DeepSeek: KI-Modell aus China als Alternative zu ChatGPT

von | 28.01.2025 | KI

Die KI-Modelle eines kleinen chinesischen Anbieters sind kostengünstig und leistungsstark: DeepSeek entpuppt sich als ernsthafte Alternative zu bekannten Chatbots. Was die KI aus China kann – und was das für alle bedeutet.

Die KI-Branche ist in hellem Aufruhr: Ein vergleichsweise kleines Startup aus China namens „DeepSeek“ hat in den letzten Tagen gleich mehrere beeindruckende KI-Modelle vorgestellt, die sich in Tempo und Fähigkeiten nicht hinter den großen Modellen von OpenAI, Meta oder Google nicht verstecken müssen.

DeepSeek übertrumpft ChatGPT O1

Im Gegenteil: Das neue „DeepSeek R1 ist einer der erstaunlichsten und beeindruckendsten Durchbrüche, die ich je gesehen habe – und als OpenSource ein tiefgreifendes Geschenk an die Welt”, kommentiert Marc Andreessen, einer der einflussreichsten Tech-Investoren im Silicon Valley.

Das am 20. Januar von DeepSeek vorgestellte KI-System „R1“ schlägt den bisher „intelligentesten“ Chatbot ChatGPT O1 (der nur zahlenden Kunden zur Verfügung steht) in diversen offiziellen „Benchmarks“ (Leistungsvergleich im Labor) in gleich mehreren Disziplinen – arbeitet aber zu 5% der Kosten.

Die Tatsache, dass ein KI-Unternehmen aus China in wenigen Monaten Entwicklungszeit einen KI-Chatbot entwickeln kann, der die eines Milliarden-Dollar-Konzerns wie OpenAI, aber auch das KI-Modell „LLama“ von Meta schlägt, beunruhigt die KI-Branche in den USA. Das setzt die Anbieter enorm unter Druck.

Die Benchmarks von DeepSeek stehen die KI aus China auf dem Level von O1
Die Benchmarks von DeepSeek stehen die KI aus China auf dem Level von O1

DeepSeek: ein Chatbot mit bemerkenswerten Fähigkeiten

Hintergrund: Das gerade vorgestellte „Deepseek R1“ ist ein KI-basiertes Dialogsystem (Chatbot), das auf großen Sprachmodellen („Large Language Models“, LLM) aufbaut und unterschiedliche Nutzergruppen im Blick hat. Entwickelt wurde es von einem internationalen Team, das zuvor an verschiedenen Forschungsinstituten tätig war und die Lernprozesse künstlicher Intelligenz verfeinern wollte.

Im Gegensatz zu ChatGPT, das im Wesentlichen auf Informationen aus einem festgelegten Datenzeitraum zurückgreift (Trainingszeitraum), bekommt DeepSeek regelmäßig aktuelle Datensätze hinzugefügt und ist so also stets aktuell.

Unterschiede zu ChatGPT

Die Entwickler betonen, dass DeepSeek sich in technischer Hinsicht in einigen Details deutlich von ChatGPT abheben soll. Ein wesentlicher Unterschied zeigt sich im Umgang mit sensiblen Informationen. DeepSeek will Daten nach eigenen Angaben stärker filtern und auf potenzielle Fehleingaben hinweisen. Das System ermöglicht außerdem flexible Erweiterungen, bei denen Firmen oder Forschungseinrichtungen eigene Datenbanken integrieren können – ähnlich den Erweiterungen, wie es sie auch für ChatGPT gibt.

Während ChatGPT eher Alltagsfragen abdeckt, richtet sich DeepSeek besonders an solche Anwendungen, in denen präzise Fachauskünfte gefragt sind. Dazu gehören zum Beispiel medizinische, juristische oder technische Themen, bei denen eine exakte und verlässliche Antwort wesentlich sein kann. Hier müssen sich Nutzer darauf verlassen können, dass die KI nicht „halluziniert“, also Antworten erfindet.

Die DeepSeek App gibt es für iOS und Android
Die DeepSeek App gibt es für iOS und Android

Einsatzbereiche und Kosten

Ob Privatpersonen oder Unternehmen: DeepSeek steht prinzipiell allen kostenlos zur Verfügung. Eine kostenfreie Basisversion im Web (chat.deepseek.com) erlaubt allgemeine Abfragen. Wer mag und über die technischen Fähigkeiten verfügt, kann sich auch eine lokale Version auf dem eigenen Rechner einrichten.

Die Nutzung ist auch in Deutsch möglich, allerdings gibt es hier mitunter noch Schwierigkeiten, da DeepSeek im Wesentlichen für Chinesisch und Englisch entwickelt wurde.

Für professionelle Einsätze existieren kostenpflichtige Lizenzmodelle, die einen erweiterten Funktionsumfang bieten. Hierzu zählen etwa das Anbinden eigener Datenspeicher oder spezielle Sprachpakete für die Arbeit in mehrsprachigen Teams. DeepSeek ist erkennbar dafür gemacht, für spezielle Aufgaben im Unternehmensumfeld eingesetzt zu werden.

OpenAI ist mit ChatGPT O1 ein Durchbruch gelungen: Die erste KI, die "nachdenkt" und damit in vielen Bereichen bessere Ergebnisse liefert
OpenAI ist mit ChatGPT O1 ein Durchbruch gelungen: Die erste KI, die „nachdenkt“ und damit in vielen Bereichen bessere Ergebnisse liefert

Funktionsweise und Technik

DeepSeek nutzt so wie andere Chatbots sogenannte neuronale Netze, die Sprache in Kontext und Bedeutung zerlegen. Besonders ist die Einbeziehung mehrerer Datenquellen: Neben öffentlich verfügbaren Texten können eigene Fachpublikationen oder Dokumente hinzugefügt werden. Das System lernt im laufenden Betrieb und soll durch wiederholtes Training stets auf dem aktuellen Stand bleiben.

Ein Schwerpunkt ist die Transparenz der verwendeten Quellen: DeepSeek verweist gezielt auf mögliche Unsicherheiten bei Quellen und verweigert Antwortversuche, sollten relevante Informationen nicht eindeutig sein. Dadurch entsteht ein Dialogmodell, das im Idealfall präzisere Treffer ermöglichen soll als vergleichbare KI-Angebote.

Bedeutung als Alternative

Mit DeepSeek wächst das Angebot an KI-Systemen (Chatbots), ein Bereich, der bislang vor allem von wenigen großen Plattformen wie ChatGPT oder Gemini von Google dominiert wird. Die Auswahl an konkurrenzfähigen KI-Modellen wird größer. Das setzt die KI-Unternehmen weiter unter Druck, schneller besser zu werden – und die KI-Modelle günstig anzubieten.

Schieb App