Beim Internet Explorer 8 bemühen sich die Entwickler sichtbar, einen standardkonformen Browser anzubieten. Davon profitieren alle.
Wer mit dem Gestalten und Bauen von Webseiten sein Geld verdient, braucht vor allem eins: Geduld. Jeder Browser verhält sich ein bisschen anders, stellt Webseiten anders dar. Eine Webseite, die auf dem Apple Macintosh mit dem Safari-Browser betrachtet klasse aussieht, macht mit dem Internet Explorer unter Windows möglicherweise eine völlig schlechte Figur. Umgekehrt dasselbe. Auch Firefox und Opera stellen Webseiten schon mal gerne anders dar als die Konkurrenz.
Internet Explorer respektiert Standards
All das macht deutlich: Auch Standards sind eben Auslegungssache. Der Internet Explorer fällt in diesem Zusammenhang besonders aus dem Rahmen. Microsofts Browser treibt Webseitenentwickler regelmäßig in die Verzweiflung, hier gibt es besonders viele Ausnahmen. Das soll sich mit dem neuen Internet Explorer 8 nun ändern. Seit dieser Woche kann die deutschsprachige Betaversion des Internet Explorer 8 auf der Microsoft-Homepage herunter geladen werden. Sie ist für Entwickler gedacht, noch nicht für Endbenutzer.
Das ehrgeizige Ziel der Entwickler aus Redmond: Den Internet Explorer nun endlich standardkonform zu machen. So absolviert der IE8 zum Beispiel mühelos den Browser-Test Acid2. Ein gutes Zeichen, denn hier werden eine Reihe wichtiger Standards im Browser abgeprüft. Bisher ist der Internet Explorer an Acid2 kläglich gescheitert. „Auch der Webstandard CSS 2.1 soll künftig ohne Wenn und Aber unterstützt werden“, erklärt Browser-Experte Daniel Melanchthon von Microsoft auf einer Veranstaltung in Hamburg.
IE besteht erstmals Acid2-Test
Microsoft bittet Entwickler und HTML-Experten um Feedback, um etwaige Schwierigkeiten und Stolperfallen im IE8 zu beseitigen. In letzter Zeit setzt das Unternehmen immer öfter auf Dialog statt auf Konfrontation – was den Produkten gut bekommt. Da speziell auf den Internet Explorer optimierte Webseiten unter dem IE8 eine schlechte Figur machen würden, darunter auch Microsofts Webseiten, beherrscht der Internet Explorer 8 zwei Betriebsmodi: Im IE7-Modus werden die Webseiten wie bisher behandelt. Im neuen Betriebsmodus werden Webseiten dargestellt wie in anderen Browsern auch. Normalerweise soll automatisch der passende Modus gewählt werden, der Benutzer kann aber auch manuell umschalten.
Es gibt aber auch einige interessante neue Funktionen. Ein kleines, aber feines Detail im ist zum Beispiel das so genannte „Domain Highlighting“: Microsofts neuer Browser markiert in der Adresszeile die Domain der angesurften Webseite. Der Benutzer kann so auf einem Blick erkennen, auf welcher Webseite er sich eigentlich gerade befindet. Das ist deswegen praktisch, weil Betrüger gerne besonders lange Internetadressen generieren, die so aussehen, als ob man auf einer vertrauenswürdigen, seriösen Webseite vorbei surft, in Wirklichkeit wird aber eine betrügerische Webseite angesteuert. Dank Domain Highlighting lässt sich das nun besser erkennen.
Webslices und Activities
Außerdem neu sind zwei Funktionen, die Microsoft „Webslices“ und „Activities“ nennt. Webslices sind gewissermaßen dynamische Lesezeichen mit Vorschau-Funktion. Einmal angelegt, lässt sich eine Webseite oder ein Detail einer Webseite im Blick behalten. Auf diese Weise kann man zum Beispiel eine eBay-Auktion überwachen oder die Wettervorhersage abrufen, ohne die eigentliche Webseite verlassen zu müssen. Die Preview erscheint in der Favoriten-Liste.
Activities hingegen erlauben, Daten aus einer bereits angesteuerten Webseite zu übernehmen und woanders zu übernehmen. Die Technologie ermöglicht zum Beispiel das bequeme und schnelle Nachschlagen in Online-Lexika oder Onlineshops. Wo man früher mit „Copy and Paste“ Texte markieren, kopieren und übernehmen musste, reicht jetzt ein Rechtsklick – und man kann woanders nachschlagen. Praktisch.
Webseitenbetreiber, die Webslices und Activities gezielt unterstützen wollen, müssen ihre Webseiten entsprechend erweitern, was allerdings mit nur wenig Aufwand verbunden ist. Da es mittlerweile auch Add-Ons für Firefox gibt, die dasselbe im quelloffenen Browser ermöglichen, ist zumindest schon mal sichergestellt, dass diese neuen Funktionen keine Eigenheit des IE8 bleiben. Der Internet Explorer wird noch eine Weile getestet. Mit dem offiziellen Start des IE8 wird nicht vor der zweiten Jahreshälfte gerechnet.