Es gibt gerade eine Art Shooting-Star im App-Store von Apple: Eine App namens Clubhouse. Noch vor einer Woche hat in Deutschland kaum einer darüber gesprochen. Doch am Wochenende hat die App überraschende Popularität erlangt. Eine neue Art von Plattform für öffentliche Debatten. Was steckt dahinter – und wieso haben Datenschützer Magenschmerzen bei der neuen App aus USA?
In Insiderkreisen scheint Clubhouse in aller Munde zu sein.
In der Clubhouse App wird nicht geschrieben, es werden keine Fotos oder Videos hochgeladen und im Grunde auch nichts geliked. Clubhouse ist ein Debattenforum – hier wird ausschließlich geredet. Es gibt unzählig viele Räume in der App. In jedem Raum können sich Leute treffen und miteinander reden. Es gibt Vortragende, und jeder kann Fragen stellen oder etwas beitragen.
Aber nicht einfach reinrufen, sondern artig die Hand heben. Wenn man dran kommt, kann man auch sprechen. Das ist wie eine Mischung aus Telefonkonferenz und Podcast. Im Grunde ganz interessant. Wer zum Beispiel sonst Podcasts macht, kann hier alles live „senden“ – und gleich auf Fragen und Anregungen reagieren. Das ist schon ein interessantes Konzept.
Einladung zwingend erforderlich
Teilnehmen kann nur, wer eine Einladung von jemandem bekommt, der schon dabei ist. Jeder kann zwei andere Personen einladen. Mehr nicht. Trotzdem verbreitet sich Clubhouse derzeit schneeballartig. Vor allem in der sogenannten „Szene“, in Berlin. Unter Marketing-Leuten, Digital-Experten, Journalisten – aber auch Politikern. Christian Lindner und Saskia Esken sollen dort schon gesehen worden sein. Es ist also bislang eine recht elitäre Veranstaltung: Eine bestimmte „Schicht“, die vor allem ihresgleichen einlädt.
Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, bis die Attila Hildmanns dieser Welt bei Clubhouse landen und dort ihre Hetzreden halten können – oder Linksexreme ganz genauso. Denn Clubhouse ist super praktisch. Die App stellt eine Infrastruktur zur Verfügung, um bequem Menschen überall erreichen zu können, mit ihnen zu sprechen – und sogar in den Dialog zu treten.
Ich bin sicher, wir werden schon bald von solchen Missbrauchsfällen hören. Da alles live passiert, lässt sich das auch schwer verhindern. Am Ende wird man dann auch hier mit Blockaden arbeiten müssen. Aber das wird eine brandneue App erst mal personell und strukturell überfordern. Früher oder später wird Clubhouse dann sowieso ein Übernahmekandidat für eine großes Plattform sein. Angeblich ist Clubhouse durch das schnelle Wachstum bereits 100 Mio. Dollar wert.
In der Kritik wegen manhaftem Datenschutz
Es gibt gleich mehrere Knackpunkte, was den Datenschutz betirfft. Der erste und wohl wichtigste: das Adressbuch im Smartphone. Die App fordert nach der Installation den Benutzer gleich als erstes auf, der Anwendung Zugriff auf alle Kontakte im Adressbuch zu gewähren. Bedeutet: Theoretisch könnten alle Kontaktdaten abgegriffen und genutzt werden.
Auch von Personen, die die Clubhouse-App gar nicht nutzen. Eine ganz ähnliche Praxis haben Datenschützer in Europa in der Vergangenheit bei WhatsApp kritisiert – zu Recht. Auch versucht die App, Zugriff auf die Facebook-Follower zu bekommen. Allesamt schützenswerte Daten.
Clubhouse ist bislang kostenlos. Es gibt Clubhouse aber bislang nur für das Apple iPhone. Für Android ist noch keine Version vorhanden. Aufgrund des aktuellen, überraschenden Erfolgs von Clubhouse suchen die Betreiber Entwickler, die eine Android-Version entwickeln können. Aber das wird sicher noch was dauern.