geht nicht über Nacht.
3. Mangel an offenen Standards
Ein großes Problem: Es fehlen einheitliche Standards, die den schnellen Wechsel zwischen verschiedenen KI-Modellen erleichtern. Prompts und Daten sind oft auf bestimmte Systeme abgestimmt. Wer heute alles auf OpenAI setzt, ist bei einem Ausfall de facto handlungsunfähig.
Was wir daraus lernen können (und sollten)
Solche Ausfälle sind nicht nur ärgerlich – sie sind auch eine Chance zur Reflexion. Wie in anderen Bereichen der IT gilt auch hier: Redundanz, Flexibilität und Ausfallsicherheit sind entscheidend. Unternehmen, Entwickler und auch ambitionierte Einzelanwender sollten sich Gedanken machen:
- Welche Prozesse hängen von ChatGPT (oder anderen KI-Modellen) ab?
- Gibt es für kritische Anwendungen Alternativen in der Hinterhand?
- Lassen sich Daten und Prompts so gestalten, dass sie übertragbar sind?
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für Plan B
Der ChatGPT-Ausfall vom 10. Juni 2025 ist ein Weckruf. Nicht nur für OpenAI, um die Stabilität seiner Dienste weiter zu verbessern – sondern vor allem für uns alle, die KI bereits aktiv im Alltag einsetzen.
KI-Tools sind mächtig, aber sie sind auch fehleranfällig. Wer sich zu stark auf nur einen Anbieter verlässt, macht sich verwundbar. Es ist daher höchste Zeit, über strategische Diversifikation, plattformunabhängige Datenstrukturen und offene Schnittstellen nachzudenken.
Denn der nächste Ausfall kommt bestimmt. Die Frage ist nur: Sind wir dann besser vorbereitet?
Weiterführende Infos: